Originalpremiere: 18.05.2019
Deutsche TV-Premiere: 27.04.2022 (arte)
Die junge Philosophie- und Literaturabsolventin Alice Heimann verlässt Oxford, um eine Stelle im Rathaus von Lyon anzutreten. Nach anfänglicher Verwirrung, wird sie schließlich zum persönlichen Gespräch beim Bürgermeister Paul Théraneau vorgeladen. Dieser offenbart ihr voller Verzweiflung, dass er nach 30 Jahren in der Politik "nicht mehr denken kann" - er fühlt sich ausgelaugt und leer. Alice soll ihn auf neue Gedanken bringen, ihm eine Ideengeberin sein. Ab diesem Punkt ist es ihre Aufgabe, für den Bürgermeister kurze Notizen mit Reflexionen philosophischer Natur zu erstellen. Théraneau ist von Alices Einfällen rasch begeistert. Diese fühlt sich langsam in den hektischen Alltag des Rathauses ein. Dabei muss sie neben dem vollen Terminkalender des Bürgermeisters auch noch Zeit für die ständigen Anfragen seiner Kabinettschefin Isabelle Leinsdorf finden. Schließlich ernennt Théraneau Alice zur Leiterin des Projektes "Lyon 2500", welches als Vorbereitung für seine bevorstehende Präsidentschaftskandidatur dienen soll. Doch das zieht den Zorn vieler Kolleginnen und Kollegen auf Alice, die sie als nicht kompetent ansehen und ihr den Erfolg nicht gönnen. Während Alice bemerkt, dass sie sowohl beruflich als auch privat eigentlich sehr unglücklich ist, so stellt sich auch in ihrem Austausch mit dem Bürgermeister die Frage, ob Philosophie und Politik überhaupt miteinander vereinbar sind. Die Tragikomödie "Alice oder Die Bescheidenheit" wirft einen kritischen sowie komödiantischen Blick hinter die Kulissen der Politik. Dabei steht die Rolle der unvoreingenommenen Alice Heimann in direktem Kontrast zu den hierarchisierten Abläufen und der alltäglichen Hektik im Rathaus. Der Film besticht durch seine intelligenten, überaus inspirierenden Dialoge und, nebenbei, durch sein Porträt der Stadt Lyon.
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"Alice oder Die Bescheidenheit" feierte seine Premiere 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes und ist der zweite Film des französischen Regisseurs Nicolas Pariser. Vor allem Fabrice Luchini und Anaïs Demoustier liefern beeindruckende Schauspielleistungen, harmonieren als ungleiches und dennoch gleichgesinntes Gespann. Die Rolle des verzweifelten Politikers ist auf Luchini zugeschnitten. Währenddessen schafft Demoustier es komplizierte philosophische Dialoge ganz natürlich zu vermitteln. Im Jahr 2020 gewann sie für ihre Darstellung der Alice einen César.
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