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Oldschool, aber in den entscheidenden Details neu gedacht und gemacht
Steht hier etwas ratlos in den Flammen, holt sonst aber fast alle Eisen aus dem Feuer: DC-Comiclegende Batman
Prime Video
TV-Kritik/Review: "Batman: Caped Crusader": Düster, aber immer unterhaltsam und abwechslungsreich - gut!/Prime Video

Neues vom dunklen Ritter: Während alle Welt  "The Penguin" entgegenfiebert, jener Serie, mit der HBO ab Mitte September einem der schillerndsten Gegenspieler des Fledermausmannes die große Bühne bereiten möchte, erweitert Amazon Prime Video erst einmal das Zeichentrick-Universum der DC Comics:  "Caped Crusader", mitproduziert von  "Lost"-Schöpfer J.J. Abrams und  "The Batman"-Regisseur Matt Reeves, erzählt neue Batman-Abenteuer, fährt bekannte wie entlegene Gegner und Alliierte auf und ist durchweg in einem formschön zwielichtigen Film-Noir-Look gehalten: Wie Sequenzen aus Mysteryfilmen der 1940er-Jahre sehen diese zehn 25-minütigen Episoden aus. Und das geht bestens auf.

Der entscheidende Mann hinter "Caped Crusader" ist niemand Geringeres als das Mastermind hinter dem "DC Animated Universe": Bruce Timm. Den maskierten Verbrecherjäger und seine Welt hat er (im Windschatten von Tim Burtons  "Batman"-Kinofilmen) Anfang der Neunzigerjahre zum Animations-Hit im Fernsehen gemacht. Mit  "Batman & Robin" ("Batman - The Animated Series", kurz: BTAS) legte der heute 63-Jährige die wohl stilbildendste Batman-Animationsserie überhaupt hin. Nicht wenige Fans halten BTAS bis heute für die Speerspitze aller Batman-Verfilmungen. Darüber werden besonders Christopher-Nolan-Fans streiten wollen, doch der Einfluss dieser Serie ist unbestritten. Auch für das Nachfolgeprojekt  "Batman of the Future" zeichnete Timm damals verantwortlich.

Und jetzt legt er Neues vom "Caped Crusader" vor. Ein schnödes Revival von BTAS soll diese Serie nicht sein, betont Timm. Auch wenn sie als prinzipiell familienfreundlich zu bezeichnen ist, ist ihr Grundton erkennbar erwachsener: Vom schwarzweißen Vorspann mit dem elegischen Streicherscore (vom deutschen Komponisten Frederik Wiedmann) über die schräggestellten Perspektiven bis zu den bärbeißigen Dialogen atmet hier alles den Gestus des Film Noir, und anders als das zeitlos gehaltene Setting von BTAS spielt "Caped Crusader" ganz konkret in der Zeit um 1940, also genau zu jener Zeit, in der die ersten Batman-Abenteuer in den "Detective Comics" (DC) publiziert wurden.

Es gab schon alberne Batmans, grüblerische Batmans, poppig-bunte Batmans, Lego-Batmans und zuletzt im Kino einen Batman in der existenziellen Psychokrise: Der weltberühmte Comic-Held ist in all den Serien, Kino-Epen und Direct-to-Video-Animationsfilmen schon vielfältiger interpretiert worden als Shakespeares Hamlet. Jetzt setzt Timm die vielleicht mürrischste Variante oben drauf: Hamish Linklater ( "The New Adventures of Old Christine") spricht sowohl den reichen Bruce Wayne als auch sein Alter Ego im dunklen Cape so ernst und grimmig, dass er etwa vom Sixties- "Batman" Adam West kaum weiter entfernt sein könnte. In der Batcave spricht er trübsinnig vom Scheitern, Butler Alfred (Stimme: Jason Watkins aus  "McDonald & Dodds") nennt er unpersönlich nur "Pennyworth", und auch den Frauen gegenüber, die hier alle so aussehen wie die Leading Ladies aus Hollywoods Vierzigerjahre-Krimis, bleibt er distanziert. Man könnte zudem sagen (und gegebenenfalls bemängeln), dass Batman selbst, egal ob als Gerechtigkeitskämpfer in Ausgehmontur oder als breitschultriger Millionär im weißen Anzug, gar nicht mal so zentral vorkommt in dieser Serie. Die größere Bühne gehört hier eher den Mitgliedern seiner "Batman Family" - und vor allem den Schurken, mit denen er es Folge für Folge zu tun bekommt.

