Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: Mob City

TV-Kritik zum Mafiadrama von Frank Darabont - von Marcus Kirzynowski
(16.12.2013)

"Mob City": Das ewige Duell zwischen Cops und Gangstern im Los Angeles der 1940er Jahre.
"Mob City": Das ewige Duell zwischen Cops und Gangstern im Los Angeles der 1940er Jahre.


Zu Beginn erinnert die neue TNT-Eventserie  "Mob City" zunächst an einen  "Boardwalk Empire"-Ableger: In den 1920er Jahren verüben Männer in eleganten Anzügen einen cleveren Überfall auf einen mit Alkohol beladenen LKW. Ihre Maschinengewehre ziehen sie aus Geigenkästen, bevor sie ihre Gegner mit Kugeln durchsieben. Von einer Männerstimme aus dem Off erfahren wir, dass es sich bei den Männern unter anderem um Benjamin 'Bugsy' Siegel und Meyer Lansky handelt, die später zu Führern des organisierten Verbrechens werden sollten. Nach diesem beeindruckend choreografierten Auftakt führt uns ein Zeitsprung ins Jahr der eigentlichen Handlung, 1947. Die Männerstimme, die lakonisch auf der Tonspur die Geschichte kommentiert, gehört Joe Tague (Jon Bernthal), einem Detective des Los Angeles Police Department. Er wird von dem Stand-Up-Komiker Hecky Nash (Simon Pegg) gebeten, ihn als Bodyguard zu einer Lösegeldübergabe außerhalb der Stadt zu begleiten. Es stellt sich heraus, dass der erfolglose Künstler ausgerechnet Bugsy Siegel erpresst, inzwischen ein Anführer der Mafia von L.A. Tague sieht die Chance, den Mob endlich zu überführen. Sein Captain, William Parker (Neal McDonough), ruft eine Spezialeinheit ins Leben, geleitet von Detective Hal Morrison (Jeffrey DeMunn). Aber die Geldübergabe läuft ganz anders als erwartet...

Innerhalb des inzwischen recht breiten Spektrums US-amerikanischer Kabelsender, die ihre eigenen Serien produzieren, ist TNT bisher der, den man nur schwer einordnen kann. Während die Konkurrenten meist klare Profile aufgebaut haben, von HBO mit seinen ungefilterten Serien voller Sex und Gewalt bis zu eher seichten Familien- und Frauensendern wie Lifetime oder ABC Family, ist die Machart der TNT-Serien höchst unterschiedlich. Da gibt es einerseits die Neuauflage des Soap-Urgesteins  "Dallas" und andererseits eine durchaus harte und realistische Cop-Show wie  "Southland". Was bislang fehlte, war die eine aufsehenerregende Serie, über die jeder spricht und die den Sender definieren könnte. Die auf sechs Teile beschränkte Miniserie "Mob City" soll ganz offensichtlich dieser Wendepunkt werden. Große Namen vor und hinter der Kamera, ein aufwändig erzeugtes Zeitkolorit, cineastische Kameraarbeit: Die Verantwortlichen haben hier an Nichts gespart - außer vielleicht an der Story.

Die klassische Femme Fatale aus einem Film Noir: Alexa Davalos
Die klassische Femme Fatale aus einem Film Noir: Alexa Davalos

Sie basiert auf dem Sachbuch "L.A. Noir" von John Buntin, das vom realen Kampf des LAPD gegen das organisierte Verbrechen erzählt. Frank Darabont hat daraus eine mit fiktiven Figuren angereicherte TV-Serie gemacht und vier von sechs Folgen auch selbst inszeniert, darunter die ersten beiden. Darabont gilt als sehr visueller Kinoregisseur, der sich mit Filmen wie "Die Verurteilten" und "The Green Mile" einen Namen gemacht hat und danach mit  "The Walking Dead" die derzeit bei jüngeren Zuschauern erfolgreichste US-Serie überhaupt auf den Weg brachte. Jedoch kam es relativ schnell zum Zerwürfnis mit den Senderbossen bei AMC, und er nahm bereits während der Arbeit an der zweiten Staffel seinen Hut. Nun also der Neuanfang bei neuem Sender, und zwei seiner ehemaligen Hauptdarsteller der Zombieshow hat Darabont gleich mitgebracht: Jon Bernthal spielte darin Shane, den Freund und Konkurrenten von Rick Grimes (Andrew Lincoln), und von Lincoln scheint er sich seine gepresste Sprechweise abgeguckt zu haben. Richtiges Leading-Man-Potential hat Bernthal eigentlich nicht. Jeffrey DeMunn, der Grimes als weiser Dale zur Seite stand, gibt hier nun den Chef der Spezialeinheit, bleibt aber eher im Hintergrund. Auch sonst ist die Besetzung durchweg solide, die größte Überraschung ist sicher Simon Pegg, der nach all den eher klamaukigen Kinorollen (zuletzt als Scotty in den neuen "Star Trek"-Filmen) endlich einmal eine tragische Figur spielen darf.

Filmisch ist Darabonts Serie eine einzige große Hommage an den Film Noir, all dessen bekannte Elemente werden ausgiebig zitiert: die regennassen Straßen, die Leuchtreklamen, die sich in den Pfützen spiegeln, die blinkenden Hotelschilder, deren Licht immer in die Zimmer fällt, die stets tief ins Gesicht gezogenen Hüte, das ständige Rauchen, die ebenso elegante wie unnahbare Femme Fatale (Alexa Davalos), die allen Männern den Kopf verdreht. Das ist alles wunderschön in Szene gesetzt, so dass man teilweise in den Sog der Bilder gerät. Dazu kommt ein ebenso stilvoller Soundtrack mit Saxofon-Score (von Mark Isham, "Black Dahlia"), mitreißenden Jazzsongs, die Sängerinnen in Nachtclubs performen, und Originalaufnahmen von Frank Sinatra, dessen optimistische Texte in krassem Widerspruch zu den Szenen stehen, die von den Songs untermalt werden. Da singt er etwa, dass jedermann sein Glück machen könne, während Mobster einen in Ungnade Gefallenen mit Maschinenpistolen durchlöchern und anschließend mit Beton übergießen.

Was bei all den Schau- (und Hör-) Werten auf der Strecke bleibt, ist die Geschichte. Die ist nicht nur wenig originell, sondern auch seltsam zerfasert. Das Figurenensemble ist für eine Miniserie viel zu groß, viele werden nur unzureichend eingeführt. Statt Menschen aus Fleisch und Blut sieht man hier eher Schablonen, die jeweils nur eine einzige Funktion erfüllen: der skrupellose Killer, der egozentrische Mob-Boss, die "Damsel in Distress". Auch das kann man natürlich als Hommage an die Schwarze Serie verstehen, der diese Stereotypen entspringen und in der die Handlung meist auch nicht im Mittelpunkt stand (worum ging es noch mal in "Tote schlafen fest"?). Aber Bernthal ist halt kein Bogart und wenn man heute ein Genre so ausgiebig zitiert, sollte man doch wenigstens etwas Neues hinzufügen. Man wünscht sich zunehmend, Darabont würde mal mit den Regeln spielen oder sie bewusst brechen. Da das nie geschieht, erstarrt alles in ehrfurchtsvoller Vorbildtreue. Immer wieder gibt es zwar perfekt inszenierte Szenen wie eine Schießerei auf einem Kinderkarussel, auf Dauer stellt sich aber doch eher Langeweile ein. Das "nächste große Ding", wie von TNT erhofft, ist die Serie sicher nicht.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten vier Folgen von "Mob City".

Meine Wertung: 3/5

© Alle Bilder: TNT

 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare