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TV-Kritik/Review: The Team

Europäische Krimi-Koproduktion startet im ZDF - von Marcus Kirzynowski
(06.03.2015)

Drei Städte, ein Ermittlerteam: Lars Mikkelsen, Jasmin Gerat und Veerle Baetens
Drei Städte, ein Ermittlerteam: Lars Mikkelsen, Jasmin Gerat und Veerle Baetens


Grenzüberschreitende EU-Projekte dauern meistens etwas länger. Das gilt nicht nur auf politischer Ebene, sondern ebenso bei Fernsehserien; diese Erfahrung musste auch das ZDF mit der von ihm initiierten europäischen Koproduktion  "The Team" machen. Mehr als drei Jahre hat es seit der ersten Ankündigung gebraucht, bis die erste Staffel tatsächlich ihren Weg auf die Bildschirme findet. Peter Nadermann, der für das ZDF bereits dänische Quotenhits wie  "Kommissarin Lund" und  "Die Brücke - Transit in den Tod" eingekauft hat, wollte auch mal einer Serie einen deutschen Stempel aufdrücken, gleichzeitig aber vom Know-How der dänischen Serienautoren und -produzenten profitieren. Die haben schließlich in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass international erfolgreiche Qualitätsserien nicht nur in den USA, sondern auch bei den nicht so reichen europäischen Sendern entstehen können. Für "The Team" hat sich das ZDF neben dem Dänischen Rundfunk auch noch den belgischen Sender VTM, den ORF und den SRF an Bord geholt (die Schweden sind eh immer dabei, bringen aber nie eigene Schauspieler unter). Entsprechend grenzüberschreitend sind die Ermittlungen ausgefallen.

Alles beginnt mit drei Prostituierten, die kurz hintereinander ermordet werden: in Berlin, Antwerpen und Kopenhagen. Der Modus Operandi ist immer der gleiche: Den Opfern wurde durchs linke Auge geschossen. Die Polizeibehörden bilden ein Joint Investigation Team, also ein gemeinsames Ermittlungsteam, das aus Kommissaren aller drei involvierten Mordkommissionen besteht: Harald Bj?rn (Lars Mikkelsen) aus Kopenhagen, Alicia Verbeeck (Veerle Baetens) aus Antwerpen und Jackie Mueller (Jasmin Gerat) aus Berlin. Schnell wird klar, dass die Morde mit den organisierten kriminellen Aktivitäten von Marius Loukauskis (Nicholas Ofczarek) in Verbindung stehen, der sich hinter der Fassade des reichen Geschäftsmanns verbirgt, sein Geld in Wahrheit aber hauptsächlich mit Prostitution und Menschenhandel macht.

Während das ZDF für die deutsche TV-Ausstrahlung alle Sprachunterschiede wegsynchronisiert hat, herrscht im Rest Europas sowie bei der Vorab-Veröffentlichung der Folgen in der ZDF-Mediathek zunächst mal babylonische Sprachverwirrung: Anders als beim ebenfalls international angelegten Ermittlerteam von  "Crossing Lines" sprechen die Beteiligten hier untereinander ihre jeweiligen Landessprachen, nur wenn sie zusammenkommen, wird ins Englische gewechselt. Da die Handlung meist quasi von Szene zu Szene zwischen den Orten hin- und herspringt, wechselt ständig auch die Sprache zwischen Deutsch, Dänisch, Flämisch und Englisch, manchmal kommt noch Französisch hinzu. Während das zweifellos für mehr Authentizität sorgt, lassen die wechselnden Schauspielstile einen unweigerlich denken, man sähe gerade ein Crossover zwischen der belgischen Krimiserie  "Code 37" (ebenfalls mit Baetens in der Hauptrolle), "Kommissarin Lund" und irgendeinem deutschen SOKO-Ableger.

