Originalpremiere: 21.09.1956
FSK 12
Nach durchzechter Nacht im Düsseldorfer Amüsierviertel erwacht der brave Provinzbibliothekar Christian Kempenich neben einer fremden Frau. Er stiehlt sich heimlich davon, doch das Hotel erstattet Anzeige wegen Wäschediebstahls. So erfahren Gattin Elisabeth und der ganze Heimatort von der peinlichen Affäre. Zunächst ist Elisabeth empört, aber auch sie erweist sich nicht gerade als Unschuldsengel. Christian Kempenich (Dieter Borsche), Stadtbibliothekar im idyllischen Moselstädtchen Weinbach, ist ein Ausbund an Tugend. Das ändert sich scheinbar, als er ohne seine Frau Elisabeth (Marianne Koch) zu einer Taufe nach Düsseldorf fährt. Anschließend gerät er an der Seite eines Freundes ins Nachtleben und erwacht nach einem feuchtfröhlichen Kneipenbummel am nächsten Morgen an der Seite einer ihm unbekannten Frau (Edith Hancke). Verkatert und verwirrt schleicht er sich davon, doch die peinliche Angelegenheit hat ein Nachspiel, denn das Hotel Bijou erstattet Anzeige wegen Wäschediebstahls. Ein Meldezettel mit dem Eintrag "Christian Kempenich und Frau" lässt keinen Zweifel an seiner Missetat. Dank Christians schwatzhafter Schwester Selma (Fita Benkhoff) tratscht bald der ganze Ort über den Fehltritt des Bibliothekars. Der besorgte Bürgermeister (Adolf Dell) suspendiert den moralisch untragbaren Beamten vom Dienst, der Polizeikommissar (Gustav Knuth) ordnet gar eine Hausdurchsuchung an. Um seine eifersüchtige Frau zu besänftigen, bittet Christian seinen Freund Enrico Falotti (Hans Söhnker) um Hilfe. Falotti soll erklären, er sei im Hotel Bijou unter Christians Namen abgestiegen. Doch das ist keine gute Idee, denn Falotti war an besagtem Abend in einem Hotel in Koblenz - mit Christians Frau Elisabeth. Die kurzweilige Neuverfilmung des gleichnamigen Heinz-Rühmann-Lustspiels basiert auf einer Vorlage des populären Romanautors Heinrich Spoerl, der auch "Die Feuerzangenbowle" schrieb. Dieter Borsche und Marianne Koch überzeugen in dem Heimatfilm mit Gesangseinlagen als braves Ehepaar, das sich in ein heilloses Gespinst aus Lügen und Verdächtigungen verstrickt. An Dieter Borsche, dessen Geburtstag sich am 25. Oktober zum 105. Mal jährt, will das MDR-Fernsehen mit "Wenn wir alle Engel wären" besonders erinnern. Sein Durchbruch als Filmschauspieler gelang erst nach 1949. Innerhalb kürzester Zeit wurde Dieter Borsche zu einem der populärsten deutschen Nachkriegsdarsteller. In pathetischen Melodramen wie "Sündige Grenze" (1951) oder "Dr. Holl" (1951) spielte er oft den distinguierten Herrn, passend zur Wirtschaftswunderzeit. In den 1960er-Jahren versuchte er u.a. mit Edgar-Wallace-Filmen diesem Klischee zu entkommen und sich gleichzeitig sehr erfolgreich auf den Theaterbühnen des Landes zu etablieren. In den 1970er-Jahren musste der seit vielen Jahren an Muskelschwund leidende Schauspieler kürzer treten und trat vorwiegend in Fernsehproduktionen auf. Er starb am 05.08.1982.
(MDR)