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TV-Kritik/Review: The Shannara Chronicles

Adaption der beliebten Buchreihe von Terry Brooks - von Gian-Philip Andreas
(11.01.2016)

Drei Hauptfiguren in engen Klamotten und unnatürlichen Farben: Amberle (Poppy Drayton), Will (Austin Butler) und Eritrea (Ivana Baquero)
Drei Hauptfiguren in engen Klamotten und unnatürlichen Farben: Amberle (Poppy Drayton), Will (Austin Butler) und Eritrea (Ivana Baquero)

Terry Brooks' postapokalyptischer "Shannara"-Zyklus ist im Heimatland des amerikanischen Autors populärer als bei uns, aber unter den zahlreichen Fantasy-Romanreihen, die sich freigiebig bei Tolkiens "Herr der Ringe" bedienen, ist er sicher einer der besten. Elfen, Trolle, Dämonen, Magie, tolle Landschaften - alles drin. Das erste Buch des Zyklus erschien 1977, seither hat Brooks mehr als 30 weitere hinterhergeschrieben. Eine filmische Umsetzung war schon länger im Gespräch, seit Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Trilogie und erst recht seit  "Game of Thrones" (auch zu George R. R. Martins wesentlich jüngerer Fantasywelt finden sich bei Brooks Parallelen). Jetzt ist diese Verfilmung als Serie bei MTV gelandet - eine Art "Game of Thrones" light für die Young-Adult-Zielgruppe des ehemaligen Videoclipkanals und damit also für Leute, die Coldplay und Beck als melancholisch perlende Musikuntermalung ebenso akzeptieren wie Jungdarsteller, die mit sorgfältig gestriegelten Bärten und modischen Dutts aussehen wie Hipster-Baristas in Brooklyn, Hackney oder Neukölln; die durch Bilder stolzieren, die so oft durch den Filter gejagt wurden, bis alle Farben hyperreal nach "Neon"-Cover und Musikvideo aussahen. Das Rot des Blutes, das Grün der Wiesen, das Blau des Himmels: Alles ist "over the top", alles ist laut, und noch der beiläufigste Trollangriff wird mit dem größtmöglichen Aufwand an Montage und Soundeffekten in Szene gesetzt. Nervt das? Ja, ziemlich schnell, vor allem, wenn man an die getragene Erzählweise von GoT oder  "Vikings" gewöhnt ist. Brooks aber scheint dahinter zu stehen, immerhin fungiert er auch als Co-Produzent, an der Seite von Jonathan Liebesman, der die ersten beiden Episoden inszenierte und letztes Jahr für eine Goldene Himbeere nominiert war. Als Regisseur der "Teenage Mutant Ninja Turtles"-Neuauflage.

Das muss nichts heißen - ausgedacht haben sich die Serie immerhin zwei Könner: Das Autoren-Duo Alfred Gough und Miles Millar hat sich seine Meriten vor allem im Superhelden-Gewerbe erworben, sie schrieben das Drehbuch zu Sam Raimis geschätztem "Spider-Man 2" und erfanden zudem  "Smallville". Diesen beiden kann man schon zutrauen, das Jahrhunderte umspannende Szenario der "Shannara"-Bücher serienfertig zu entstruppen. Jedenfalls lassen sie die Serie nun inhaltlich mit "Die Elfensteine von Shannara" (1982) beginnen, also mit dem zweiten Buch der "Shannara"-Trilogie. Dessen Handlung bleiben die  "Shannara Chronicles" grob treu.

Angesiedelt ist die Handlung in ferner Zukunft, viele Jahrhunderte nach dem Ende unserer Zivilisation. Das wird explizit nicht ausgesprochen, doch die überall in der Vegetation herumliegenden Technik-Ruinen - Fernsehtürme, Schiffe, Satelliten - beschwören eine postapokalyptische "Planet der Affen"-Atmosphäre herauf. Bevölkert werden die "Vier Lande" von spitzohrigen Elfen und anderen Märchengestalten, Hauptspielort ist die Elfenstadt Arborlon, die vom Elfenkönig Eventine Elessedil regiert wird, den John "Gimli" Rhys-Davies spielt, im amüsanten Duktus eines knatternden Shakespeare-Mimen. Dreißig Jahre zuvor, so viel wird in den (sehr viel Erklärtext transportierenden) Dialogen deutlich, ging ein großer Krieg zu Ende und mit ihm der Gebrauch von Magie, zumindest offiziell. Im pittoresken Hain vor Arborlon steht seither der stolze Baum Ellcrys, der eine Art Wächterfunktion innehat: Solange er gesund ist, sind die furchtbaren Dämonen, die die "Vier Lande" bedrohten, in einer Art Jenseits gefangen, doch mit jedem welken Blatt, das zu Boden schwebt, kehrt eine der Schreckgestalten zurück. Von den jungen Elfen der Stadt wird all dies freilich längst für bloße Folklore gehalten - ein fataler Irrtum.

Der Baum wiederum wird von sieben "Erwählten" beschützt, fitten jungen Leuten also, die zu Beginn der Serie in einem Ritual ermittelt werden, das unoriginell Anleihen bei den "Hunger Games" macht: Da müssen die Kandidaten mit verbundenen Augen einen Spießrutenlauf durchs dichte Dickicht absolvieren, und die ersten sieben, die es kollisionsfrei ins Ziel schaffen, werden "erwählt". Überraschenderweise schafft es diesmal die eigentlich - weil weiblich - nicht zugelassene Prinzessin und Königsenkelin Amberle (Poppy Drayton) in den erlauchten Kreis. Bei der Berührung mit dem Ellcrys wird die attraktive junge Elfin jedoch von brutalen Visionen heimgesucht, die den Machern Gelegenheit für blutige Schocksequenzen geben. Amberle fürchtet, selbst der Grund für ein schreckliches Massaker in Arborlon zu sein und flieht deshalb quer durchs Land zu ihrer Tante Pyria.

Manu Bennett als Allanon
Manu Bennett als Allanon

Zeit für die nächste Hauptfigur: den Druiden Allanon, mit Fitnesstrainer-Stoizismus gespielt von Muskelmime Manu Bennett ( "Spartacus"). Allanon verbrachte Jahrzehnte im jugendkonservierenden Druidenschlaf und gerät nun in Sorge um den Zustand des Ellcrys. Bald fällt das erste Blatt vom Ast, und mit Getöse erhebt sich der "Dagda Mor" aus dem Wüstensand, ein skelettierter Gruseldämon, der horrorfilmmäßig runtergepitcht in fremden Zungen grollt und einen Gestaltwandler losschickt, der die "Erwählten" umbringen soll. Zum Glück ist Amberle schon geflohen.

Schnitt zum nächsten Protagonisten: Will Ohmsford, ein schusseliger blonder Teenie-Halbelf aus dem Schattental, gespielt von Austin Butler ( "The Carrie Diaries"), der die Stirn sehr gekonnt in James-Dean-artige Falten legen kann. Ohmsford (die Geschicke seines Großvaters Shea werden im ersten "Shannara"-Buch verfolgt) erhält am Totenbett seiner Mutter ein paar "Elfensteine" vermacht, von deren existenzieller Bedeutung er nichts ahnt. Zudem lässt er sich die Steine (sie sind natürlich blauer als blau) von der jungen Waldläufeirn Eretria abluchsen, einer weiteren Protagonistin. "Pans Labyrinth"-Star Ivana Baquero verkörpert sie mit gekonnter Jennifer-Lawrence-Rotzigkeit. Will wird da längst von Allanon gesucht und gefunden, in der Druidenfestung Paranor mit der Existenz von Zauberei konfrontiert (in einer denkbar albernen Magierszene mit Windmaschine und flackerndem Licht) und dann zu Amberle gebracht: Allanon ist davon überzeugt, dass Will die Schlüsselfigur ist in seinem Plan, den Ellcrys und damit die Dämonenfreiheit der Welt wiederherzustellen.

Gewiss, Fantasywelten wie diese sind komplex, doch obwohl sich die Autoren um klare Charakterisierungen und zügiges Tempo bemühen, kommt der Plot recht zäh aus den Startlöchern. Das liegt - mal wieder - an diesem bleiernen Ernst, der ja leider vielen Programmen fürs Young-Adult-Publikum innewohnt, einer Selbstergriffenheit, der jede Ironie und alle Nonchalance notwendig fremd sein müssen. Man kennt und fürchtet das aus Reihen wie "Twilight" oder "Divergent". Klar, womöglich braucht es diesen Ernst, wenn man einen Plot durchziehen will, in dem es um Dinge wie Wächterbäume und Elfensteine geht. Doch ein wenig mehr Esprit hätte es schon sein dürfen.

Im Vordergrund stehen allerdings ohnehin die Schauwerte - retro-futuristische Architekturen etwa, irgendwo zwischen Neo-Gotik und Plexiglas, dazu figurbetonte Kostüme, die aussehen, als hätte eine Fashion-Studentin aus Los Angeles ihren Tumblr-Blog geplündert. Ethnische Unterschiede scheint es in den "Vier Landen" übrigens nicht zu geben, es ist ausschließlich weißes Personal, dass sich hier in den ersten Folgen um den Ellcrys versammelt. Lovestories dürften auch nicht lange ausbleiben, gleich mehrere Rand- und Nebenfiguren werden diesbezüglich in Stellung gebracht. Auch Will Ohmsford wird sich bald entweder für die taffe Amberle oder die wilde Eretria entscheiden müssen (als deren Stiefvater Cephelo sich  "Dexter"-Urgestein James Remar die Ehre gibt). Und als der jung gebliebene Allanon auf seine inzwischen großmütterliche Ex-Geliebte Pyria trifft, weht kurz ein Hauch tragischer "Highlander"-Romantik über die Wiesen und Klippen. Gedreht wurde übrigens in Neuseeland.

Können eingefleischte Fantasy-Fans das denn mögen? Nicht unbedingt - dazu erinnern die "Shannara Chronicles" zumindest in den ersten Episoden viel zu sehr an Model-Wettspiele im sattgrünen Forst. Wenn anderswo dramatische Sätze wie "Winter is coming!" für fatalistischen Frösteln sorgen, klingt ein gerauntes "Es werden dunkle Tage kommen!" hier wie ein falsches Versprechen. Was können Brooks-Fans denn davon halten? Nun, wer über den juvenilen Fokus und den penetranten Bierernst hinwegsieht, mag dem Ganzen etwas abgewinnen können, zumal bis jetzt nicht klar ist, wie tief und komplex sich die Macher in das "Shannara"-Universum hineingraben werden (bzw. dürfen). Wer die Bücher hingegen zur Religion gemacht hat und so etwas wie unbedingte Texttreue in Stilhöhe und Figurenzeichnung erwartet, der könnte sein blaues (und rotes, und grünes, auf jeden Fall sehr, sehr buntes) Wunder erleben.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "The Shannara Chronicles".

Meine Wertung: 2.5/5


Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Viacom Media Networks


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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