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TV-Kritik/Review: "Batman: Caped Crusader": Düster, aber immer unterhaltsam und abwechslungsreich - gut!
(01.08.2024)
Neues vom dunklen Ritter: Während alle Welt
Der entscheidende Mann hinter "Caped Crusader" ist niemand Geringeres als das Mastermind hinter dem "DC Animated Universe": Bruce Timm. Den maskierten Verbrecherjäger und seine Welt hat er (im Windschatten von Tim Burtons
Es gab schon alberne Batmans, grüblerische Batmans, poppig-bunte Batmans, Lego-Batmans und zuletzt im Kino einen Batman in der existenziellen Psychokrise: Der weltberühmte Comic-Held ist in all den Serien, Kino-Epen und Direct-to-Video-Animationsfilmen schon vielfältiger interpretiert worden als Shakespeares Hamlet. Jetzt setzt Timm die vielleicht mürrischste Variante oben drauf: Hamish Linklater (
Die beliebtesten Gegner der Batman-Welt geben sich denn auch die Klinke in die Hand, wobei Bruce Timm dafür gesorgt hat, dass sie jeweils mit einem gewissen Twist ausgestattet werden, also immer etwas anders auftreten, als man sie in Erinnerung hatte. Vielleicht als kleinen Seitenhieb in Richtung HBO und dessen anstehender Pinguin-Serie ist es zu deuten, dass die Pilotepisode prompt den Penguin auffährt: Eher unfreiwillig war "Caped Crusader" schließlich von HBO Max an die Konkurrenz von Amazon weiterverkauft worden. Penguin zeigt sich hier allerdings so, wie man die Figur noch nie gesehen hat, und seine Iceberg Lounge ist ein Kreuzfahrtschiff auf See.
Juwelendiebin Catwoman alias Selina Kyle (gesprochen von Christina Ricci,
Auch mit weniger ikonischen Schurken bekommt es Batman als "Caped Crusader" zu tun: Onomatopoeia (Reid Scott,
Dem, was Timm hier im Sinn hatte, kommt man leicht auf die Spur: Ein paar Nummern schwärzer, halbseidener, abgründiger als es damals, in den seligen Neunzigerjahren, opportun war, sollte die Serie werden. Im Weltkriegsjahr 1940 war die Stimmung schließlich auch in Gotham City nicht die beste, und das zieht sich durch alle zehn Episoden. Das Setting ist so historisch, wie es in einer fiktiven Comicwelt nur sein kann: Die gezeigten Technologien (Funk, Elektrizität, Automobile etc.) erscheinen zeittypisch, auch Gestus und Habitus der Figuren ordnen sich dem unter. Der Tonfall der einzelnen Episoden unterscheidet sich dagegen durchaus: So tendieren die Folgen mit Clayface oder Nocturna zum Horror (mit wirkungsvollen Masken- und Soundeffekten), die "Gentleman Ghost"-Episode dagegen wird zur augenzwinkernden Geistergeschichte. Der Mix ist gut: düster zwar, aber immer unterhaltsam und abwechslungsreich.
Die Fall-der-Woche-Struktur dominiert, doch auch Spuren einer horizontalen Erzählung, die die ganze Staffel durchzieht, lassen sich ausmachen. Die Entwicklung von Harvey Dent vom korrupten Staatsanwalt zum tragischen Schurken zählt dazu, ebenso die üblichen Verdächtigen aus Batmans Umfeld: Commissioner Gordon (Eric Morgan Stuart), der aufrechte Polizeipräsident, für den Batman auf Verbrecherjagd geht, dessen Anwalts-Tochter Barbara (Krystal Joy Brown), von der Fans wissen, dass sie später mal zu Batgirl werden wird, Lucius Fox (Bumper Robinson), der Geschäftsführer von Bruce Waynes Firmenimperium, Obermobster Rupert Thorne (Cedric Yarbrough aus
Für Batman-Fans wird dennoch viel aufgefahren. Am Rande tauchen zum Beispiel immer wieder Figuren aus dem erweiterten Erzählkanon des berühmtesten aller DC-Comichelden auf, vom späteren "Creeper" Jack Ryder bis zu Bruce Waynes Patentante Leslie Thompkins. Der Voice Cast bedient die grimmige Film-Noir-Atmosphäre mit exquisiter Spielfreude:
Allerdings hat man, wie schon angedeutet, mitunter das Gefühl, dass Batman selbst in dieser schillernd-abgründigen Welt fast ein wenig zur Nebenfigur herabgestuft wurde. Gewiss, er stürzt immer noch spektakulär durch die Decke in aussichtslos erscheinende Notsituationen, wie eh und je schmeißt er seinen Baterang den Bösewichtern im rettenden Moment an den Kopf, es gibt auch die üblichen Faustkämpfe, Schießereien und Batmobil-Verfolgungsjagden, doch im Vergleich zu den facettenreich gezeichneten Schurkenfiguren wirkt Bruce Wayne in beiden Varianten seines Doppellebens tendenziell blasser als nötig.
