Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: "Childhood's End"

Syfy verwurstet Klassiker der Science-Fiction-Literatur von Arthur C. Clarke - von Marcus Kirzynowski
(21.12.2015)

Setzt eher auf Horror-Effekte als auf philosophische Fragen: "Childhood's End"
Setzt eher auf Horror-Effekte als auf philosophische Fragen: "Childhood's End"

Die Ankunft einer außerirdischen Spezies auf der Erde ist eines der ältesten Themen der fantastischen Literatur - angefangen bei H.G. Wells' "Krieg der Welten". Die Motive der technisch meist weit überlegenen Aliens schwanken dabei von friedlich über potentiell bedrohlich bis offen feindselig. In  "Childhood's End", einem Roman des vor allem durch "2001 - Odyssee im Weltall" bekannt gewordenen Arthur C. Clark von 1953, sind die Absichten der außerirdischen Besucher besonders undurchsichtig. Nach mehr als 60 Jahren hat der amerikanische Kabelsender Syfy den Stoff erstmals für sein Vorweihnachtsprogramm verfilmt, als Miniserie mit einer gut vierstündige Bruttolaufzeit.

Die Ausgangsidee ist ohne Zweifel höchst faszinierend: In naher Zukunft erscheinen riesige Raumschiffe über den großen Städten der Erde. Die Besucher (von den Medien schnell als Overlords tituliert) kommunizieren zunächst mit den Menschen, in denen sie ihnen in Gestalt verstorbener Angehöriger erscheinen. Später küren sie den Farmer Ricky Stormgren (Mike Vogel) aus Missouri als menschlichen Botschafter aus, der als einziger mit Karellen, dem außerirdischen "Supervisor" für die Erde, sprechen darf. Allerdings nie von Angesicht zu Angesicht, Ricky hört immer nur dessen Stimme. Die Overlords versichern, in Frieden zu kommen und der Menschheit helfen zu wollen, den destruktiven Weg umzukehren, den sie eingeschlagen hat. Durch die Ankunft der Aliens enden alle Kriege quasi über Nacht, die Menschheit vereint sich. Die überflüssig gewordenen Kriegsschiffe können eingesetzt werden, um Lebensmittel nach Afrika zu transportieren, und mit den Ölpipelines werden die Wüsten bewässert.

Jahre später ist die Erde ein Paradies geworden, Hunger, Krieg, Umweltverschmutzung und Leid gehören der Vergangenheit an. Allerdings auch die wissenschaftliche Neugier, die durch das erreichte Utopia ebenso überflüssig geworden ist wie die traditionellen Religionen. Ersteres stört etwa den jungen Astrophysiker Milo (Osy Ikhile), der sich vom gelähmten Ghettokid nach oben gearbeitet hat und davon träumt, zu den Sternen zu fliegen. Letzteres beschäftigt nur noch einige wenige Christen, die dem Frieden nicht trauen und in den Overlords falsche Propheten sehen. Das liegt vor allem an deren äußerlicher Gestalt, denn als Karellen sich 15 Jahre nach der Ankunft endlich zeigt, stellt sich heraus, dass das Aussehen der Aliens sehr negative Assoziationen hervorruft.

Was hätte man aus diesem Stoff alles machen können! Clark spannt in seiner Geschichte einen weiten Bogen von einer klassischen "Begegnung der dritten Art" über die Verwirklichung des irdischen Utopia bis zur Auslöschung der Menschheit in ihrer bisherigen Form (darauf bezieht sich der Titel). Im Kern geht es dabei um die Frage, was einen Menschen ausmacht, ob Frieden, Wohlstand und (scheinbare) Sicherheit es wert sind, dafür seinen Forscherdrang, seine Kultur, letztlich seine Individualität aufzugeben. Ist der Mensch dann noch mehr als ein Tier im Zoo, geschützt, gefüttert und von überlegenen Wesen ruhiggestellt? In der TV-Fassung werden diese Fragen allerdings allenfalls am Rande gestreift. Im ersten Teil formiert sich zwar eine Widerstandsbewegung unter dem von Colm Meaney ( "Star Trek - Deep Space Nine") gespielten Verleger Wainwright, die aber schnell abgehandelt wird. Im zweiten Teil steht die Therapeutin Peretta Jones (Yael Stone aus  "Orange is the New Black") für den Untergang der (hier natürlich christlichen) Religion. Das bietet Platz für einige Erbauungsdialoge, wie sie fürs amerikanische Mainstreamfernsehen typisch sind und die vielen Europäern eher unangenehm aufstoßen. Der Verlust wissenschaftlicher Neugier wird hingegen nur kurz thematisiert.

