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TV-Kritik/Review: "Houdini and Doyle"

Müder Historien-Krimi mit marginalem Bezug zu den historischen Vorbildern - von Marcus Kirzynowski
(04.04.2016)

Schon das Promofoto der Hauptdarsteller lässt nichts Gutes erahnen: Michael Weston (l.) als Harry Houdini und Stephen Mangan als Arthur Conan Doyle
Schon das Promofoto der Hauptdarsteller lässt nichts Gutes erahnen: Michael Weston (l.) als Harry Houdini und Stephen Mangan als Arthur Conan Doyle


 "Houdini and Doyle" - was erwartet man bei diesem Titel der neuen Gemeinschaftsproduktion des britischen ITV mit dem US-Network FOX und dem kanadischen Sender Global? Eine große historische Erzählung über die Beziehung zwischen zweien der bekanntesten Persönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts? Interessante Hintergründe über das Leben des Entfesslungskünstlers (wie der History Channel sie bereits 2014 in seiner Miniserie  "Houdini" erzählt hat) oder die Entstehungsgeschichte der berühmten Sherlock-Holmes-Romane? Leider bietet die Serie nichts von alledem, stattdessen bekommen wir zu sehen, wie zwei den historischen Vorbildern mehr schlecht als recht nachempfundene Figuren gemeinsam Kriminalfälle lösen.

Die Briten scheinen von formelhaften Krimiserien, in denen jede Woche nach 45 Minuten der Mörder gestellt wird, genauso besessen zu sein wie die Deutschen. Und da im US-Fernsehen bereits alle (un)möglichen seltsamen Mordermittler im Einsatz sind, von Zombies ( "iZombie") bis zum Leibhaftigen persönlich ( "Lucifer"), wundert sich wohl auch niemand mehr, wenn der berühmte englische Schriftsteller Arthur Conan Doyle und der ungarisch-amerikanische Bühnenzauberer Harry Houdini hier nichts anderes zu tun haben, als Woche für Woche Hilfspolizisten für Scotland Yard zu spielen. Dabei machen sich die Serienschöpfer David Hoselton (Autor bei  "Dr. House", dessen Erfinder David Shore hier Produzent ist) und David Titcher ( "The Quest - Die Serie") nicht einmal die Mühe, so etwas wie eine Origin Story zu entwerfen. Gleich zu Beginn der Auftaktfolge stürzen sich die beiden Titelhelden in eine Mordermittlung. Sie scheinen sich schon ewig zu kennen und auch bereits öfter kriminalistisch aktiv geworden zu sein. Jedenfalls wundert sich Chief Inspector Merring (Tim McInnerny) von der Londoner Kripo kein bisschen, als Houdini und Doyle bei ihm im Büro auftauchen. Überraschend ist lediglich, dass er den Hobbyermittlern seine einzige weibliche Beamtin zur Seite stellt, die forsche Adelaide Stratton (Rebecca Liddiard) - allerdings eher, weil er keinen Mann mit dem belanglosen Fall befassen will.

Im Kloster der Magdalenen, einem eher unfreundlichen Ort, ist eine der Nonnen ermordet worden. Eine Novizin bezeugt, sie hätte die Mörderin gesehen. Es handele sich aber um eine andere junge Schwester, die bereits vor einem halben Jahr selbst gestorben ist. Der Clou am Ermittlungsteam und damit an der ganzen Serie soll jetzt sein, dass ausgerechnet Doyle, der Erfinder des ultrarationalen Sherlock Holmes, ein glühender Anhänger der Spiritualisten-Bewegung ist und entsprechend an Geister und andere übersinnliche Phänomene glaubt. Houdini hingegen, der Ruhm und Geld der Zauberei verdankt, glaubt nur an das, was er selbst sieht oder manipulieren kann. Beides entspricht den historischen Tatsachen, ebenso wie der Umstand, dass sich die beiden gekannt haben. Im wahren Leben kämpfte Houdini sogar gegen die selbsternannten Spiritualisten, darunter Doyles Ehefrau. In dieser Serie beschränken sich die Konflikte zwischen den Helden allerdings auf harmlose verbale Kabbeleien.

Die Dritte im Bunde: Rebecca Liddiard als Adelaide Stratton
Die Dritte im Bunde: Rebecca Liddiard als Adelaide Stratton

Der eigentliche Fall ist komplett uninteressant und wird auch so erzählt, als wäre er den Drehbuchautoren selbst ziemlich egal. Welche Nonne nun mit wem verwandt war und woher die Gänseblümchen kommen, die nach jedem neuen Mord in einem Wasserglas auftauchen - geschenkt. Zwischendurch gibt es ein bisschen Special-Effects-Hokuspokus, wenn der Geist der toten Nonnen den Ermittlern im Nacken zu sitzen scheint, und am Ende lässt sich doch alles halbwegs rational erklären. Nach ähnlichem Muster verläuft auch die zweite Folge, wobei dort der Fall zumindest etwas origineller ausgefallen ist. Diesmal geht es um einen kleinen Jungen, der auf eine protestierende Sufragette schießt, mit den Worten, sie hätte schließlich ihn umgebracht. Schnell wird klar, dass sich der 12-Jährige für die Reinkarnation eines Malers hält, mit dem die Frauenrechtlerin eine Affäre hatte. Immerhin bietet diese Episode einen sehenswerten Gaststar: Laura Fraser spielt die Sufragette und trägt seltsamerweise den gleichen Rollenvornamen wie in  "Breaking Bad", nämlich Lydia.

Das Thema Emanzipation der Frau zieht sich im Hintergrund durch beide Folgen und stellt den interessantesten Aspekt von "Houdini and Dolye" dar. Als Stellvertreterin für die aufbegehrenden Frauen insgesamt steht natürlich Constable Adelaide Stratton, die den männlichen Kollegen und insbesondere den beiden großmäuligen Sonderermittlern regelmäßig beweist, dass auch ein weiblicher Cop ihren Mann stehen kann. Völlig blass bleiben hingegen die Titelhelden selbst. Dass es sich wirklich um die berühmten historischen Vorbilder handeln soll, ist im Grunde nur behauptet. Michael Weston darf sich als Houdini hin und wieder an einem zu öffnenden Schloss versuchen, Stephen Mangan als Doyle ab und zu ein Zitat aus "Sherlock Holmes" loswerden. Das war's aber auch schon. Ansonsten könnte es sich genauso gut um zwei x-beliebige unbekannte Ermittler handeln, die charakterlich völlig unzureichend definiert sind. Schauspielerisch können beide nicht recht überzeugen, wobei insbesondere Mangan in der Vergangenheit auch eher sein komödiantisches Talent bewiesen hat, etwa in der britisch-amerikanischen Serie  "Episodes". Für emotionale Momente scheint er weniger geeignet.

Was bleibt, ist der x-te Aufguss des Konzepts "Zwei ungleiche Ermittler lösen wöchentlich einen Mordfall", angereichert mit der Frage "Gibt es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich mit dem Verstand erklären lässt?". Dabei nimmt Doyle die Position eines Fox Mulder ein, während Houdini als sein Konterpart die Dana Scully gibt - mit dem Unterschied, dass zwischen jenen Figuren wenigstens eine Chemie bestand. "Houdini and Doyle" bleibt hingegen völlig austauschbares Krimifutter nach dem Drehbuchratgeber. Beinharte Fans von "Sherlock Holmes"-artigen Knobelgeschichten können vielleicht mal einen Blick riskieren. Allen anderen kann man nur davon abraten.

Meine Wertung: 2.5/5

basierend auf den ersten beiden Episoden der Serie

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: ITV encore


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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