Länge: ca. 90 min.
Der Freudentag ist getrübt: Doktor Jack Turner (Will Knightley) kann an der Hochzeitsfeier seiner Tochter Sophie (Liz White) nur eingeschränkt teilhaben, denn er ist an den Rollstuhl gefesselt. Eine degenerative Krankheit hat den Arzt gelähmt und ihm die Sprache geraubt; bald muss er nach langem Leiden sterben. Seine Frau Anne (Julie Walters) ist ebenfalls Ärztin und hat den Qualen ihres geliebten Gatten machtlos zusehen müssen. Nach seinem Tod bleibt sie allein in ihrem Haus; die erwachsenen Kinder sind alle längst ausgeflogen. Als Anne feststellt, dass auch ihr eigener Körper anfängt, den Dienst zu versagen, zieht sie ihren alten Freund und Kollegen Richard (Patrick Malahide) bei. Er bestätigt ihre schlimme Ahnung: Anne leidet an Progressiver Supranukleärer Parese, kurz PSP, einer unheilbaren, fortschreitenden Lähmung, die schliesslich zum Tod führt. Da sie nicht das gleiche furchtbare Schicksal erleiden will wie ihr verstorbener Mann, eröffnet Anne ihren Töchtern Sophie und Jessica (Lyndsey Marshal) und ihrem Sohn Edward (Stephen Campbell Moore), dass sie sich für den Freitod entschieden hat. Die Kinder sind entsetzt und überreden Anne, ihr Leben zu vereinfachen, in einen Bungalow zu ziehen und sich helfen zu lassen. Als sich dann aber die Symptome verschlimmern, unternimmt Anne einen Selbstmordversuch. Ihre Kinder finden sie noch rechtzeitig, begreifen aber, dass ihre Mutter tatsächlich nicht mehr leben will. Als Anne erfährt, dass in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch genommen werden kann, was in Grossbritannien illegal ist, fasst sie einen Entschluss. Sie will in die Schweiz fahren, um dort würdevoll zu sterben. Ihre Kinder und ein Kamerateam sollen dabei sein; die Medien sollen über diesen Freitod berichten und die Euthanasie-Diskussion in Grossbritannien neu entfachen. Annes religiöse Freundin Clare (Harriet Walter) wirft ihr Selbstsucht und Feigheit vor. Sophie, Jessica und Edward jedoch überwinden ihre Vorbehalte und reisen mit ihrer Mutter nach Zürich. Das Unwort "Sterbetourismus" sorgt hierzulande immer wieder für Kontroversen, seit festgestellt worden ist, dass auch Menschen aus weniger liberalen Ländern in die Schweiz kommen, um bei Dignitas Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Die wohl bekannteste Ausländerin, die für eine Freitodbegleitung in die Schweiz kam, war Anne Turner. Im Januar 2006 reiste die an PSP leidende Ärztin nach Zürich, begleitet von ihren Kindern, einem BBC-Team und anderen Pressevertretern. Ihre Geschichte sorgte in Grossbritannien tatsächlich für eine erneute Diskussion des heiklen Themas, aber die Gesetzgebung wurde deswegen noch nicht geändert. "A Short Stay in Switzerland", geschrieben vom irischen Bühnenautor Frank McGuinness ("Someone Who'll Watch Over Me") und inszeniert von Simon Curtis, schildert einfühlsam die Innenansicht eines Falls von Sterbetourismus.
(SRF)
Cast & Crew
- Regie: Simon Curtis
- Drehbuch: Frank McGuinness
- Produktionsfirma: BBC
- Musik: John Harle
- Kamera: Ben Smithard