Anklauen gegen den Wohlstandsverlust: Selina Kyle alias Catwoman steigt durchs Fenster.
Anklauen gegen den Wohlstandsverlust: Selina Kyle alias Catwoman steigt durchs Fenster. Prime Video

Die beliebtesten Gegner der Batman-Welt geben sich denn auch die Klinke in die Hand, wobei Bruce Timm dafür gesorgt hat, dass sie jeweils mit einem gewissen Twist ausgestattet werden, also immer etwas anders auftreten, als man sie in Erinnerung hatte. Vielleicht als kleinen Seitenhieb in Richtung HBO und dessen anstehender Pinguin-Serie ist es zu deuten, dass die Pilotepisode prompt den Penguin auffährt: Eher unfreiwillig war "Caped Crusader" schließlich von HBO Max an die Konkurrenz von Amazon weiterverkauft worden. Penguin zeigt sich hier allerdings so, wie man die Figur noch nie gesehen hat, und seine Iceberg Lounge ist ein Kreuzfahrtschiff auf See.

Juwelendiebin Catwoman alias Selina Kyle (gesprochen von Christina Ricci,  "Wednesday") ist in der Serie eine in die Armut abrutschende Society-Lady, Clayface (Dan Donohue aus  "For All Mankind") ein an seiner Hässlichkeit gescheiterter Schauspieler - was den allerersten Handlungsbogen, den diese Figur in den Comics durchlief, kenntnisreich variiert. Harley Quinn (Jamie Chung,  "The Gifted"), die zuletzt  ihre eigene Animationsserie bevölkerte, wird auf ihren Ursprung als Psychologin im Arkham Asylum zurückgeführt - nur dass es jetzt Batman persönlich ist, der sein berühmtes Kindheitstrauma in ihrer Praxis therapieren lassen soll. Selbstredend ist auch Harvey Dent mit von der Partie. Der dubiose Staatsanwalt will sich zum Bürgermeister von Gotham City wählen lassen und wird gegen Ende zum verunstalteten Dualitätsfanatiker Two-Face. Die Stimme leiht ihm Diedrich Bader, der in "Harley Quinn" amüsanterweise den Batman sprach.

Auch mit weniger ikonischen Schurken bekommt es Batman als "Caped Crusader" zu tun: Onomatopoeia (Reid Scott,  "Veep") zum Beispiel, das ist ein mysteriöser Martial-Arts-Kämpfer, der seine Schläge, Tritte und sonstigen Moves stets mit Ausrufen wie "Woosh!", "Pow!" oder "Wham!" untermalt, also mit Sound-Ersatzlautmalereien, wie man sie üblicherweise in Comic-Sprechblasen findet. Oder der "Gentleman Ghost" (Toby Stephens,  "Lost in Space"), der im früheren Leben, also bevor er durch Gotham City spukte, erst ein reicher Adliger war und dann ein Räuber, der die Armen bestahl, weil er es für sein gottgegebenes Recht hielt, reich zu sein. Oder die lichtempfindliche Nachtgestalt Nocturna (Mckenna Grace,  "Designated Survivor"): Bruce Timm hatte diese Figur schon in BTAS unterbringen wollen, doch wegen ihres vampiresken Gebarens war das vom ausstrahlenden Sender Fox als zu düster abgelehnt worden.

