Originalpremiere: 2005
25.08.2005
FSK 6
Abgehauen: Der alternde Film-Cowboy Howard (Sam Shepard) galoppiert auf seinem Mustang durch die Wüste von Nevada, weg vom Set seines neuen Films, wo man auf ihn, den Helden, unmöglich verzichten kann. Verfolgt von dem penetranten Versicherungsagenten Sutter (Tim Roth), besucht er nach 30 Jahren das erste Mal seine Mutter (Eva Maria Saint), die ihm nicht nur seine von Skandalen begleitete Schauspielkarriere vor Augen führt, sondern ihm auch noch erzählt, dass er vermutlich ein Kind hat. Die Suche nach diesem Kind, das mittlerweile ein junger Mann (Gabriel Mann) geworden ist, wird zu einer turbulenten Suche nach sich selbst, beginnend in dem kleinen Ort, in dem er seinen ersten großen Film drehte und wo er Doreen (Jessica Lange) wiedertrifft, die trotz der vergangenen Jahre nichts von ihrer Schönheit verloren hat. Bald entdeckt er, dass der eigentliche Grund für seinen "Ausflug" die eine, große Angst vor Einsamkeit und Heimatlosigkeit war - und dass er gar nicht so allein auf der Welt ist, wie er dachte. Mit eindrucksvollen Bildern, hochkarätigen Schauspielern und starken Farben schildert Wim Wenders in diesem preisgekrönten, melancholisch-skurrilen Roadmovie, wie der Parade-Cowboy der Leinwände nach seinem wirklichen Leben sucht und dabei mehr als nur einen Grund entdeckt, sein exzessives Dasein in Scheinwelten und Oberflächlichkeiten zu beenden. Er findet die Familie, die er zwar nie haben wollte, aber jetzt umso mehr vermisst, und schafft es endlich, sich von den aufgesetzten Klischees des "Lonesome Cowboy" zu lösen. Dabei wird der Stoff, der einem Drama zur Ehre gereichen würde, unglaublich leicht und mit viel Sinn für Situationskomik erzählt, begleitet von einem bemerkenswerten Soundtrack, der immer wieder Teil der Handlung wird, wenn Earl (Gabriel Mann) seine Gitarre zur Hand nimmt. "Don't Come Knocking", unter anderem nominiert für die Goldene Palme und den Deutschen Filmpreis, macht daher vor allem mit seiner außergewöhnlichen Farbigkeit und den ikonenhaften Bildeinstellungen auf sich aufmerksam, wofür der Kameramann Franz Lustig ("Land of Plenty", "2 oder 3 Dinge, die ich von ihr weiß") mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Wim Wenders erhielt seit 1982 zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen (darunter den Goldenen Löwe für "Der Stand der Dinge", die Goldene Palme für "Paris, Texas", die Goldene Kamera für "Buena Vista Social Club"), und er wurde 2005 als erster Regisseur mit dem Orden "Pour le Merite" für Wissenschaft und Künste geehrt.
(ZDF)
Wim Wenders sagt selbst, dass er am meisten aus der Malerei schöpfe. Seine Affinität zu stilistisch perfektionierten Bildern zeigt sich stets, doch "Don't Come Knocking" ist ein Paradebeispiel dafür, wie stark sich Wenders auf die Visualität etwa eines Edward Hoppers beruft. Er erzählt weniger eine Geschichte mit Bildern, als dass er dem Zuschauer ein visuell-narratives Kunstwerk vorführt. "Don't Come Knocking", 2005 nominiert für die Goldene Palme und den Europäischen Filmpreis, macht vor allem mit seiner außergewöhnlichen Farbigkeit und den ikonenhaften Bildeinstellungen auf sich aufmerksam.
(NDR)