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TV-Kritik/Review: "Shadowhunters: The Mortal Instruments "

Fantasyserie für junge Erwachsene bleibt blass - von Gian-Philip Andreas
(25.01.2016)

Knallig, bunt und ein bisschen überladen: Wie die Key-Art, so die Serie
Knallig, bunt und ein bisschen überladen: Wie die Key-Art, so die Serie


Es sollte das nächste große Kino-Ding für fantasybesessene Young Adults werden, am besten so erfolgreich wie "Twilight" oder die "Tribute von Panem" - doch daraus wurde nichts. "Chroniken der Unterwelt - City of Bones", die erste von mehreren geplanten Verfilmungen der "Mortal Instruments"-Romanreihe von Cassandra Clare, ging 2013 an den sommerlichen Kinokassen unter, die deutsch-kanadisch produzierte Reihe wurde gestoppt. Es mag an der ungelenken Regie gelegen haben oder am überfrachteten Drehbuch, das viel zu viel Infos in zwei Stunden stopfte; dem durchaus respektablen Cast jedenfalls wurde das Ergebnis nicht gerecht. Immerhin waren mit Lily Collins in der Hauptrolle der Schattenjägernovizin Clary,  "Game of Thrones"-Star Lena Headey als deren Mutter sowie Jonathan Rhys Meyers als Bösewicht ein paar Hochkaräter dabei.

Was aber tun, wenn man die Verfilmungsrechte hält an einem so erfolgreichen Roman-Franchise? Immerhin hat Clare schon sechs "Chroniken"-Romane und weitere sechs Schmöker aus dem Schattenjäger-Universum geschrieben, weitere sind angekündigt. Die Lösung der deutschen Constantin Film: Wir machen's noch einmal, diesmal als Serie und als US-Produktion für den Disney-Sender "Freeform". Kann man machen, keine Frage. Warum man dann allerdings die alten Fehler (ungelenke Regie, überfrachtete Drehbücher) wiederholt, nur um sie diesmal von einem eher uninspirierten No-Name-Cast vorspielen zu lassen, bleibt ein Rätsel.

Die ersten Folgen von  "Shadowhunters: The Mortal Instruments" präsentieren sich nun also als Mischung aus einer in Brooklyn angesiedelten Soap über Latte-trinkende Hipster-Teenies und abgehangenem Fantasy-Grusel mit Lederkerlen: Auf der einen Seite stehen die soeben 18 Jahre alt gewordene Clary Fray (Katherine McNamara) aus Brooklyn in New York, die als identifikatorisches Stand-In der Zuschauer blindlings in die Welt der Schattenweltler geworfen wird, begleitet von ihrem besten Freund Simon Lewis (Alberto Rosende), der eine große Hornbrille trägt, sarkastische Sprüche reißt und damit für den unterkomplexen Distinktionsradius dieser Serie hinreichend als Nerd gekennzeichnet ist. Er ist sogar "nerd hot", wie es einmal heißt, denn unter seinem Hemd verbirgt er die obligatorischen "abs", ohne die man für Castings solcher Serienprojekte sowieso nicht zugelassen wird.

Auf der anderen Seite stehen die Werwölfe, Elben, Vampire und natürlich Schattenjäger, jene halbfinsteren Mischwesen aus Engel und Mensch, deren Aufgabe es ist, die Welt vor gestaltwandlerischen Dämonen zu beschützen. Diese können längst "Body Snatchers"-mäßig in der Haut unserer Nächsten stecken, ohne dass wir dies ahnten. Wenn die Dämonen ihr wahres Ich zeigen, bersten fangzahnbewehrte Teufelswesen aus ihnen hervor, die in "Shadowhunters" ein bisschen so aussehen wie die CGI-Resterampe eines trashigen Reptilienhorrorfilms. Überhaupt sieht die Serie betrüblich billig aus: Das "Institut" etwa, eine Art Zentrale der Schattenjäger, erwartungsgemäß in den gotischen Gewölben einer stillgelegten Kirche gelegen, erinnert in seiner albernen Metallicblau-Beleuchtung an einen Mix aus Großraumbüro und Zahnklinik. Oder der wenig subtil betitelte Underground-Club "Pademonium", in dem Hexenmeister Magnus Bane (geschminkt: Harry Shum Jr. aus  "Glee") Hof hält: eine von haarlackbesprühten Modelkomparsen bevölkerte, irritierend hell ausgeleuchtete Nobeldiskothek. Oder der Rückzugsort des Serien-Schurken Valentine Morgenstern (Alan van Sprang aus "Survival of the Dead" und  "Reign"): ein vollgerümpelter Heizungskeller in Tschernobyl.

Doch zurück zum Plot, der jene, die "City of Bones", den ersten Roman der "Chroniken", nicht kennen, erst an die Claresche Erzählwelt mit ihren komplizierten Regeln und Gesetzen heranführen muss. Dafür wählt Creator Ed Decter (immerhin Autor des Komödienhits "Verrückt nach Mary") den denkbar uninteressantesten Weg: Er macht Clary und Simon Szene für Szene zu naiven Fragestellern: "Warum ist das so?" "Was ist das?" "WTF?" Die anderen Figuren antworten, und die Zuschauer dürfen mitschreiben. Auch nach der Pilotepisode geht das umstandslos so weiter.

