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Fortsetzung der "Game of Thrones"-Prequel-Serie setzt auf bewährt effektive Mittel
Ein Targaryen-Bastard zu Besuch im hohen Norden: Prince Jace Velaryon (Harry Collett, l.) ersucht Cregan Stark, Lord of Winterfell (Tom Taylor), um Beistand.
HBO/Sky
TV-Kritik/Review: "House of the Dragon" Staffel 2: Die Rückkehr der Massenvernichtungsdrachen/HBO/Sky

Zeit für Abbitte: Als die erste Staffel von  "House of the Dragon" 2022 startete, war meine Reaktion noch verhalten. Nach Ansicht der ersten beiden Episoden, die der Presse damals vorab zur Verfügung gestellt worden waren, fehlte mir der typische "Sog" der Mutterserie  "Game of Thrones" (GoT), und trotz der fraglos imposanten Schauwerte und der formidablen Besetzung war ich eher skeptisch. Inzwischen aber bin ich, nein: sind wir alle schlauer. Denn all jene, die sich vom etwas schleppenden Start der ersten Staffel nicht abschrecken ließen, erlebten, wie sich das erste (von geplanten mehreren) GoT-Spin-Off vor allem in den späteren Folgen in qualitative Höhen aufschwang - und mit einem Cliffhanger endete, der die fällige Fortsetzung sofort herbeisehnen ließ. Und die ist jetzt da: Vier Episoden durfte die Presse diesmal vorher sichten, die komplette erste Hälfte der achtteiligen Staffel also, und die hält das Niveau mühelos, unter Beibehaltung aller bewährten GoT-Standards: Palastintrigen, niederträchtige Gewaltakte, Drachen, explizite nackte Tatsachen - und zur Staffelmitte hin dann eine Actionsequenz, die in ihrer Destruktionskraft an so manch legendären Moment der Vorgängerserie heranreicht.

Inhaltlich setzen die neuen Folgen nur wenige Tage nach der letzten Episode der ersten Staffel an, weshalb es sich empfiehlt, sich mit den entscheidenden Ereignissen von damals noch einmal vertraut zu machen - die ja, vereinfacht gesagt, auf das Gegeneinander-in-Stellung-Bringen zweier Fraktionen hinauslief, die um die rechtmäßige Nachfolge auf dem Eisernen Thron von Westeros buhlten: Rhaenyra Targaryen (Emma D'Arcy), derzeit im Exil auf der Insel Dragonstone, versus Alicent Hightower (Olivia Cooke), frisch verwitwete Frau des verstorbenen Königs Viserys, die aufgrund eines Missverständnisses am Sterbebett ihren untauglichen Sohn auf den Thron gehievt hatte.

Das brillant gespielte Duell der früheren Kindheits- und Jugendfreundinnen und jetzigen Rivalinnen Rhaenyra und Alicent war es auch, dass aus einer bloß ordentlichen GoT-Nachfolgeserie eine dann doch sehr bemerkenswerte gemacht hatte: D'Arcy und Cooke brachten den Bildschirm förmlich zum Glühen und unterstrichen noch einmal das Dilemma jeder Serienkritik, die sich nur auf die anfänglichen Teile einer Staffel berufen kann (oder darf). Klar, jede Serienfolge muss für sich stehen können und ist in sich bewertbar, ein ganzes Staffelurteil muss und soll aber, auch hier bei uns, immer nur als ein vorläufiges verstanden werden (sofern es sich nicht explizit auf die Ansicht der gesamten Staffel beruft).

Im Rachedurst vereint - aber hält ihre eigene Allianz? Cousins und Eheleute Daemon (Matt Smith) und Rhaenyra Targaryen (Emma D'Arcy)
Im Rachedurst vereint - aber hält ihre eigene Allianz? Cousins und Eheleute Daemon (Matt Smith) und Rhaenyra Targaryen (Emma D'Arcy) Sky/HBO

So hatten nicht nur ich, sondern viele Rezensenten, Fans und erst recht GoT-unerfahrene Zuschauer beispielsweise große Probleme mit den diversen Zeitsprüngen in der ersten Hälfte der (zehnteiligen) ersten Staffel. Wir erinnern uns: Sie spielt knapp zwei Jahrhunderte vor den Ereignissen von GoT und kann sich obendrein nicht auf George R. R. Martins von Schauplatz zu Schauplatz und Spannungsbogen zu Spannungsbogen eilende Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" stützen. Grundlage von "House of the Dragon" ist "Feuer und Blut", ein Nebenwerk des US-amerikanischen Fantasy-Autors, eine fiktive Enzyklopädie von "Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen". Den historischen Abriss in süffige Erzählform zu bringen, damit hatte Hauptautor Ryan Condal (der mit Martin gemeinsam als "creator" geführt wird) eingangs etwas Mühe.

