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TV-Kritik/Review: Frau Temme sucht das Glück
(23.01.2017)
Zu allem Übel bekommt Carla auch noch einen neuen Kollegen aufs Auge gedrückt. Frank Weber ist ein regelrechtes Ekelpaket, wie es im Buche steht: arrogant und ohne jeden Skrupel, wenn es darum geht, verzweifelten Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das passt Carla so gar nicht in den Kram, ist sie doch ein Mensch mit einem guten Herzen und hohen Moralansprüchen, so dass die ersten Reibereien nicht lange auf sich warten lassen. Derweil wird auch klar, warum Herr Färber die ungewöhnliche Versicherung wünscht, denn er arbeitet in einer Hähnchenfabrik und bisher ist jeder Mann in seiner Familie durch seinen jeweiligen Beruf zu Tode gekommen. Ein gefundenes Fressen für Herrn Weber, während Carla alles daran setzt, ihrem Klienten die absurd hohe Versicherung auszureden.
Privat bekommt Carla Unterstützung von ihrer Schwester Hannah, die allerdings das komplette Gegenteil von der risikoscheuen Pragmatikerin ist. Hannah lebt von einem Tag auf den nächsten, was sich an ihrem wechselnden Berufen sowie wechselnden Liebhabern zeigt, während Carla bereits seit 12 Jahren in derselben Firma tätig ist. Bei einem Spaziergang begegnen die Schwestern dem Schweden Mikael, der gerade einen eigenen Antiquitätenladen eröffnen will. Carla ist zugleich fasziniert und entsetzt von dem Mann, da er in sämtlichen Punkten ihrem Weltbild widerspricht. Mikael ist ein unbekümmerter Freigeist, der sich um nichts zu sorgen scheint und keine einzige Versicherung besitzt.
Das kann Frau Temme natürlich nicht auf sich sitzen lassen und gibt dem amüsierten Schweden einen Termin bei ihrer Versicherung. Nicht alles im Leben lässt sich kontrollieren und das ist auch sofort ersichtlich. Dafür hätte es nicht einmal mehr Hannah gebraucht, die ihrer Schwester, kaum sind sie aus dem Laden, vorhält: "Du stehst auf den". Es kommt also ein innovativer Kopf-gegen-Herz Konflikt auf die Zuschauer zu. Da ist es schon interessanter, als das Ende der ersten Folge Carlas Vergangenheit etwas näher beleuchtet wird. Sie war verheiratet, bis sie ihr Mann vor 10 Jahren plötzlich verschwand. Da liegt also der Grund für Carlas Kontrollwahn. Irgendwo verständlich. Auch Mikael plaudert aus dem Nähkästchen. Er hat in Schweden seine Ex-Freundin zurückgelassen und per SMS Schluss gemacht. Anscheinend ist er doch nicht so selbstbewusst und unbedarft, wie er sich immer gibt.
Von der humorvollen Versicherungs-Thematik einmal abgesehen setzt die Serie auf charmante, aber etwas einseitige Charaktere. Es gibt die verkopfte, aber herzensgute Protagonistin, ihre leicht verrückte Schwester, den Freigeist Mikael als love-interest und einen intriganten neuen Kollegen als Gegenspieler. Soweit reißt einen das ganze Konzept noch nicht vom Hocker. Allerdings nimmt die Serie in der zweiten Folge deutlich an Fahrt auf, die Figuren werden komplexer und die Handlungsmotive deutlicher. Ansonsten folgt die Serie einer Fallstruktur, das heißt in jeder Folge der sechsteiligen Produktion wird, wie aus Anwalts- oder Arztserien bekannt, ein neuer Fall abgehandelt. So geht es in der zweiten Folge um einen nicht minder absurden Fall: eine Frau, die kurz vor der Hochzeit steht, will die Treue ihres Mannes versichern lassen. Der Fall gestaltet sich jedoch anders, als auf den ersten Blick gedacht und zudem kann Carla für sich die Erkenntnis ziehen, dass man trotz aller möglichen Versicherungen niemals alles im Leben absichern lassen kann. Das veranlasst sie einen Schritt auf Mikael zuzugehen, doch schnell bereut sie, ein Risiko eingegangen zu sein.
Trotzdem sich die Dramedy teilweise sehr voraussehbar gestaltet, parodiert sie doch auf gekonnte und humorvolle Weise den deutschen Versicherungs- und Bürokratiewahn und weiß damit zu unterhalten. Die Fälle, um die sich Carla und ihre Kollegen kümmern müssen, sind stets sehr absurd und werden dadurch interessant, da sie einen Einblick in die menschliche Psyche geben. Da fragt man sich automatisch, was passieren würde, wenn es tatsächlich eine solche Versicherung geben würde. Insgesamt ist die Serie also durchaus zu empfehlen, vor allem wenn man ein Fan von skurril-charmanten Humor und deutschen TV-Produktionen ist.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie.
Jana Bärenwaldt
© Alle Bilder: ARD/Michael Boehme und Jens van Zoes
Leserkommentare
Horatio schrieb am 04.02.2017, 18.56 Uhr:
Zwei Folgen gesehen, nicht überzeugt.Leider hat sich meine Einschätzung aus Drostes schwacher Performance in »Mord mit Aussicht« bewahrheitet, dass Meike Droste keine Hauptrolle, sondern eigentlich nur Nebenrolle kann.Darstellerisch hat Droste nur drei Gesichter: »Verblüffung«, »Enttäuschung« und »Grinsen«. Für eine tragende Rolle ist mir das zu wenig.Leider ist auch der restliche Cast, darunter auch der eigentlich von mir geschätzte Brambach, auf unwitzige Klischeerollen reduziert worden. Ausserdem fehlt den Geschichten ein politisch unkorrekter / anarchistischer Biss.Warum wird so etwas gleich prominent auf dem 20 Uhr-Slot gesendet? (Als Versuchsballon) auf dem Vorabendsendeplatz wäre Frau Temme besser aufgehoben gewesen.User 829013 schrieb am 24.01.2017, 19.48 Uhr:
Danke für die 'Kritik'; so kann man schon mal erahnen, was da auf einen zukommen wird.
Die sich zum Ende hin häufenden Fehler in Rechtschreibung und Zeichensetzung müssen aber nicht unbedingt sein, oder? An Zeitnot beim Erstellen der Kritik mag ich nicht so recht glauben....
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