Mürrisch wird der Stadtplan von Gotham City studiert: Batman mit seinem Butler Alfred.
Mürrisch wird der Stadtplan von Gotham City studiert: Batman mit seinem Butler Alfred. Prime Video

Dem, was Timm hier im Sinn hatte, kommt man leicht auf die Spur: Ein paar Nummern schwärzer, halbseidener, abgründiger als es damals, in den seligen Neunzigerjahren, opportun war, sollte die Serie werden. Im Weltkriegsjahr 1940 war die Stimmung schließlich auch in Gotham City nicht die beste, und das zieht sich durch alle zehn Episoden. Das Setting ist so historisch, wie es in einer fiktiven Comicwelt nur sein kann: Die gezeigten Technologien (Funk, Elektrizität, Automobile etc.) erscheinen zeittypisch, auch Gestus und Habitus der Figuren ordnen sich dem unter. Der Tonfall der einzelnen Episoden unterscheidet sich dagegen durchaus: So tendieren die Folgen mit Clayface oder Nocturna zum Horror (mit wirkungsvollen Masken- und Soundeffekten), die "Gentleman Ghost"-Episode dagegen wird zur augenzwinkernden Geistergeschichte. Der Mix ist gut: düster zwar, aber immer unterhaltsam und abwechslungsreich.

Die Fall-der-Woche-Struktur dominiert, doch auch Spuren einer horizontalen Erzählung, die die ganze Staffel durchzieht, lassen sich ausmachen. Die Entwicklung von Harvey Dent vom korrupten Staatsanwalt zum tragischen Schurken zählt dazu, ebenso die üblichen Verdächtigen aus Batmans Umfeld: Commissioner Gordon (Eric Morgan Stuart), der aufrechte Polizeipräsident, für den Batman auf Verbrecherjagd geht, dessen Anwalts-Tochter Barbara (Krystal Joy Brown), von der Fans wissen, dass sie später mal zu Batgirl werden wird, Lucius Fox (Bumper Robinson), der Geschäftsführer von Bruce Waynes Firmenimperium, Obermobster Rupert Thorne (Cedric Yarbrough aus  "Reno 911!"), die ebenso korrupten wie mitunter trotteligen Cops Bullock (John DiMaggio) und Flass (Gary Anthony Williams) und nicht zuletzt die unbestechliche Polizistin Renee Montoya (Michelle C. Bonilla), die ein typisches Beispiel dafür ist, wie sich ein Comic-Franchise medienübergreifend sozusagen rückbefruchten kann: Aufgetaucht war Montoya erstmals in der Animationsserie BTAS, dann wanderte sie in die Comics rüber (wo sie unter anderem eine Affäre mit Batwoman hatte), um jetzt in "Caped Crusader" als Vierzigerjahre-Cop wieder aufzutauchen. Doch keine Sorge: All diese Figuren funktionieren auch bestens, wenn man sich nicht mit ihrer kompletten Versionsgeschichte auskennt.

Wühlt in Batmans Kindheitstrauma herum: Psychotherapeutin Harley Quinn in Normalitätsverkleidung.
Wühlt in Batmans Kindheitstrauma herum: Psychotherapeutin Harley Quinn in Normalitätsverkleidung. Prime Video

Für Batman-Fans wird dennoch viel aufgefahren. Am Rande tauchen zum Beispiel immer wieder Figuren aus dem erweiterten Erzählkanon des berühmtesten aller DC-Comichelden auf, vom späteren "Creeper" Jack Ryder bis zu Bruce Waynes Patentante Leslie Thompkins. Der Voice Cast bedient die grimmige Film-Noir-Atmosphäre mit exquisiter Spielfreude:  "SpongeBob" Tom Kenny etwa ist als Pyro-Vandale Firebug eine Wucht, und prominente Namen wie Minnie Driver oder Haley Joel Osment fügen sich bestens ins Sprecher-Ensemble der Originalfassung ein.

Allerdings hat man, wie schon angedeutet, mitunter das Gefühl, dass Batman selbst in dieser schillernd-abgründigen Welt fast ein wenig zur Nebenfigur herabgestuft wurde. Gewiss, er stürzt immer noch spektakulär durch die Decke in aussichtslos erscheinende Notsituationen, wie eh und je schmeißt er seinen Baterang den Bösewichtern im rettenden Moment an den Kopf, es gibt auch die üblichen Faustkämpfe, Schießereien und Batmobil-Verfolgungsjagden, doch im Vergleich zu den facettenreich gezeichneten Schurkenfiguren wirkt Bruce Wayne in beiden Varianten seines Doppellebens tendenziell blasser als nötig.