Das Worldbuilding war erschwert, weil mit den Targaryens und den mit ihnen verbandelten Velaryons lauter silberblondhaarige Protagonisten im Mittelpunkt standen, von denen sich viele auch noch namentlich ähnelten: Rhaenys, Rhaenyra, Rhaena, Rhea? Jaehaerys, Jacaerys, Lucerys? Da konnte man in Unkenntnis der Buchvorlage oder ohne "Hausaufgaben" schon ins Schleudern geraten, zumal einige der Jungdarsteller infolge der Zeitsprünge (erst sechs Monate, dann drei Jahre, dann zehn Jahre, dann sechs Jahre) gleich zweimal ausgetauscht wurden. Mit dem zentralen Wechsel von Milly Alcock zu Emma D'Arcy (als Rhaenyra) sowie Emily Carey zu Olivia Cooke (als Alicent) aber war die Staffel dann auf einem Plateau angekommen, auf dem es sich von nun an "gut arbeiten" ließ: Das Thronspiel konnte beginnen, mit all seiner shakespeareschen Fallhöhe, mit Inzest, Niedertracht und viel mehr Drachen, als noch in GoT vorkamen. Die Targaryens, das sind nun mal "die mit den Drachen" - weshalb die CGI-Abteilung auch in der neuen Staffel alle Hände voll zu tun hat, diese feuerspeienden Massenvernichtungswesen in Aktion zu bringen. Vielleicht mehr denn je werden sie hier in die wieder einmal so bildgewaltig wie stimmungsvoll in Szene gesetzten Landschaften (vor allem Großbritanniens und Spaniens) hineingerendert. (Auch wenn man zugestehen muss, dass die Drachen wesentlich beeindruckender aussehen als die auf ihnen reitenden Darsteller, die, mit viel Windmaschine in der Perücke, immer noch ziemlich hineinkopiert wirken.)

Für die zweite Staffel ist der Serie Showrunner Miguel Sapochnik verlustig gegangen. Der Regisseur, der einige der besten GoT-Episoden inszenierte ("Battle of the Bastards" und "The Winds of Winter" zum Beispiel), hatte möglicherweise genug davon, für seine notorisch dunkel ausgeleuchteten Setpieces bepöbelt zu werden (in der Regel von Zuschauern, die die Serie offenbar in grell-hellen Räumen auf dem Tablet schauen), möglicherweise hatte er sich aber auch einfach vom ganzen Franchise entfremdet. Auf jeden Fall erledigt Ryan Condal den Job nun alleine. Als Regisseur zweier der neuen Folgen konnte er mit Alan Taylor allerdings eine echte Qualitätsserienlegende verpflichten. Der  "Sopranos"- und  "Mad Men"-Veteran hatte mit "Baelor" und "Fire and Blood" auch die beiden epochalen Schlussfolgen der allerersten GoT-Staffel gedreht - mit der Inszenierung sich zuspitzender Bürgerkriege und plötzlich dahingemeuchelter Hauptfiguren ist er also wohlvertraut.

Präpotenter Arroganzling: King Aegon II Targaryen (Tom Glynn-Carney) ist Marionette, Spielkind und seines Amtes nicht würdig.
Präpotenter Arroganzling: King Aegon II Targaryen (Tom Glynn-Carney) ist Marionette, Spielkind und seines Amtes nicht würdig. HBO/Sky

Was genau an Entscheidendem geschieht in der neuen Staffel, das dürfen, sollen und wollen wir hier natürlich nicht spoilern. Bestätigen können wir, dass sich die aus der ersten Staffel bekannte Bedächtigkeit auch hier wieder in den ersten Episoden zeigt: Trotz einiger Schockmomente und Gewaltexzesse (einer davon, gleich im Auftakt, ist besonders bedrückend), stehen die aus GoT bekannten und eben auch beliebten Dialogstücke von meist nur zwei, manchmal auch mehrerer Figuren in dunklen Burggemäuern im Mittelpunkt, wobei die jugendlichen Figuren, also die Kinder von Rhaenyra, Daemon und Alicent, eine größere Rolle einnehmen als zuletzt.

Nach Viserys' Tod sitzt in King's Landing jetzt der spätpubertäre Marionettenkönig Aemon II. auf dem Thron, den Tom Glynn-Carney herrlich schmierig, bisweilen aber auch ungeahnt anrührend als hilflos fehlbesetzte Nullnummer verkörpert, praktisch wie King Joffrey aus GoT ohne dessen Sadismus, dafür mit Drachen. Sein deutlich bedrohlicher wirkender, einäugiger Bruder Aemon (Ewan Mitchell) lugt schon machtgeil und psychopathisch um die Ecke, während die exilierte Rhaenyra auf Rache an diesem aus ist, da er im Finale der ersten Staffel ihren Sohn Luke samt Drachen in den Tod stürzen ließ.

Daemon Targaryen (Matt Smith wieder schön undurchsichtig zwischen Loyalität und reptilienartiger Schurkigkeit) unterstützt den Rachedurst seiner von Emma D'Arcy in ihrer Trauer und Wut beeindruckend intensiv verkörperten Frau und Cousine, betätigt sich aber alsbald wieder als Katastrophen-Katalysator par excellence. Spionin Mysaria (Sonoya Mizuno) taucht in ungewohnter Rolle auf, der von Rhaenyra abservierte Ser Criston Cole (Fabien Frankel) kultiviert seinen Frust in zunehmend ungute Richtungen, während die diversen Drahtzieherfiguren ihr böses Spiel weiterspinnen: der hinkefüßige Palastintrigant Larys Strong (Matthew Needham) und natürlich Ser Otto Hightower, die "Hand des Königs": Rhys Ifans hat in dieser Rolle in Episode zwei eine Szene zum Niederknien. Dass sich in Martins Fantasy-Welt kein Protagonist jemals sicher sein kann, auch in der nächsten Folge noch dabei zu sein, versteht sich dabei von selbst: Ryan Condal hält sich, selbstverständlich, an diese Regel.

Der Enttäuschte und der Psychopath: Was planen Ser Criston Cole (Fabien Frankel) und Prince Aemond Targaryen (Ewan Mitchell)?
Der Enttäuschte und der Psychopath: Was planen Ser Criston Cole (Fabien Frankel) und Prince Aemond Targaryen (Ewan Mitchell)? HBO/Sky

Was wir, weil HBO es schon im Vorfeld bekannt gegeben hat, verraten dürfen, sind die neuen Figuren, die in der zweiten Staffel hinzustoßen: Sie reichen vom Seefahrer-Brüderpaar Alyn (Abubakar Salim,  "Raised By Wolves") und Addam of Hull (Clinton Liberty,  "Red Election") über Alicents Bruder Ser Gwayne Hightower (Freddie Fox aus  "Slow Horses") bis hin zu diversen Bürgern von King's Landing: Schmied Hugh (Kieran Bew aus  "Warrior") und seine Frau Kat (Ellora Torchia aus  "Infiniti") leiden unter Aegons ausbeuterischer Politik, Zechpreller Ulf (Tom Bennett,  "Hullraisers") behauptet von sich, mit den Targaryens verwandt zu sein. In welche Richtungen diese Nebenplots führen, lässt sich nach den vier neuen Folgen noch nicht wirklich absehen; bisweilen wirkt ihre Integration in die Resthandlung auch etwas bemüht - bislang zumindest.

Spannender sind da auf jeden Fall die Figuren, denen Daemon auf der schon aus GoT bekannten Burg Harrenhal begegnet: Kastellan Simon, schön verknarzt gespielt von der britischen Bühnenlegende Simon Russell Beale ( "The Death of Stalin"), und die mysteriöse Magierin Alys Rivers (Gayle Rankin aus  "GLOW"), die der Staffel in den Folgen zwei und drei einige surreale Sequenzen einhandelt - mit ein paar sehr unerwarteten Cameo-Auftritten! Am wichtigsten ist aber vermutlich der Auftritt eines Mannes aus dem in Staffel 1 so schmerzlich vermissten Norden von Westeros: Lord Cregan Stark aus Winterfell (Tom Taylor,  "Der dunkle Turm"). Den Vorfahren der GoT-Lichtgestalt Ned Stark begleitet hier Rhaenyras Sohn Jace (Harry Collett) an aus der Mutterserie wohlbekannte Schauplätze. Im anstehenden Bürgerkrieg soll der Norden Rhaenyra beistehen.

Wie der ganze Plot auf den sogenannten "Tanz der Drachen" zutaumelt, diesen fatalen Bürgerkrieg, der die lange Thronherrschaft der Targaryens bekanntermaßen beenden wird, das wird schon in den ersten Episoden der neuen Staffel geradezu flirrend spürbar. Sicher, ganz frei von Rhythmusproblemen sind auch diese neuen Folgen nicht, aber dafür sind sie randvoll mit schauspielerischen Glanzstücken, beeindruckenden Landschaftspanoramen und einigen Momenten, über die man, nun ja: gewiss noch reden wird, wenn sie dann gelaufen sind. Der Sog, den ich zu Beginn der ersten Staffel noch vermisste, hat sich jedenfalls längst eingestellt.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier Episoden der zweiten Staffel von "House of the Dragon".

Meine Wertung: 4.0/5

Die zweite Staffel von "House of the Dragon" wird ab dem 17. Juni immer montagmorgens on Demand von Sky veröffentlicht, über WOW und Sky GO.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • zynicus schrieb am 03.08.2024, 19.23 Uhr:
    Was ist ein "Worldbuilding"?
    Oder sollte es Word Building heißen?
    Wieder ein neues (unnötiges) Wort, nach Wörding, Framing, Cast, Score.
    Welt Bildung/bilden? Wörter bilden?
  • streamingfan schrieb am 17.06.2024, 10.42 Uhr:
    ich werde noch bis August warten, bis alle 8 Folgen verfügbar sind und dann Bingen.
  • User 65112 schrieb am 16.06.2024, 13.07 Uhr:
    Sehr schöner Beitrag, danke! "Massenvernichtungsdrachen" gefällt mir sehr gut :-)