Geschäftsmann und Verbrecherkönig: Marius Loukauskis (Nicholas Ofczarek)
Geschäftsmann und Verbrecherkönig: Marius Loukauskis (Nicholas Ofczarek)

Dabei hat die Serie auf dem Papier durchaus einiges an schauspielerischem Talent aufzuweisen, im Endergebnis bleiben viele Darsteller aber auffallend blass. Aus dem Dreierteam ist Baetens, für ihre Rolle in dem Bluegrass-Familiendrama "The Broken Circle" mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet, am überzeugendsten. Ihre Rolle der Alicia Verbeeck ist zwar im Grunde nur eine Variante der toughen, einzelgängerischen Kommissarin aus "Code 37", diese Rolle spielt sie aber perfekt. Mads' Bruder Lars Mikkelsen wirkt hingegen als kletternder Kommissar eher, als hätte er seine Szenen nur mit halber Aufmerksamkeit absolviert. Dass er es viel besser kann, hat er als Bürgermeisterkandidat in der ersten "Lund"-Staffel oder als linker Wirtschaftsprofessor/Politiker in der dritten  "Borgen"-Staffel bewiesen. Jasmin Gerat kommt als zwischen Job und Familie zerrissene Jackie Mueller nicht über das übliche Standard-Schauspielniveau der zahlreichen deutschen ZDF-Krimiproduktionen hinaus. Der Österreicher Ofczarek, brillant in den skurril-anarchischen ORF-Serien  "Braunschlag" und  "BÖsterreich", wirkt in der "ernst" (aber auch überzeichnet) angelegten Rolle des Oberbösewichts trotz Burgtheater-Erfahrung irgendwie deplatziert, ist aber vielleicht auch einfach damit überfordert, mit antrainiertem litauischen Akzent Englisch zu sprechen.

Schön ist, dass in zahlreichen Nebenrollen Schauspieler wiederzuentdecken sind, die man aus dänischen oder flämischen Serien kennen könnte (gefühlt das halbe Ensemble von "Borgen" sowie der Hauptdarsteller und ein Drahtzieher aus dem spannenden belgischen Verschwörungsthriller  "Salamander"). Aus Deutschland haben unter anderen Sunnyi Melles, Jella Haase und Nadeshda Brennicke größere Nebenrollen, während die Österreicherin Miriam Stein ( "Unsere Mütter, unsere Väter") als Muellers unerfahrene Assistentin überzeugt.

Inszeniert ist das Ganze gefällig-routiniert, auf visuellen Schnickschnack wird weitgehend verzichtet (sieht man einmal von den Videokonferenzen der Ermittler ab). Woran die Serie krankt, ist aber das ebenfalls viel zu routiniert ausgefallene Drehbuch. Zwar versuchen die Dänen Mai Brostr?m und Peter Thorsboe, mit ihrer fortlaufend erzählten Geschichte das ganz große Fass grenzüberschreitender Kriminalität und menschlicher Abgründe aufzumachen, aber das Resultat schmeckt meist doch nur nach billigem Wein. Aroma erhält es nur durch die gelegentlich eingestreuten Actionszenen, die durchaus packend inszeniert sind.

Manches andere wirkt eher unfreiwillig trashig: So die privaten Probleme der verschiedenen Ermittler, bei denen sich die Macher anscheinend dachten, so etwas gehöre zu einer modernen Serie heute einfach dazu. Aber vielleicht besser nicht in der Häufung, dass Verbeeck nicht nur eine alkoholkranke Mutter hat, sondern auch noch eine jüngere Schwester, die selbst auf den Strich geht. Und natürlich darf auch eine zurückliegende Liebesgeschichte zwischen den Kollegen aus Berlin und Kopenhagen nicht fehlen. Berührender wirken die Beziehungsprobleme von Bj?rns Assistentin Kit Ekdal (Ida Engvoll), die regelmäßig von ihrem Partner verprügelt wird. Teilweise gleitet die Inszenierung in einzelnen Szenen auch völlig in Trash ab, etwa wenn eine entführte Prostituierte in Arbeitskleidung mit tief ausgeschnittenem Dekolleté gezwungen wird, in einer Scheune Salmonellen-Hühner zu enthaupten. Ist das nun unfreiwillige Komik oder eine Hommage der Autoren an den italienischen Giallo?

Nicht absprechen kann man "The Team", dass die Staffel nach eher drögem Auftakt in der ersten Folge insgesamt recht unterhaltsam geraten ist. Alles andere, was die internationalen Qualitätsserien auszeichnet - nicht zuletzt die dänischen - ist aber irgendwo bei der Abstimmung zwischen den verschiedenen beteiligten Redaktionen und Produzenten auf der Strecke geblieben: Charakterentwicklung, Plausibilität und glaubhaftes Drama. Zu viele Köche verderben meist eben doch den Brei.


Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten ersten Staffel der Serie.


Meine Wertung: 3/5


Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: ZDF


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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