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TV-Kritik/Review: State of Affairs

Katherine Heigls neues Spionagedrama - von Marcus Kirzynowski
(15.12.2014)

Trotz unbewältigten Traumas krempelt sie die Ärmel hoch, wenn's der Job verlangt: Charleston "Charlie" Tucker (Katherine Heigl)
Trotz unbewältigten Traumas krempelt sie die Ärmel hoch, wenn's der Job verlangt: Charleston "Charlie" Tucker (Katherine Heigl)


Charleston "Charlie" Whitney Tucker, CIA-Agentin und Sicherheitsberaterin der US-Präsidentin, hat offenbar ein psychisches Problem. Ihr Verlobter ist vor einem Jahr als Soldat in Afghanistan getötet worden, sie verweigert sich der Aufarbeitung dieses schockierenden Verlusts bis heute. Ihren Schmerz betäubt sie lieber mit Alkohol und One-Night-Stands, was sie aber nicht daran hindert, am nächsten Tag in aller Frühe und wie aus dem Ei gepellt wieder im CIA-Hauptquartier zu erscheinen und das tägliche Morgenbriefing der Präsidentin vorzubereiten. Prestigeträchtigster Teil ihrer Tätigkeit ist, dass sie persönlich das "Buch" mit der aktuellen Bedrohungslage für das Land dem Staatsoberhaupt im Oval Office vorlegt und zusammenfasst.

Katherine Heigl wirkt dabei allerdings eher so wie Verona Pooth auf dem Weg zum Shopping: schick-elegant gekleidet, mit mädchenhaftem Gesichtsausdruck, ohne die Gravitas, die eine solche Aufgabe eigentlich verlangen würde. Das liegt gar nicht unbedingt am etwaig mangelnden schauspielerischen Talent Heigls, das ihr von vielen Hatern in Internetforen angekreidet wird. In  "Grey's Anatomy" war sie durchaus in den ersten Staffeln zur glaubwürdigen Darstellung verschiedener Gefühlslagen fähig, aber die Rolle der jungen, unerfahrenen Assistenzärztin Izzie Stevens nahm man ihr eben mehr ab als die Position der Top-Regierungsberaterin. Oder um es anders zu formulieren: Auch im Beraterstab von "West Wing" hätte sie deplatziert gewirkt.

Gleich in der Pilotfolge von NBCs Polit-Spionage-Drama  "State of Affairs" bekommt sie es mit internationalen Terroristen zu tun: einmal mit der afrikanischen Terrormiliz al-Shabaab, die in Kenia einen amerikanischen Entwicklungshelfer entführt und zu enthaupten droht, wenn nicht Gefangene aus Guantanamo freigelassen werden. Und zum anderen mit dem arabischen Topterroristen Omar Fatah, den ein US-Sonderkommando glaubt, an der Angel zu haben. Tucker schätzt aber die Erfolgsaussichten, ihn zu töten, zu gering ein, falls die Präsidentin dafür grünes Licht gäbe. Deshalb nimmt sie den Vorfall gar nicht erst ins "Buch" auf. Zusätzlich verkompliziert wird die Lage dadurch, dass niemand größeres persönliches Interesse hätte, Fatah tot zu sehen als Präsidentin Constance Payton (Alfre Woodard) und Tucker selbst: Er hat nämlich Charlies Verlobten auf dem Gewissen, der Paytons Sohn war.

