Weiterer Titel: Günter Wallraff - Schwarz auf weiß
Deutsche TV-Premiere: 25.01.2011 (arte)
Günter Wallraff, der bei "Bild" Hans Esser war, als Türke Ali die Ausbeutung ausländischer Arbeiter enthüllte und für die "Zeit" in Call-Centern recherchierte, wollte hautnah erleben, wie tolerant die Deutschen gegenüber schwarzen Menschen sind. Dabei fing die versteckte Kamera Szenen ein, die oft nur schwer zu ertragen sind. Denn sie stimmen wenig mit dem Bild vom modernen, gastfreundlichen Bundesbürger überein. Der erfahrene Undercover-Journalist Wallraff ging bei seiner einjährigen Reportagereise durch alle Teile der Republik bis an die Grenzen seiner psychischen Belastbarkeit. Nicht selten setzte er sich in der Maske des afrikanischen Migranten Kwami unkalkulierbaren Risiken aus. Wallraffs Mut, sein Humor und die perfekte Einfühlung in seine Rolle haben ihm geholfen, das Verhalten ganz gewöhnlicher Deutscher Fremden gegenüber zu zeigen. Der Dokumentarfilm irritiert und polarisiert, bestürzt, empört und berührt, doch er enthält auch Passagen von abgründiger Komik und erfreulicher Menschlichkeit - ein Roadmovie der besonderen Art. Der Kinostart von "Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß" löste eine heftige, kontroverse Diskussion in der Presse aus. So schrieb "Der Spiegel": "'Schwarz auf Weiß' als Blick in den Spiegel. Zu Gast bei Freunden sieht anders aus". Im Kulturradio war zu hören: "Ein großer Verdienst und ein anregender Beitrag zur momentanen Integrationsdebatte", während das Deutschlandradio Kultur "verstörende Stimmungsbilder aus der Mitte der Gesellschaft" ausmachte. "Der Tagesspiegel" aus Berlin formulierte: "Andererseits fragt man sich, warum man sich mehr darüber aufregt, dass Wallraff in diesen Zug steigt, als darüber, dass es Züge gibt, in die manche Menschen besser nicht steigen." Der italienische "Corriere della sera" meinte "Der Film ist ein echter Schlag ins Gesicht für diejenigen deutschen Intellektuellen, die behaupten, der Rassismus in Deutschland sei nur eine hässliche Erinnerung, die der Vergangenheit angehört." Und die "Times" ergänzte: "Entlarvender als Sacha Baron Cohens erfundener 'Borat', der die Heuchelei in den USA enthüllte."...
(arte)
Cast & Crew
- Regie: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger
- Drehbuch: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger
- Musik: Michael Emanuel Bauer, Peter Holzapfel, Georg Karger
- Kamera: Ralf M. Mendle, Frederik Walker