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TV-Kritik/Review: Guilt

Vollgestopfter Glamour-Thriller bleibt seichte Unterhaltung - von Jana Bärenwaldt
(20.08.2016)

Der handelnden Figuren von "Guilt": (V.l) Der schmierige Anwalt, der rachsüchtige Bruder, der verdorbene Prinz, die Mitbewohnerinnen des Mordopfers und ihre Affäre, die Schwester der Verdächtigen sowie die Ermittler, die eine Affäre haben
Der handelnden Figuren von "Guilt": (V.l) Der schmierige Anwalt, der rachsüchtige Bruder, der verdorbene Prinz, die Mitbewohnerinnen des Mordopfers und ihre Affäre, die Schwester der Verdächtigen sowie die Ermittler, die eine Affäre haben

Der Kabelkanal Freeform (ehemals ABC Family) ist im Juni mit dem neuen Crime-Drama  "Guilt" (zu Dt.: Schuld) an den Start gegangen. Die als "edgy" und "soapy" beschriebene Thriller-Serie dreht sich um die amerikanische Austauschstudentin Grace (Daisy Head), die ihre Mitbewohnerin Molly (Rebekah Wainwright,  "Die Tudors") ermordet auffindet. Im Verlauf der Handlung spielt die Serie mit den Vermutungen der Zuschauer, was die Schuld beziehungsweise Unschuld von Grace angeht. Dabei wird die Frage nach dem Mörder bewusst offen gelassen und es werden zahlreiche verschiedenen Verdächtige präsentiert - ganz in der Marke von  "Pretty Little Liars". Der Titel des Dramas ist auch gleichzeitig ihre vorherrschende Thematik, denn so richtig unschuldig ist hier keiner...

Der rote Faden, der sich durch die Dramaserie zieht ist "Schuld". So ziemlich jeder aus dem näheren Umfeld von Molly rückt aus verschiedenen Gründen in den Kreis der Verdächtigen - und der wird ständig größer, bis nahezu jede Figur in der Serie ein Motiv aufweist. Da beginnt auch direkt das Grundproblem der Serie, die von ihrem Inhalt und Aufbau her sehr vielversprechend klingt: Sie versucht zu viele Wendungen und Verstrickungen auf einmal zu integrieren, wodurch die Glaubwürdigkeit der Handlung leider oftmals in den Hintergrund rücken muss. Es ist nicht genug, dass Molly ein drogensüchtiges Partygirl ist, die eine Affäre mit dem Freund von Grace hat und zum Zeitpunkt ihrer Ermordung schwanger ist. Sie hat außerdem noch in einem Edelbordell gearbeitet, in welches sie von der dritten Mitbewohnerin im Bunde eingeführt wurde Roz (Simona Brown,  "The Night Manager"). Die führt ein Doppelleben als DJ und Vermittlerin für den Sex-Club, dem sie regelmäßig neue Mädchen bringt. Um den skandalösen Ausschweifungen wortwörtlich noch die Krone aufzusetzen, ist Mollys Stammgast ein Prinz aus dem englischen Königshaus, der mit ihr seine Bondage-Fantasien ausleben kann. All das ist anscheinend immer noch nicht genug für die Auftaktfolge der Serie, die im Verlauf immer mehr haarsträubende Wendungen einbaut. Grace bekommt aus der Heimat gleich doppelte Unterstützung: Ihre Schwester Natalie (Emily Tremaine,  "Vinyl"), die als aufstrebende Staatsanwältin arbeitet, fliegt aus Boston ein, und ihr Stiefvater James (Anthony Head,  "Buffy) stellt ihr den windigen Anwalt Stan Gutterie (Billy Zane,  "Twin Peaks", "Titanic") an die Seite, der in den USA nicht mehr praktizieren darf, seit er einem Richter aufs Risotto uriniert hat. Doch die Freude über die familiäre Wiedervereinigung währt nicht lange, da Natalie bald aufdeckt, dass eine Verbindung zwischen Molly und James besteht: Offenbar hatten die beiden eine Affäre - und der Anwalt soll nicht nur Grace verteidigen, sondern auch diese Verbindung verschleiern. Um die chaotische Situation noch weiter zu verkomplizieren, hatte Molly auch noch einen Stalker, der als Täter in Frage kommt. Verdächtig hierfür könnte beispielsweise ihr Professor (Mark Letheren) sein, der ein Auge auf die junge Frau geworfen hatte, aber abgewiesen wurde. Das dürfte wiederum Grace nicht gefallen haben, die selbst eine Affäre mit dem Professor hatte - ihm aber die Reifen seines Autos aufschlitzte, als sie schließlich von der Existenz seiner Ehefrau erfuhr. Ebenfalls in Rage über den lüsternen Professor gerät Mollys Bruder, der sich sicher ist, den Schuldigen gefunden zu haben und sich auf den Pfad der Selbstjustiz begibt. Davon hatte Gwen Hall (Naomi Ryan,  "Mr Selfridge"), die leitende Ermittlerin in dem Fall ihm dringend abgeraten, die sich auf Grace als Hauptverdächtige eingeschossen hat. Nach einer Bemerkung ihres Kollegen D.S. Bruno (Christian Solimeno) zu schließen ist Hall aufgrund einem Erlebnis in ihrer Vergangenheit der Verdächtigen gegenüber voreingenommen. Hall und Bruno haben eine heimliche Affäre, die allerdings durch Graces Schwester Natalie zu enden droht, da Bruno sich merklich zu ihr hingezogen fühlt. Das ist also die Ausgangssituation von "Guilt". Um die Handlung noch einmal zusammenzufassen: ein Mädchen wird brutal ermordet, verdächtig ist so ziemlich jeder, da alle mit dem Mordopfer in irgendeiner (sexuellen) Verbindung stehen.

