Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: iZombie

Wilder Genremix des "Veronica Mars"-Schöpfers - von Gian-Philip Andreas
(07.04.2015)

Die untote Liv (Rose McIver) zwischen dem Pathologen Dr. Ravi Chakrabarti (Rahul Kohli) und dem Cop Clive Babineaux (Malcolm Goodwin)
Die untote Liv (Rose McIver) zwischen dem Pathologen Dr. Ravi Chakrabarti (Rahul Kohli) und dem Cop Clive Babineaux (Malcolm Goodwin)

Mal wieder was mit Zombies? Das braucht's ja eigentlich nicht: Von Untoten durchwankte Serien und Filme gibt es schließlich genug. Daher stachelt hier etwas anderes die Neugier an: Hinter der neuen CW-Serie  "iZombie" stehen mit Rob Thomas und Diane Ruggiero-Wright zwei Autoren, die dem stets bestens parfümierten Glitzersender einst sein erstes großes Highlight beschert hatten - den kultisch verehrten Teen-Krimi  "Veronica Mars". Thomas war dessen Mastermind, Ruggiero-Wright stieß später dazu. Dessen besondere Mischung aus gut geölter Genre-Mechanik, intelligentem Dialogwitz und starker Hauptfigur auf eine inzwischen etwas ausgelutschte narrative Zone wie die Zombiethematik loszulassen - das scheint mir eine gute Idee zu sein.

Mit der Vorlage, der gleichnamigen Comicserie "iZombie" (erschienen in der Vertigo-Reihe von DC Comics), hat die TV-Umsetzung nur noch den Kerngedanken gemein: Eine patente Mittzwanzigerin wird urplötzlich zum hirnfressenden Zombie und vermittels dieses Lebensstils zur unwahrscheinlichen Helferin der Polizei, denn das Verspeisen der Gehirne ermordeter Menschen verschafft ihr wertvollen Zugang zu den verräterischen Erinnerungen der Opfer. Wo in den Comics noch jede Menge übersinnliches Gezücht umeinandersprang und die zombifizierte Hauptfigur beruflich als Totengräberin wirkte, reduziert die Serie den Gruselanteil drastisch, indem sie sich strikt auf die Protagonistin fokussiert und eine Art Selbstfindungsstory erzählt. Das ist durchaus sinnvoll, denn Liv Moore, wie die junge Frau hier vielsagend heißt (lies: "live more"), wird nun einmal reichlich plötzlich in ihr neues, postmortales Leben geworfen. Sie muss nicht nur überhaupt erst einmal mit dem makabren Ist-Zustand klarkommen, sondern auch einen neuen Sinn darin erkennen. Und der besteht für sie darin, bei der Aufklärung von Mordtaten behilflich zu sein. Praktisch: Damit kann sich "iZombie" gleich als Krimi-Procedural mit Leiche-der-Woche positionieren. Als Darstellerin der Zombie-Novizin gefällt übrigens die Neuseeländerin Rose McIver, die ihren Durchbruch im Kinderbespaßungsgewerbe von "Power Rangers R. P. M." erlebte, zuletzt aber auch mit prägnanten Nebenrollen in  "Masters of Sex" und  "Once Upon a Time - Es war einmal..." im Qualitätssektor von sich reden machte.

In "Veronica Mars"-Manier führt McIver als Off-Erzählerin durch den Plot. Eingangs geht es dabei sehr kurz um Livs Vor-Zombie-Dasein: Da arbeitete sie noch als angehende Ärztin in Seattle, so sehr auf die Karriere fixiert, dass es fast an Asozialität grenzte. Trotzdem hatte sie einen CW-kompatibel blendend aussehenden Verlobten namens Major Lilywhite (Robert Buckley,  "Lipstick Jungle") und auch sonst lauter nette, schöne Menschen um sich herum, kurzum: eine glänzende Zukunft vor sich. Was konnte da schon schiefgehen? Alles. Denn gegen ihren ursprünglichen Impuls besucht sie eine mondäne Boot-Party, auf der es zu einer Art Zombie-Massaker kommt. Liv wird von einem punkig-blonden Typen attackiert, und am nächsten Morgen erwacht sie im Leichensack: untot.

Monate später hat sich Zombie-Livs Leben grundlegend geändert. Von Lilywhite hat sie sich aus Vorsicht getrennt, ihr neuer Arbeitsplatz ist die Pathologie. Dort hat sie bequemen (gewaltfreien!) Zugriff auf die Gehirne von Toten - denn menschliches Gehirn ist jetzt ihr Grundnahrungsmittel. Bleich zieht sie abends durch die Gegend und kauft Bräunungscremes - während sie ihre Mitbewohnerin Peyton (Aly Michalka, "Phil aus der Zukunft") sowie ihre Mutter (Molly Hagan,  "Vier mal Herman") schlicht für post-traumatisch gestresst halten. Kein Wunder: Der Vorfall auf der Party gilt offiziell als mörderischer Anschlag, dem Liv knapp entronnen zu sein scheint.

