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TV-Kritik/Review: Gotham

TV-Kritik zur Batman-Vorgeschichte - von Marcus Kirzynowski
(02.10.2014)

Einige der Bewohner von Gotham: (zukünftige) Gangster, die Cops Bullock und Gordon, der junge Bruce Wayne und Butler Alfred
Einige der Bewohner von Gotham: (zukünftige) Gangster, die Cops Bullock und Gordon, der junge Bruce Wayne und Butler Alfred


Während Superman respektive Superboy immer mal wieder Held eigener Fernsehserien war, von  "Superman - Die Abenteuer von Lois & Clark" bis  "Smallville", hatte es der zweite große Superheld aus dem Hause DC Comics im TV ungleich schwerer. Seit der von einigen kultisch verehrten  "Batman"-Serie von 1966 mit Adam West tauchte der Dunkle Ritter nur noch in Animationsserien auf, aber nicht mehr in Fleisch und Blut. Aus seinem Umfeld gab es immerhin noch  "Birds of Prey", eine Serie, die einige weibliche Heldinnen aus Gotham City in den Mittelpunkt stellte. Etwas näher heran an den Kern des Mythos rückt nun FOX mit seiner heiß erwarteten Serie  "Gotham", auch wenn diese im Grunde eine weitere Batman-Serie ohne Batman werden soll. Sie zeigt nämlich, wie der junge Bruce Wayne zu dem Mann heranreift, der einmal als maskierter Rächer die schillernde Unterwelt der Stadt in Schach halten wird. Gleichzeitig sollen wir Zeuge werden, wie sich seine zukünftigen Gegenspieler zu den psychopathischen Ober-Bösewichten entwickeln, die ihm das Leben schwer machen werden. Im Mittelpunkt steht aber eine der konstantesten Figuren der Batman-Erzählungen, der in fast allen Varianten, sei es im Comic, Film oder TV, eine wichtige Rolle einnimmt: James "Jim" Gordon, der spätere Polizeichef.

In der Pilotfolge kommt er aber erst einmal als junger Detective in die Stadt, um seinen Dienst beim Gotham City Police Department anzutreten, einer - wie sich schnell herausstellt - durch und durch korrupten Behörde. Sein erster Fall wird ausgerechnet die brutale Ermordung von Bruce Waynes Eltern bei einem Raubüberfall in einer dunklen Seitenstraße. Diese längst ikonisch gewordene Szene, ebenfalls fester Bestandteil des Mythos, bildet dann auch den Auftakt der gesamten Serie. Hier begnügten sich die Macher um  "The Mentalist"-Schöpfer Bruno Heller und Regisseur Danny Cannon allerdings mit einer leichten Variation der bekannten Szene: Die Perlenkette der Mutter zerreißt, der etwa 12-jährige Bruce kniet verzweifelt neben den toten Eltern nieder und schmettert ein unbeabsichtigt an Darth Vaders nachsynchronisierten Schrei aus der neuesten Schnittfassung von "Das Imperium schlägt zurück" erinnerndes "Nooooo....".

Dem gerechtigkeitsliebenden, nach den Regeln spielenden Gordon (Ben McKenzie) wird ein Partner zur Seite gestellt, der kaum ungleicher sein könnte: der raubeinige Detective Harvey Bullock (Donal Logue), der gerne mal einen zu Verhörenden hart rannimmt und wie fast alle anderen Cops in der Stadt hier und da die Hand aufhält. Zwar haben sie schon bald einen vermeintlichen Mörder überführt, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht: Er ist nur ein Bauernopfer, das der oberste Pate der Stadt, Carmine Falcone (John Doman), der Öffentlichkeit präsentieren wollte, um den streng ausbalancierten Frieden zwischen Bürgern und organisiertem Verbrechen nach dem Mord an dem angesehenen Ehepaar Wayne zu sichern. Während Gordon und Bullock ihren mehr oder weniger konventionellen Ermittlungen nachgehen, die so ähnlich auch in jedem Crime-Procedural auf NBC oder CBS ablaufen könnten, rücken immer wieder Figuren in den Fokus, die Assoziationen wachrufen: Die junge Taschendiebin Selina Kyle hat den Mord beobachtet, ihr Spitzname Cat und ihre bevorzugte Art der Fortbewegung über die Dächer deuten auf ihre Zukunft als Catwoman hin. Oswald Cobblepot - Markenzeichen: pinguinhafter Gang - ist hier noch ein in der Rangordnung eher niedrig gestellter Handlanger der Gangchefin Fish Mooney. Und Edward Nygma (Corey Michael Smith), der spätere Riddler, arbeitet als Forensiker für die Polizei.

Aber reicht es, ab und zu einen Namen fallen zu lassen, der Batman-Fans aufhorchen lässt, um die Serie wirklich von all den Cop-Shows abzuheben, die Woche für Woche die Programme vor allem der großen US-Networks bevölkern? Nach etwa der Hälfte der Auftaktfolge kommen hier zumindest Zweifel auf. Zu konventionell gestaltet Drehbuchautor Heller die Routine der Ermittlungen von Good Cop und Bad Cop - Verhör, Schießerei, In-die-Falle-Tappen etc. -, so dass am Ende ein etwas schales Gefühl bleibt: War das etwa schon alles?