Überzeugt mit Tränen ebenso wie mit mit ihrem Lachen: Daisy Head als Grace
Überzeugt mit Tränen ebenso wie mit mit ihrem Lachen: Daisy Head als Grace

Der Zuschauer muss sich schon sehr konzentrieren, um bei der sich überschlagenden Handlung der Serie nicht den Faden zu verlieren. Viel schwieriger ist es allerdings, sich nicht darüber zu ärgern, denn die Serie weist einiges an Potential auf, welches durch die vielen und teils unglaubwürdigen Wendungen sehr geschmälert wird.

Schauspielerisch bewegt sich die Serie auf hohem Niveau. Die Hauptrolle der Grace ist mit Daisy Head perfekt besetzt, die den Zuschauer mit ihren ausdrucksstarken grünen Augen in ihren Bann zieht, und sehr gut den Zwiespalt zwischen dem wilden Partygirl und dem verletzlichen kleinen Mädchen zum Ausdruck bringt, deren enge Freundin blutig ermordet wurde. Hervorzuheben ist auch auf jeden Fall Billy Zanes brillante Verkörperung des durchtriebenen Anwalts, dessen Auftritte einen Höhepunkt der Folgen markieren. Leider werden die oftmals platten Dialoge den Charakteren nicht gerecht, die ohnehin drohen in dem Handlungschaos unterzugehen.

Spannend und seicht unterhaltend ist die Thriller-Soap auf jeden Fall, nicht zuletzt deswegen, weil sich die Serienmacher von "Guilt" von dem berühmten Kriminalfall um Amanda Knox und Meredith Kercher von 2007 haben inspirieren lassen. Damals wurde die junge amerikanische Austauschstudentin Amanda beschuldigt gemeinsam mit ihrem Freund Raffaele Sollecito ihre britische Mitbewohnerin Meredith in Perugia brutal ermordet zu haben. Insgesamt fünf Gerichtsverfahren fanden dazu zwischen 2007 und 2015 statt, bei denen Knox und Sollecito abwechselnd für schuldig befunden oder frei gesprochen wurden. Das letztinstanzliche Urteil lautete schließlich auf nicht schuldig. Die Kontroverse um die Schuld wird von den Produzenten von "Guilt" aufgegriffen, indem sie den Zuschauern solange es geht über den wahren Täter im Unklaren lassen um so die Gefühle und Zweifel in der Bevölkerung während der realen Verhandlung nachzustellen. Der Fall wurde damals von Presse und Öffentlichkeit gleichermaßen hitzig diskutiert und erregte viel Aufsehen. Besonders die britischen Tabloid-Zeitungen schlachteten den Fall aus und vorverurteilten Knox als "Engel mit den Eisaugen". Allerdings hat die Drama-Serie nicht den Anspruch eine fiktionalisierte Version der damaligen Ereignisse widerzuspiegeln, sondern vielmehr den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit zu zeigen und wie viel Einfluss die mediale Darstellung eines Falls auf die Wahrnehmung der Öffentlichkeit hat.

Wer allerdings auf fiktionalisierte Verfilmung des Knox/Kercher Falls hofft, wird mit "Guilt" eine Enttäuschung erleben. Unterhaltsam hingegen ist die Serie für diejenigen, die Lust haben in ein verwirrendes Netz aus Schuld, Intrigen und Lügen einzutauchen, sich von den schauspielerischen Leistungen fesseln zu lassen und sich nicht all zu sehr an den genannten Handlungssprüngen stören.


Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie.

Meine Wertung: 3/5


Jana Bärenwaldt
© Alle Bilder: Freeform


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