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TV-Kritik/Review: "Let the Right One In": Serienfassung der Vampirgeschichte hat weniger Biss als Originalfim
(17.10.2022)
Es gibt Stoffe, die einfach nicht tot zu kriegen sind. So der schwedische Roman "Låt den rätte komma in" um das Vampirkind Elly von John Ajvide Lindqvist, der nun bereits zum dritten Mal verfilmt wurde. Nach dem schwedischen Arthouse-Kinoerfolg
Serienschöpfer Andrew Hinderaker verlegt die Handlung von Schweden nach New York, wohin Mark Kane (Demián Bichir,
Aber Elly hat ihren eigenen starken Willen und freundet sich schnell mit dem Nachbarsjungen Isaiah (Ian Foreman) an, einem nerdigen Außenseiter, der in der Schule gemobbt wird. Isaiahs Mutter Naomi (Anika Noni Rose) freut sich zwar, dass ihr Sohn endlich eine Freundin gefunden hat, ist aber dennoch misstrauisch gegenüber den seltsamen neuen Nachbarn. Das ist wohl auch berufsbedingt, arbeitet sie doch als Mordermittlerin bei der Polizei.
Das kann wiederum Ellys Vater Mark gar nicht recht sein, muss der doch für stetigen Nachschub an frischem Menschenblut sorgen, um seine geliebte Tochter am "Leben" zu erhalten. Gleichzeitig sucht er nach einer Heilung für Elly, vor allem nach dem Mann, der sie damals gebissen hat. Denn der Vampirismus scheint in dieser Fassung der Geschichte eher eine Art Virus zu sein. So stoßen Mark und Elly in der New Yorker Unterwelt auf einen Mann, der sich wie ein Vampir verhält, aber weder Fangzähne noch eine Bisswunde aufweist.
Die Serienversion übernimmt grob die Kernhandlung des Romans respektive der bekannten Verfilmung von 2008, also die anrührende Geschichte des einsamen Vampirmädchens, das sich mit einem "gleichaltrigen" menschlichen Außenseiter anfreundet. Dabei gibt es aber einige einschneidende Änderungen: Dass das Setting von der schwedischen Vorstadt ins quirlige New York verlegt wurde, schadet zwar der Atmosphäre, war bei einer US-Serie aber zu erwarten. Isaiah ist ein Afro-Amerikaner - geschenkt, da für die Handlung irreleveant.
Dass dessen Mutter nun allerdings zur Mordermittlerin mutiert ist, wirkt schon befremdlicher - ohne kommt anscheinend heutzutage keine Fernsehserie mehr aus. Die wichtigste Veränderung ist aber wohl, dass Elly diesmal tatsächlich mit ihrem echten Vater zusammenlebt, nicht mit einem menschlichen Helfer, der bloß von allen für ihren Vater gehalten wird, wie im Film. Das gibt Demián Bichir Gelegenheit für starke Momente der Verzweiflung, wenn er hin- und hergerissen ist zwischen der Liebe für seine Tochter und Ekel und Abscheu über ihr und sein eigenes Verhalten zur Stillung ihres Blutdurstes.
Der Haupthandlung um Elly, ihren Vater und den kleinen Isaiah stellt die Serie eine seltsam unverbunden wirkende Parallelhandlung entgegen. In der geht es um einen todkranken Wissenschaftler (Željko Ivanek,
Die nach wie vor anrührende Geschichte über die beiden ungleichen Kinder kommt dadurch aber leider zeitlich etwas zu kurz. Sie findet ihren ersten Höhepunkt in Episode 2 bei einer Talentshow in Isaiahs Schule, bei der Elly den Auftritt ihres neuen Freundes als Magier rettet. Solche Momente würde man gerne öfter sehen und dafür auf den ganzen Virus-Mörder-Kripo-Plot gerne verzichten. Die NachwuchsdarstellerInnen Foreman und Baez machen ihre Sache toll, wobei das Vampirmädchen eine leicht androgyne Ausstrahlung hat. Mal abwarten, ob das noch wie im Film eine Rolle spielen wird.
Der routinierte Serienregisseur Seith Mann (
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Let the Right One In".
Die achtteilige erste Staffel wird in den USA seit dem 9. Oktober sonntags auf Showtime ausgestrahlt. Ein deutscher Abnehmer ist noch nicht bekannt.
Über den Autor
Leserkommentare
GerneGucker schrieb via tvforen.de am 29.10.2022, 13.51 Uhr:
"So finster die Nacht" ist einer dieser seltenen Glücksfälle (wie auch "Die Dämonischen"), deren erste beiden Verfilmungen bereits derart grandios sind, daß alles was hinter kommt, angesichts solch hoher Meßlatten im Direktvergleich eigentlich nur noch scheitern kann. "Weniger Biß als das Original" ist hier also wenig aussagekräftig; das Produkt kann trotzdem sehr gut sein.markox schrieb am 24.10.2022, 19.03 Uhr:
Ich hatte damals zufällig beide Filme an einem Halloween ausgeliehen ohne zu wissen dass sie "zusammen gehören". Die schwedische Version fand ich dabei besser. Ansonsten erschreckend ähnlich. Teils wie eine 1:1 Kopie mit anderen Schauspielern wenn ich mich recht entsinne. Echt der Wahnsinn.
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