Eigentlich hatte man gute Vorsätze: Plakat zu "Childhood's End"
Eigentlich hatte man gute Vorsätze: Plakat zu "Childhood's End"

Statt sich diesen interessanten gesellschaftlichen und philosophischen Fragen zu stellen, konzentriert sich Drehbuchautor Matthew Graham (Ko-Schöpfer des britischen  "Life on Mars") eher auf die äußere Handlung, die im Tempo eines Stationendramas abgehakt wird. Eigentlich sollte es der Vorteil einer Miniserie gegenüber einem Kinofilm sein, dass sie genügend Zeit bietet, auch einer komplexen Romanhandlung gerecht zu werden. Zeit lassen sich die Macher aber mehr für lange Effekt- und Gruselsequenzen als für tiefgründige Dialoge. Da scheinen etwa wiederholt minutenlang UFO-Strahlen durch Fenster und Türritzen, wenn die Overlords Kontakt mit Ricky aufnehmen wollen. Manche Handlungsstränge verlaufen auch komplett im Nichts, etwa wenn Ricky immer wieder seine tote erste Ehefrau erscheint ("Solaris" lässt grüßen), der angedeutete Konflikt mit seiner jetzigen Lebenspartnerin aber nie zum Ausbruch kommt. Einerseits lenken solche herkömmlichen privaten Konstellationen wie diese Dreiecksgeschichte zu sehr vom großen Ganzen ab, andererseits verkommt die Geschichte im Laufe des zweiten Teils zunehmend zu Kinderhorror ? la "Der Exorzist" oder "Das Dorf der Verdammten".

Die Special Effects sind dabei nicht schlecht, insgesamt ist die Optik aber in den 1980er Jahren steckengeblieben. Wohl aus Kostengründen wurde in Australien gedreht, obwohl die Handlung überwiegend in den USA spielt, stilistisch erinnert die Serie an ähnliche B-Produktionen von Syfy, die sonst meist in Kanada hergestellt werden. Während die Bilder der riesigen Raumschiffe über New York zwar bei "Independence Day" geklaut sind, aber trotzdem überzeugen, wirkt Charles Dance als Karellen in der Mischung aus billigem Plastikkostüm und CGI eher wie die Action-Figur zur Serie als wie ein bedrohlicher Dämon.

Durchwachsen sind auch die schauspielerischen Leistungen. Mike Vogel ( "Under the Dome") bleibt in der Hauptrolle blass, während renommierte Serienstars wie Colm Meaney und Julian McMahon ( "Nip/Tuck") nicht viel Gelegenheit bekommen zu glänzen. Überzeugend sind Yael Stone und mit Abstrichen auch der amerikanisch-australische Schauspieler Ashley Zukerman ( "The Code"). Dance kann nur mit seiner Stimme brillieren.

Insgesamt ist die TV-Umsetzung des Stoffes, obwohl leidlich unterhaltsam, eine vertane Chance. Die Macher (zu den ausführenden Produzenten zählt immerhin Akiva Goldsman, der für sein Drehbuch zu "A Beautiful Mind" den Oscar bekam) setzen zu stark auf die oberflächlichen Elemente der Geschichte (zwischenmenschliche Konflikte, übersinnliche Fähigkeiten, unheimliche Kinder) und vernachlässigen deren tieferen Kern. Zudem fehlten ihnen anscheinend die finanziellen Mittel, um die Verfilmung über das B-Film-Niveau heben zu können. Man kann sich nur vorstellen, wie das Ergebnis ausgefallen wäre, hätte sich ein Premiumsender wie etwa HBO des Stoffes angenommen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Doppelfolgen der Serie.

Meine Wertung: 3/5


Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Syfy


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare