Originalpremiere: 1995
18.01.1996
FSK 16
Paris, 1994: Nathalie ist 18 und lebt mit ihrem Freund Eric und ihrem Kumpel Bruno in einer kleinen Wohnung, die ihre Mutter bezahlt. Sie arbeitet als Verkäuferin in der Modeboutique von Erics Vater. Nathalie träumt von einer Karriere als Model oder Schauspielerin, dafür knüpft sie seit längerem Kontakte zu älteren, einflussreichen Männern. Ihre Flirts bleiben jedoch stets harmlos, auch wenn sie den Männern mehr in Aussicht stellt. Eric und Bruno sind arbeitslos und träumen davon, in den USA eine Bekleidungskette zu gründen und damit reich zu werden. Als Startkapital benötigen sie zehn Millionen Francs - die sie irgendwie auftreiben müssen, denn Erics Vater hat ihm den Geldhahn zugedreht. Sein Sohn soll sich endlich um einen Job bemühen. Zuerst denken Eric und Bruno an einen Banküberfall, doch dann kommen sie auf eine andere Idee. Nathalie führt genauestens Buch über ihre Bekanntschaften. Jeden Abend klebt sie sorgfältig die Visitenkarten, die ihr die Männer zustecken, in ein Notizbuch. Sie soll sich von den Männern als Lockvogel nach Hause einladen lassen, Eric und Bruno heimlich die Tür öffnen und so einen Überfall auf den Liebhaber ermöglichen. Unerkannt wollen Eric und Bruno dabei an den Tresor der Geschäftsleute gelangen. Der ausgetüftelte Plan scheitert jedoch bei den ersten Versuchen. Entweder ist die Wohnung des Liebhabers videoüberwacht oder durch einen Zugangscode gesichert. Beim Anwalt Antoine schaffen sie es, in die Wohnung einzudringen und den Mann zu fesseln - doch er hat kaum Bargeld vorrätig. Als Eric und Bruno behaupten, Nathalie getötet zu haben, töten sie schließlich auch Antoine, damit die Lüge nicht auffliegt. Da sie bei ihm aber nur 2000 Francs erbeuten, verfolgt das Trio den Plan weiter …...
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Regisseur Bertrand Tavernier wurde für "Der Lockvogel" 1995 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Olivier Sitruk und Marie Gillain, die mit kühler Unparteilichkeit und Skrupellosigkeit die scheiternden Ganoven Eric und Nathalie spielen, wurden für den César nominiert. Der "Filmdienst" schreibt: "Eine mit hohem seelischem Einfühlungsvermögen, ausgezeichneten Darstellern und analytischer Schärfe nacherzählte wirkliche Begebenheit, die ein differenziertes Bild der Täter zeichnet und zu einem beunruhigenden Diskurs über eine Generation ohne moralische Werte ausweitet.".
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