Hauptfigur Clary Fray dargestellt von Katherine McNamara
Hauptfigur Clary Fray dargestellt von Katherine McNamara

Die Geschichte geht dabei so: Clary weiß nicht, dass ihre alleinerziehende Mutter Jocelyn (Maxim Roy aus  "ReGenesis") eine Schattenjägerin ist. An ihrem Geburtstag, an dem sie wegen ein paar ziemlich hässlicher Runen-Kritzeleien von der Kunsthochschule aufgenommen wird (was fast achselzuckend zur Kenntnis genommen wird), kidnappen die Schergen des erwähnten Valentine ihre Mutter Jocelyn, die jahrzehntelang den "mortal cup" versteckt hielt, einen Engelskelch mit weltbewegenden Kräften. Valentine, das stellt sich schnell heraus, ist der Chef einer bösen Sekte innerhalb der Schattenjäger, genannt "The Circle". Jenem "Circle" gehörte auch Jocelyn früher an, ebenso übrigens wie Luke Garroway (Isaiah Mustafa), ein Cop und Liebhaber der Mutter, der in den ersten Folgen einer grausigen Mordserie hinterherermittelt und ziemlich unmotiviert durch die Szenen trabt. Jocelyn landet in Valentines Tschernobyler Heizungskeller, und Clary weiß nicht, was los ist, erst recht nicht, als sich eine vermeintliche Freundin der Mutter als Dämon entpuppt. Zum Glück wird sie von Jace gerettet (ohne Angst vor mimischen Missgriffen: Dominic Sherwood in Lederkluft). Der junge Schattenjäger hat nicht nur in die Haut geritzte Runen, die nach schwerer Verbrennung und unappetitlicher Neurodermitis aussehen; er hat auch noch zwei weitere hotte Nachtgestalten im Schlepptau, die Geschwister Alec und Isabelle "Izzy" Lightfoot (sehen schon toll aus: Matthew Daddario und Emeraude Toubia). Gemeinsam mit Clary und Simon gehen sie bald schon auf Dämonenhatz.

Es wird dabei sehr viel gefragt und erklärt - in papiernen Dialogen, die schon in der zweiten Episode unversehens in einem Darth-Vader-Moment kulminieren: "Valentine ist mein Vater!", ruft Clary entsetzt. Um das entdecken zu können, wird die Protagonistin zuvor in die "City of Bones" gebracht, eine Pappkulissen-Gruselhöhle, die an die Geisterbahn einer Provinzkirmes erinnert: Dort umringen Clary mönchische Kapuzenmänner mit zugenähten Augen und Mündern, ein heiliges Schwert schwebt senkrecht auf ihre Fontanelle nieder, um verschüttete Erinnerungen hervorzupieksen. Wizard Bane hatte ihr als Kind das Wissen um den eigenen Schattenjägerstatus weggezaubert, jetzt dämmert es langsam wieder hervor. Doch mehr als die Vaterfrage vermag das Seelenschwert der zugenähten Gruselmönche erst einmal nicht zu enthüllen.

Die Actionszenen reißen übrigens auch nicht vom Hocker: Obwohl Regisseur McG ("Terminator: Salvation") am Ruder der Pilotfolge saß, wirken die Kampfsequenzen mit ihren Plastik-Leuchtschwertern und den im Funkenregen zerstiebenden Videogame-Monstern ähnlich billig wie der Rest. Dazu gehört auch das halbgare Schauspiel. Clary-Darstellerin McNamara hat zwar perfekt ondulierte rote Haare, aber wenig Charisma: Es fällt schwer, auf ihrem Erkenntnisweg in die eigene Besonderheit mit ihr mitzufiebern. Oder Simon. Der spielt in einer Band namens "Champagne Enema", in der er Alphavilles "Forever Young" akustisch nachklampft, doch dass der heiße Nerd von seiner Mitmusikerin ebenso angeflirtet wie von Izzy, bleibt bloße Behauptung. Wie überhaupt "Shadowhunters" eher so aussieht (und so gespielt wird) wie die Projektaufführung eines Theaterjugendclubs: um Lässigkeit bemüht, dabei Coolness mit Seelenlosigkeit verwechselnd und schlimm befallen von jenem zur Selbstironie unfähigen Bierernst, der ja viele Young-Adult-Produktionen plagt - man blicke nur auf die  "Shannara Chronicles" auf MTV, die im Vergleich fast schon wieder ambitioniert erscheinen.

Kann schon sein, dass das unsinnliche Frage- und Erklärspiel der frühen Episoden im weiteren Verlauf der auf 13 Folgen angelegten Staffel endlich abebbt und einem weniger umständlich erzählten Plot weicht. Ob es dann aber gleich richtig aufregend wird, spannend und sexy, oder gar mitreißend existenziell, wie es dieses Genre in seinen besten Momenten tatsächlich sein kann? Ganz ehrlich: Viel deutet momentan nicht darauf hin. Vielleicht muss man sich eingestehen, dass die "Mortal Instruments" zwischen Buchdeckeln einfach besser aufgehoben sind.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie.

Meine Wertung: 2/5


Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder:


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • Clamdea schrieb am 27.04.2017, 11.31 Uhr:
    Spricht mir aus der Seele. Das Ganze wirkt schon ziemlich billig und hölzern; schade, da die Thematik an sich für mich durchaus interessant wirkte, auch wenn ich die Bücher nie gelesen habe und vermutlich etwas zu alt für die Zielgruppe bin.
    Ich habs jetzt irgendwie bis Folge 8 durchgehalten, aber ich denke schon, dass ich in der Zeit weitaus interessantere und besser umgesetzte Serien hätte gucken können... schade.