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TV-Kritik/Review: "Franklin": Wie gut ist die neue Historienserie?
(12.04.2024)
Je stärker der US-amerikanische Politdiskurs vom vulgären Populismus eines Donald Trump diktiert wird, je heftiger scheint die Sehnsucht, sich an die großen Gestalten der Vergangenheit zu erinnern. Sich mit jenen Menschen zu befassen, die überhaupt erst dafür sorgten, dass den USA so lange die Vorbildrolle zugeschrieben wurde, die dem Land derzeit wieder verlustig zu gehen droht. Apple TV+ schickt seiner Lincoln-Serie
Wer, nach gängiger Schulbildung, heutzutage an Benjamin Franklin (1706-1790) denkt, erinnert sich vermutlich zunächst an den Blitzableiter, den der in Boston geborene Sohn eines Kerzenmachers erfand - nach dem berühmten Experiment mit dem Papierdrachen im Gewitter. Dass Franklin 1776 zu den Mitunterzeichnern der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten gehörte, steht da fast schon an zweiter Stelle. Und an seine eigentlichen Berufe als Drucker und Zeitungsverleger, an seinen Status als Universalgelehrter, erinnert man sich, wenn überhaupt, schon deutlich weniger. Wer das auffrischen möchte, sollte in den sehenswerten Doku-Zweiteiler "Benjamin Franklin" hineinschauen, den Ken Burns vor zwei Jahren für den Public Broadcasting Service produzierte. Der Film, der auch auf BluRay vorliegt, überblickt Franklins gesamtes Leben.
Die Miniserie "Franklin" dagegen konzentriert sich nur auf die historisch wohl wichtigste Etappe in Franklins Leben: auf die fast neun Jahre, die er zwischen 1776 und 1785 in Frankreich verbrachte, um das damals noch in vollem Puder- und Perückenpomp vor sich hinregierte Ancien Régime des letzten französischen Königs Ludwig XVI. als Alliierten zu gewinnen im Kampf für die amerikanische Sache. Eine abenteuerliche Aufgabe: Zwar ging es gegen den gemeinsamen Feind - die britische Krone -, aber auch um die Revolution der amerikanischen Unabhängigkeitskämpfe und damit einen Floh, den der absolutistische Monarch seinem eigenen Volk nun wirklich nicht ins Ohr setzen wollte.
Der historische Hintergrund wird dem Publikum via Texttafel und in den Dialogen nahegebracht: Nach der Unabhängigkeitserklärung der dreizehn US-Kolonien und der damit erfolgten Lossagung von Großbritannien kam es zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, in dem die sogenannte "Kontinentalarmee" der Kolonialisten ziemlich schnell unter die Räder zu kommen drohte: Es fehlte an Waffen und Munition und generell an finanziellen Ressourcen.
Benjamin Franklin obliegt es nun, quasi im Alleingang, die weißgepuderten Franzosen, die Politiker, Diplomaten und letztlich auch den König davon zu überzeugen, dass es auch in ihrem Interesse ist, sich durch diese Allianz, durch das Bereitstellen von Waffen, Finanzen und militärischem Know-how, einen Premiumzugriff auf den Handel mit der Neuen Welt zu sichern.
Auftritt Michael Douglas: Der inzwischen 79-jährige Oscarpreisträger (
Die acht Episoden folgen chronologisch dem historisch verbürgten Gang der Ereignisse, zeichnen Franklins diplomatische Schritte nach - darunter sehr offizielle und sehr unorthodoxe. Der Titel des Sachbuchs von Stacy Schiff, auf das sich die Serie stützt, deutet auf den Stehgreif hin, aus dem der US-Gesandte hier (ohne offizielles Mandat) agierte: "A Great Improvisation" (2005). Währenddessen schreitet der Unabhängigkeitskrieg stetig voran, von der anfänglichen Fastkatastrophe über ein erstes Hoffnungschöpfen beim Saratoga-Feldzug bis zur britischen Kapitulation nach der Schlacht von Yorktown 1781 und der Unterzeichnung des "Friedens von Paris" 1783. Die Eckdaten bilden hier den Rahmen: Dass Franklins Mission erfolgreich verläuft, kann man daher auch gar nicht spoilern. Es steht ja in den Geschichtsbüchern.