Dr. Ravi Chakrabarti, Livs junger Chef, ist als einziger über ihr Geheimnis informiert und hat ein skurriles wissenschaftliches Interesse an ihrem Fall (und einer möglichen Heilung). Newcomer Rahul Kohli spielt den Leichendoktor mit ausgestellt britischem Akzent - was ihn im US-Fernsehen als ebenso nerdig wie "witty" charakterisiert. In den schlagfertigen Dialogduellen zwischen Ravi und Liv blitzt gelegentlich das gute, alte "Veronica Mars"-Gefühl auf, obgleich die sophistische Ironie des Pathologen eine Spur zu ausgestellt rüberkommt.

Neues Leibgericht Gehirn: Mittzwanzigerin Liv Moore muss ihre Ernährung umstellen
Neues Leibgericht Gehirn: Mittzwanzigerin Liv Moore muss ihre Ernährung umstellen

Den Main Cast komplettiert Clive Babineaux (Malcolm Goodwin,  "Breakout Kings"), ein soeben von der Sitte ins Morddezernat gewechselter Detective des Seattle Police Department. Passenderweise kommt der Cop gerade in der Pathologie vorbei, als sich bei Liv Moore erstmals die Nebenwirkungen ihres Opferhirnverzehrs zeitigen: In kurzen Visionen sieht sie Fragmente aus der Erinnerung der Verstorbenen, die bei der Aufklärung der Mordfälle natürlich ungemein nützlich sind. Das Zombie-Girl wird in diesen flashbackhaften Aha-Momenten zu einer Art Dr. House der Untoten. Auf die berechtigte Frage des Polizisten, wie Liv auf die durch keinerlei vorliegende Indizien herleitbaren Hinweise stoßen konnte, liefert Ravi geistesgegenwärtig eine schlüssige Erklärung: Liv sei eine Hellseherin!

Damit ist das Grundgerüst für "iZombie" in den narrativen Boden geschraubt: Liv wird zur Ko-Ermittlerin im jeweiligen Mordfall der Episode, was pikanterweise nur funktionieren kann, wenn sie vorher jeweils ein paar Bröckchen vom Hirn der fraglichen Leiche nascht. Yummy! Dem Detective muss Liv jedoch weiter die Hellseherin vorspielen, was zu drolligen Ersatzhandlungen führt - und ein spektakuläres Coming Out zu einem späteren Zeitpunkt der Serie in Aussicht stellt. Darüber hinaus übernimmt Liv für die jeweilige Episodendauer gewisse Fähigkeiten und Charaktereigenschaften des partiell verzehrten Toten: In der Pilotfolge etwa kann sie plötzlich Rumänisch sprechen wie die ermordete Prostituierte, deren Täter gesucht wird, und in der zweiten Episode gewinnt sie einen ganz neuen Sinn für "Leidenschaft" und "Schönheit" - so wie ihn der klischeehaft gezeichnete Maler-Casanova besaß, der diesmal als "Body of the Week" herhalten muss. Diese ephemeren "Superheldenkräfte" sind als Gimmick der Woche ein reizvoller und comic-affiner Twist, der fast vergessen macht, dass die Serie sonst recht bleiern einer konventionellen Procedural-Dramaturgie folgt.

Der episodenübergreifende Plot schwächelt dagegen: Die Tatsache, dass Liv auch nach ihrer Zombifizierung in unveränderten sozialen Zusammenhängen lebt, ja, dass selbst ihr geschasster Ex noch freundlichen Umgang mit ihr pflegt, wird nur rudimentär beleuchtet. Diese Szenen wirken wie Fremdkörper. Auf einer deutlich spannenderen Ebene versucht Liv währenddessen Licht ins Dunkel der Geschehnisse auf der Boot-Party zu bringen: Dazu tritt besagter Blond-Punk Blaine DeBeers ( "Alias - Die Agentin"-Veteran David Anders) auf den Plan, ein Zombie wie Liv und eine sehr ambivalente Mephisto-Gestalt, die etwa mutwillig alleinstehende Frauen infiziert, um diese danach zu erpressen. Der Konflikt zwischen Liv und Blaine hat einiges Potenzial - obgleich der Typ mit seiner lächerlichen Wave-Frisur eher aussieht wie der in die Jahre gekommene Sänger einer abgetakelten Emo-Rockband.

Trotz aller Unebenheiten: Format hat "iZombie" durchaus, auch durch die formale Gestaltung, die mit gezeichneten Comic-Panels glänzt, die vor jedem neuen Akt fließend in die Handlung überleiten. (Auch den Comic-Vorspann muss man erwähnen, für den "iZombie"-Zeichner Mike Allred höchstpersönlich verantwortlich ist.) An die Klasse von "Veronica Mars" kommt der comedy-infizierte Zombie-Krimi allerdings nicht heran. Gewiss, Rose McIver macht ihre schwarzhumorige Sache gut, und es ist natürlich unfair, so kurz nach dem Start der ersten Staffel an einer Kultserie gemessen zu werden. Dennoch: Verglichen mit Kristen Bells "Veronica" mangelt es der Liv-Figur bislang an Substanz. Dadurch wirkt "iZombie" - bei aller Unterhaltsamkeit - flacher als nötig. Womit die Serie natürlich ganz gut ins oberflächenverliebte Portfolio von The CW passt.

Meine Wertung: 3/5

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten zwei Episoden von "iZombie".

Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Warner Bros. TV


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare