Deutsche TV-Premiere: 28.12.2013 (arte)
Es war der Hit der vergangenen Saison, ein funkelndes Spektakel, eine glitzernde Show. Nach über 80 Jahren feierte eine der schillerndsten Revuen der Weimarer Republik ein umjubeltes Comeback in der Komischen Oper Berlin: "Ball im Savoy" von Paul Abraham. Die Hauptpersonen: ein frisch verheiratetes Paar, das gerade von einer Weltreise ins heimatliche Nizza zurückkehrt und sich prompt in Eifersuchtsdramen verstrickt. Des weiteren die argentinische Tänzerin Tangolita, deren verfängliches Telegramm die ganze Konfusion erst auslöst. Sodann Mustafa Bey, Attaché in der türkischen Botschaft und nach sechs geschiedenen Ehen selbst ernannter Frauenkenner. Last but not least die Jazzkomponistin Daisy Darlington, die im Savoy ihr männliches Pseudonym lüften will. Dazu kommen ein Dienerpaar, ein junger Anwalt, jede Menge Tänzer und ein äußerst bewegungsintensiver Chor. Die Musik: Paul Abraham hat seine Revue nicht für Wien geschrieben, sondern für Berlin. Nicht der Walzer gibt den Takt an, sondern der neuerfundene Känguru-Step, Jazz, Fox und Blues. Eine mitreißende Mischung, originell, witzig, temporeich, die vom Musical-Spezialisten Adam Benzwi am Pult der Komischen Oper kongenial interpretiert wird. Die Inszenierung: Für den Regisseur Barry Kosky ist die Inszenierung auch eine Art Wiedergutmachung, eine Verbeugung vor dem Genie Paul Abraham, der kurz nach der Uraufführung von "Ball im Savoy" im Dezember 1932 emigrieren musste und nie wieder Fuß fassen konnte. Kosky nimmt das Stück ernst und beim Wort: Wie Paul Abraham und seine Librettisten vor 80 Jahren blendet auch er die bedrohlichen Schatten des Jahres 1933 aus und präsentiert vorbehaltlos, was an Esprit und Temperament, an gehobenem Unsinn, Kalauern und frechen Anzüglichkeiten in dieser Jazz-Operette steckt.
(arte)