So weit, so kompliziert. Die diffizile Sicherheitslage geht aber im Piloten zwischen Figureneinführung, Actionszenen und Flashbacks schnell unter. Für die politischen Implikationen ihrer Geschichten interessiert sich die Serie sichtbar weniger als für die Befindlichkeiten seiner Hauptfigur. Die wird wegen ihres Informationsunterschlagung dann auch gleich mal kurzzeitig suspendiert und muss allerlei Tricks anwenden, um doch zur Präsidentin vorzudringen und sie von der Richtigkeit ihres Handelns zu überzeugen. Am Ende der Folge kommt es noch zu einem denkwürdigen Dialog der beiden starken und emotional verbundenen Frauen am Grab des gemeinsamen Lieben: Sie werde nicht eher ruhen, bis die Verantwortlichen tot seien, erklärt Tucker. Ja, aber danach seien sie beide zu Mördern geworden, fügt Payton hinzu. Viel Pathos schwingt hier mit, wie er in US-Politserien üblich ist, zumindest, wenn sie im Mainstreamfernsehen laufen. Aber ganz ungebrochen ist dieser eben nicht, das zumindest muss man den Autoren lassen, auch wenn ihre Dialoge meist wirklich nicht glaubwürdig klingen.

Bringt die nötige Ausstrahlung mit: Alfre Woodard spielt die US-Präsidentin Constance Payton
Bringt die nötige Ausstrahlung mit: Alfre Woodard spielt die US-Präsidentin Constance Payton

Auch in der zweiten Folge, geschrieben immerhin vom ehemaligen  "Third Watch"- und  "Criminal Minds"-Showrunner Edward Allen Bernero (der diese Aufgabe auch bei dieser Serie übernehmen sollte, es sich dann aber wegen kreativer Differenzen anders überlegte), steht wieder die Gefühlslage Charlie Tuckers im Mittelpunt des Interesses: Als ein russisches U-Boot, das gerade Informationen über CIA-Spione aus einem US-Tiefseekabel "gefischt" hat, in einen Sturm gerät und zu sinken droht, ist es ausgerechnet der zur Crew zählende CIA-Informant, der eine persönliche Beziehung zu Tucker hat. Die Beiden haben sich einmal kennengelernt, als sie noch ein Kind war. Die Funkgespräche zwischen ihnen drohen dann vor lauter heraufbeschworenen Erinnerungen und Patriotismusapellen auch völlig im Kitsch zu versinken.

Dabei ist die moralische Grundsatzfrage, die hier aufgeworfen wird, im Kern hoch interessant: Ist es ok, das Leben eines treuen Staatsdieners zu opfern, um viele Menschenleben zu retten? Die pragmatische Antwort, die Payton darauf gibt, ist dabei wahrscheinlich sogar näher an der US-Realpolitik als die doch meist sehr idealisierte Haltung, die Präsident Bartlet im modernen Klassiker "The West Wing" vertrat. Trotzdem erinnert die Art des Erzählens und der Inszenierung hier mehr an eine Primetime-Soap als an ein ernsthaftes Politdrama. Dabei tritt die übergreifende Handlung der Frage, wer und was genau für den Tod des Geliebten in Afghanistan verantwortlich war, gegenüber den jeweils wöchentlich neu zu bewältigenden akuten Krisen deutlich in den Hintergrund.

Ein Lichtblick im meist allzu konventionellen Networkdrama-Einheitsstil ist Alfre Woodard als Präsidentin. Die Frau, die vor knapp zwanzig Jahren mal als Erdbewohnerin der nahen Zukunft Captain Picard in "Star Trek - Der erste Kontakt" in die Seele schaute und ins Gewissen redete, bringt zumindest die Ausstrahlung mit, die unverzichtbar ist, um eine solche Rolle glaubwürdig auszufüllen. Alle anderen Stammfiguren bleiben in den beiden Auftaktfolgen so blass, dass sich eine Einzelbetrachtung nicht lohnt. Im Wesentlichen ist "State of Affairs" ohnehin als Katherine-Heigl-Show angelegt. Ob man mit der Serie etwas anfangen kann oder nicht, hängt deshalb wohl in erster Linie davon ab, ob man die Schauspielerin mag. Wenn ja, kann man sich wohl jeweils eine Dreiviertelstunde zumindest leidlich gut unterhalten lassen, sofern man nicht zu große Ansprüche an innere Logik stellt. Ansonsten ist man wahrscheinlich besser damit beraten, seine alten "West Wing"-DVDs mal wieder hervorzukramen.


Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie.

Meine Wertung: 3/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Universal TV

 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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