Originalpremiere: 1981
25.09.1981
Deutsche TV-Premiere: 08.02.1987 (Das Erste)
FSK 16
Juliane und ihre jüngere Schwester Marianne sind als Töchter eines Pfarrerehepaars in den 50er Jahren aufgewachsen. Die artige Marianne war der Liebling des Vaters, mit der oft aufbegehrenden Juliane tat er sich schwer. Jahre danach ist aus der braven und angepassten Marianne eine kämpferische Revolutionärin geworden; sie will die Gesellschaft gewaltsam verändern und steht als Terroristin auf der Fahndungsliste. Anders Juliane, sie lehnt Gewalt ab und versucht als Mitarbeiterin einer feministischen Zeitschrift, auf notwendige gesellschaftliche Reformen hinzuwirken. Nach Mariannes Verhaftung besucht Juliane ihre Schwester häufig im Gefängnis, die beiden kommen sich wieder näher. Umso härter trifft Juliane die Nachricht von Mariannes Tod in der Haftanstalt, die sie erreicht, als sie mit ihrem Lebensgefährten Wolfgang Urlaub in Italien macht. Sie glaubt nicht an die offizielle Erklärung, Marianne habe Selbstmord begangen; obwohl sie sich damit mehr und mehr isoliert, versucht sie im Alleingang, die Umstände von Mariannes Tod zu klären. Margarethe von Trotta ließ sich zu diesem Film von Christiane Ensslin anregen, die sie nach dem Tod ihrer Schwester Gudrun Ensslin in Stammheim kennengelernt hatte. In "Die bleierne Zeit" - das Zitat aus einem Hölderlin-Gedicht spielt auf die 50er Jahre an - vermitteln Rückblenden fragmentarisch Einblicke in Kindheit und Jugend der beiden Schwestern, deren belastete Beziehung, gesehen aus der subjektiven Perspektive der älteren Juliane, das zentrale Thema bildet. Der Film erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Goldenen Löwen in Venedig für Margarethe von Trotta; die beiden Hauptdarstellerinnen Jutta Lampe und Barbara Sukowa wurden gleichfalls in Venedig ausgezeichnet. Das rbb Fernsehen sendet diesen Film zu Ehren von Jutta Lampe, die in der Nacht zum 3. Dezember im Alter von 82 Jahren in Berlin gestorben ist. Jutta Lampe gehörte zu den bedeutendsten Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum. 1943 in Flensburg geboren, erhielt sie eine Schauspielausbildung in Hamburg und kam in den 60er Jahren ans Theater der Freien Hansestadt Bremen, wo sie in der Arbeit mit den Regisseuren Peter Zadek und Peter Stein erste Erfolge feierte. Nach der Gründung der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin, folgte sie Peter Stein 1970 an das Theater, das ihr 30 Jahre lang Heimstätte werden sollte. Mit Edith Clever, Bruno Ganz, Otto Sander und vielen anderen bildete sie ein kongeniales Ensemble und arbeitete mit Peter Stein, Luc Bondy, Robert Wilson und weiteren berühmten Regisseuren. Zum Film kam Jutta Lampe durch ihre Begegnung mit Margarethe von Trotta. Sie spielte u. a. Hauptrollen in den Filmen "Schwestern oder Die Balance des Glücks" (1979), "Die bleierne Zeit" (1981) und "Rosenstraße" (2003).
(rbb)