Ein aufrechter Polizist: Detective Jim Gordon (Ben McKenzie)
Ein aufrechter Polizist: Detective Jim Gordon (Ben McKenzie)


Tatsächlich rollt die zweite Folge dann einen ganz neuen Fall der Woche auf, was erst einmal schlimmste Befürchtungen zu bestätigen scheint, hier doch nicht mehr als "CSI: Gotham" vorgesetzt zu bekommen. Jedoch gestaltet sich der zweite Fall deutlich interessanter und in seiner Überdrehtheit auch comichafter: Eine Gangsterbande betäubt und entführt unter der Tarnung als barmherzige Helfer auf der Straße lebende Kinder. Gaststar Lili Taylor darf hier als leicht verrückte Entführerin auftrumpfen, was ihr sichtlich Freude bereitet. Insgesamt erinnert der Storystrang angenehm an ähnliche Verrücktheiten aus den Burton-/Schumacher-Kinofilmen der späten 1980er und 1990er Jahre, ohne ins Lächerliche abzugleiten. Gleichzeitig wird auch die übergreifende Hintergrundgeschichte weitererzählt, die sich vor allem mit dem organisierten Verbrechen beschäftigt, das die Stadt fest im Griff hat - und das auch an der Ermordung der Waynes nicht ganz unschuldig zu sein scheint.

Auch Cobblepot, der von den künftigen Superschurken im Piloten die meiste Screentime bekommt, verschwindet in Folge 2 nicht etwa vorübergehend von der Bildfläche, sondern wird weiter begleitet. Dadurch, dass immer mehrere dieser Figuren pro Folge untergebracht werden, wirken diese aber auch etwas überfrachtet. Vielleicht wäre es sinnvoller, sich hier auf einen Gegenspieler pro Episode zu beschränken, da in den je 45 Minuten ohnehin sehr viel untergebracht werden muss: Fall der Woche, Story-Arcs und dann auch noch Bruce Wayne. Der stellt sich übrigens schnell als verzichtbarstes Element des Konzepts heraus: Seine wenigen Auftritte wirken eher so, als hätten sich die Macher eine Batman-Serie ganz ohne Bruce Wayne dann doch nicht getraut. Was genau soll er aber mehrere Staffeln lang machen, bevor er endlich zum ersten Mal das Fledermauscape überziehen darf? Vielleicht verschwindet er ja mehrere Jahre in einem Erdloch wie sein älteres Ich bei Christopher Nolan.

Womit wir bei der Frage wären, ob "Gotham" eher in der Tradition der märchenhaft-verspielten Welt aus den Tim-Burton-Filmen steht oder dem "realistischeren" Ansatz von Nolans "Dark Knight"-Trilogie folgt. Ganz eindeutig ist diese zwar nicht zu beantworten, insgesamt tendiert die Stimmung aber eher zu Burton, nicht nur, weil der (zukünftige) Pinguin hier so eine zentrale Rolle spielt. In Hellers Gotham gibt es zwar keinen zuckerwatteartigen Schnee und keine riesigen Clownfiguren, aber zumindest vereinzelte Gargoyles an den Hausfassaden und Gangster, die eher einem Bilderbuch als einem Handbuch für Terrorismusbekämpfung entsprungen sein könnten. Auch der Score von Graeme Revell erinnert zumindest leicht an Danny Elfman.

Überzeugend ist vor allem der Look der Serie: düster, heruntergekommen, molochartig erscheint Gotham. Der Titel wird dadurch gerechtfertigt, dass die Stadt tatsächlich eine zentrale Rolle spielt. Ein Hauch von "Blade Runner" liegt über der Szenerie mit ihren Straßenschluchten, in die die sich aneinander reihenden Wolkenkratzer keinen Sonnenstrahl durchlassen. Die Stadt wirkt nie wie ein einfach abgefilmtes Manhattan (wie bei Nolan), sondern wie eine dunkle Phantasiewelt, in der eben auch ein Pinguin oder eine Catwoman ihren Platz haben können. Gleichzeitig ist sie der vom Verbrechen durchdrungene Sündenpfuhl, wie ihn vor allem Frank Miller in seinen stilbildenden Graphic Novels der späten 80er Jahre geprägt hat.

Einen guten Riecher bewiesen die Produzenten überwiegend auch bei der Besetzung. Vor allem die Verbrecher sind charismatisch: Robin Lord Taylor als verletzlich-durchgeknallter Cobblepot, Camren Bicondova als gleichermaßen unschuldige wie gewitzte "Cat",  "The Wire"-Veteran John Doman als große Reden schwingender Mafiapate Falcone. Leidglich Jada Pinkett Smith agiert als neu dazu erfundene Gangsterbraut Fish Mooney etwas steif. Auch Ben McKenzie, seit  "Southland" auf Coprollen abonniert, kann als etwas zu milchbübiger junger Gordon noch nicht richtig überzeugen. Hier ist aber sicher Potential vorhanden. Das könnte man auch über die ganze Serie sagen, die ihren Rhythmus nach zwei Folgen noch nicht so richtig gefunden hat. Atmosphäre und Setting stimmen schon mal, an der Handlung muss man noch nachjustieren. Wenn die Autoren dabei mehr Gewicht auf die zahlreichen faszinierenden Figuren legen, die das Universum zweifellos bietet, als auf austauschbare Fälle der Woche, könnte das Konzept einer Batman-Serie ohne Batman aufgehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten zwei Folgen der Serie.

Meine Wertung: 3.5/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Warner Bros. TV


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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