Das ist es wohl, dass den finalen Funken Begeisterung für "Caped Crusader" am Ende dann doch ausbleiben lässt. Alle anderen Funken aber zünden tadellos, denn diese gut vier Stunden neuer Batman-Unterhaltung machen in den Kernbereichen alles richtig: Sie sind old school, aber in den entscheidenden Details neu gedacht und gemacht; sie liefern Fanservice, aber immer im Dienst der Geschichten, die über ihre kurze Laufzeit überdies niemals Gefahr laufen, in jene Fallen zu tappen, mit denen das gegenwärtige Superheldenkino sonst so zu tun hat: mit elend ausufernden Actionszenen und in Beliebigkeit mündendem Selbstironie-Dauerfeuer. Das nämlich gibt es hier nicht. Man verbucht es als Wohltat - und freut sich auf die schon georderte zweite Staffel. Ob dann auch Riddler und Joker oder gar Robin ihre Aufwartung machen?
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Staffel von "Batman - Caped Crusader".
Alle zehn Episoden der ersten Staffel von "Batman: Caped Crusader" wurden am 1. August bei Amazon Prime Video veröffentlicht.
Über den Autor
Leserkommentare
Tom_Cat schrieb am 13.08.2024, 14.02 Uhr:
Eigentlich ist die Serie gut gelacht, aber BERECHTIGTER Einwand: ich sehe schwarze und asiatische Charaktere in hohen Positionen. Jim Gordon natürlich, seine Tochter Barbara ist hier sogar Anwältin und die dunkel angehauchte Harley Quinzel ist Psychologin. Da die Serie offiziell in den frühen 1940ern angesetzt ist, ist das doch absoluter Diversitätsquatsch. Dann hätte man die Serie doch lieber in der Gegenwart ansiedeln müssen.
Und die Sache mit "Pinguin" ist auch so eine Sache.
Aber freilich setzt hier kein offizieller Journalist zur Kritik an. Ansonsten habe ich nichts zu bemängeln. Danke.Romplayer schrieb am 15.08.2024, 01.12 Uhr:
Warum hast du ein Problem damit, dass schwarze Personen in einer fiktiven Serie in einer hohen Position gezeigt werden? Zu keinem Zeitpunkt erhebt die Serie einen Anspruch darauf, historisch korrekt zu sein. Eine Serie wohlgemerkt, bei der es um Superhelden und -schurken geht, die einfach so ihren Taten nachgehen. Was in der echten Welt (egal in welchem Jahrzehnt) auch ebensowenig auf diese Art und Weise geduldet worden wäre.
Aber bei Schwarzen oder Asiaten ziehst du plötzlich die Grenze?Und warum soll das bitteschön eine Ausrede sein? Das ist Fakt, dass es sich nicht um das echte New York oder das echte Chicago handelt. Dein Beklagen von fehlender Authentizität mag für einen Film oder eine Serie angebracht sein, die genau das versucht - historische Geschichten neu zu erzählen. Das ist bei Batman doch aber ganz und gar nicht der Fall, nur weil es in einer bestimmten Zeit angesiedelt ist.Tom_Cat schrieb am 14.08.2024, 12.16 Uhr:
Ist ja klar, dass solche Ausreden wie fiktiv kommen. Gotham ist eindeutig eine Parabel auf New York und Chicago.
Außerdem sollte das alle repräsentativ sein. Also wenn es mal einen schwarzen Anwalt unter 100 oder 1000 gibt, ist es halt nicht mehr repräsentativ. Wenn dazu noch mehrere schwarze Personen in so hohen Positionen kommen, erst recht nicht.
So war die USA damals nicht und Gotham, egal ob fiktiv, war immer ein Spiegelbild der Gesellschaft!Romplayer schrieb am 14.08.2024, 01.09 Uhr:
Ich bin mir nicht so sicher, ob das ein (dazu großgeschriebener) BERECHTIGTER Einwand ist.Zunächst einmal handelt es sich bei Gotham City um eine fiktive Stadt in einem fiktiven Land, auch wenn dieses natürlich stark an die USA angelehnt ist. Das heißt die Gesellschaft kann hier durchaus anders sein als in unserer Welt. Sieh es als Paralleluniversum - vieles ist ähnlich, aber eben nicht unbedingt identisch mit unserer Erde.Und zweitens gab es auch damals bereits People of Color in höheren Positionen. Da du explizit den Beruf des Anwalts ansprichst: Eine kurze Google-Suche hat mich auf Thurgood Marshall gebracht, welcher seit 1933 eine eigene Anwaltskanzlei hatte, 1940 einen Fall vor dem obersten Gerichtshof gewann und 1967 sogar selbst zum Obersten Gerichtshof berufen wurde.Batman schrieb am 03.08.2024, 08.07 Uhr:
sehr gute Serie, habe jetzt 6 Folgen geschaut, macht einfach Spaß endlich mal wieder etwas von bruce imm zu sehen, hoffe jetzt schon auf eine zweite Staffel, die Serie ist FSK 12 und nicht FSK 18 ...
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