Was hingegen im Ermessen der Autoren und Schauspieler lag, ist die Zeichnung der Charaktere - denn wie sie sprachen, welche Marotten sie hatten, welche Sprüche sie klopften, das wissen wir natürlich nicht oder nur sehr begrenzt. War Franklin wirklich so ein freundlicher Filou, ein Schelm und Womanizer? Hat er sich beim Festschmaus wirklich fröhlich furzend Erleichterung verschafft? Die beiden deutlich jüngeren Frauen, denen der rüstige Diplomat damals näher kam, hat es jedenfalls wirklich gegeben, auch wenn ihr Verhältnis ein platonisches blieb: Ludivine Sagnier (
Irgendwann reist dann auch noch John Adams als Botschafter an die Seine, ein Gründervater-Kollege von Franklin, viel jünger als dieser und später der zweite US-Präsident nach George Washington: Eddie Marsan (derzeit Amy Winehouses Vater in
In Zeiten indes, in denen sich Kostümfilme und -serien üblicherweise eines stark satirischen Zugriffs bedienen (siehe
Leider kommen den acht Folgen immer mal wieder Flow und Drive abhanden, was vor allem am Handlungsstrang des jungen Temple liegt: Franklins Enkel erlebt sozusagen nebenher sein Coming of Age, vom staunenden Beobachter wird er zum Mitmacher in der monarchischen Adelsgesellschaft, vom Druckergehilfen und Sekretär zum Fraueneroberer und Diplomaten. Ganz nett ist das alles, aber eben auch schon tausendfach so oder so ähnlich gesehen und hier auch nicht wirklich innovativ umgesetzt - was nicht an Darsteller Jupe liegt, sondern eher am Drehbuch. Nicht nur angesichts des vielen durch die Luft fliegenden Gesichts- und Perückenpuders wirkt "Franklin" in diesen Szenen unnötig angestaubt, und vermutlich wäre es auch für den Rhythmus der Serie förderlich gewesen, wenn auf weite Teile dieses Strangs verzichtet worden und dafür vielleicht mit zwei, drei Episoden weniger an den Start gegangen wäre.
Denn zu leuchten beginnt die Serie immer dann, wenn ihr Hauptdarsteller so richtig loslegen kann: Douglas, der sich in seinem Spätwerk sowohl der Serie (
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Miniserie "Franklin".
"Franklin" wird seit dem 12. April bei Apple TV+ veröffentlicht.
Über den Autor
Leserkommentare
Otto542 schrieb am 13.04.2024, 08.39 Uhr:
Es wäre vielleicht nicht ganz unnötig zu erwähnen das die Serie nur mit dt. Untertiteln in Englisch und Französisch auf Apple gestreamt werden kann. Es soll da draußen ja noch Leute geben die tatsächlich lieber eine gute deutsche Synchro schauen als sich in Untertiteln zu verzetteln.der_alte_oesi schrieb am 16.04.2024, 20.10 Uhr:
Fremdsprachen lernen ist doch laut Kretschmann aus BW doch nicht mehr nötig in Zeiten von Google und Übersetzungsprogrammen. Sicher wird es nicht mehr lange dauern, und künftig werden auch Filme automatisch von einer KI übersetzt und mit künstlichen Stimmen synchronisiert. Das alles dann in der Qualität wie man es bei den Untertiteln auf YouTube erleben kann. Laut unseren Politikern ist Fremdsprachen lernen ebenso unnötig geworden, wie die eigene Muttersprache zu lernen. Es gibt doch Rechtschreibprogramme - laut Herrn Kretschmann.User 65112 schrieb am 16.04.2024, 13.20 Uhr:
Na, das gehört wohl zur Globalisierung, jetzt ist Sprachen lernen angesagt :-))EricTheActor schrieb am 14.04.2024, 12.29 Uhr:
Die deutsche Synchro wird in den nächsten Wochen nachgereicht.Flapwazzle schrieb am 13.04.2024, 09.23 Uhr:
Deutsche Synchronisation scheint ja sehr teuer geworden zu sein?! Vieles, was mich interessiert, wird einfach nicht mehr synchronisiert. Und zum Teil wird wie bei "D.P." die erste Staffel synchronisiert und bei der zweiten spart man sich das aus Kostengründen.
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