Das ist es wohl, dass den finalen Funken Begeisterung für "Caped Crusader" am Ende dann doch ausbleiben lässt. Alle anderen Funken aber zünden tadellos, denn diese gut vier Stunden neuer Batman-Unterhaltung machen in den Kernbereichen alles richtig: Sie sind old school, aber in den entscheidenden Details neu gedacht und gemacht; sie liefern Fanservice, aber immer im Dienst der Geschichten, die über ihre kurze Laufzeit überdies niemals Gefahr laufen, in jene Fallen zu tappen, mit denen das gegenwärtige Superheldenkino sonst so zu tun hat: mit elend ausufernden Actionszenen und in Beliebigkeit mündendem Selbstironie-Dauerfeuer. Das nämlich gibt es hier nicht. Man verbucht es als Wohltat - und freut sich auf die schon georderte zweite Staffel. Ob dann auch Riddler und Joker oder gar Robin ihre Aufwartung machen?

Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Staffel von "Batman - Caped Crusader".

Meine Wertung: 4/5

Alle zehn Episoden der ersten Staffel von "Batman: Caped Crusader" wurden am 1. August bei Amazon Prime Video veröffentlicht.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • Tom_Cat schrieb am 13.08.2024, 14.02 Uhr:
    Eigentlich ist die Serie gut gelacht, aber BERECHTIGTER Einwand: ich sehe schwarze und asiatische Charaktere in hohen Positionen. Jim Gordon natürlich, seine Tochter Barbara ist hier sogar Anwältin und die dunkel angehauchte Harley Quinzel ist Psychologin. Da die Serie offiziell in den frühen 1940ern angesetzt ist, ist das doch absoluter Diversitätsquatsch. Dann hätte man die Serie doch lieber in der Gegenwart ansiedeln müssen.
    Und die Sache mit "Pinguin" ist auch so eine Sache.
    Aber freilich setzt hier kein offizieller Journalist zur Kritik an. Ansonsten habe ich nichts zu bemängeln. Danke.
  • Romplayer schrieb am 15.08.2024, 01.12 Uhr:
    Warum hast du ein Problem damit, dass schwarze Personen in einer fiktiven Serie in einer hohen Position gezeigt werden? Zu keinem Zeitpunkt erhebt die Serie einen Anspruch darauf, historisch korrekt zu sein. Eine Serie wohlgemerkt, bei der es um Superhelden und -schurken geht, die einfach so ihren Taten nachgehen. Was in der echten Welt (egal in welchem Jahrzehnt) auch ebensowenig auf diese Art und Weise geduldet worden wäre.
    Aber bei Schwarzen oder Asiaten ziehst du plötzlich die Grenze?
    Und warum soll das bitteschön eine Ausrede sein? Das ist Fakt, dass es sich nicht um das echte New York oder das echte Chicago handelt. Dein Beklagen von fehlender Authentizität mag für einen Film oder eine Serie angebracht sein, die genau das versucht - historische Geschichten neu zu erzählen. Das ist bei Batman doch aber ganz und gar nicht der Fall, nur weil es in einer bestimmten Zeit angesiedelt ist.
  • Tom_Cat schrieb am 14.08.2024, 12.16 Uhr:
    Ist ja klar, dass solche Ausreden wie fiktiv kommen. Gotham ist eindeutig eine Parabel auf New York und Chicago.
    Außerdem sollte das alle repräsentativ sein. Also wenn es mal einen schwarzen Anwalt unter 100 oder 1000 gibt, ist es halt nicht mehr repräsentativ. Wenn dazu noch mehrere schwarze Personen in so hohen Positionen kommen, erst recht nicht.
    So war die USA damals nicht und Gotham, egal ob fiktiv, war immer ein Spiegelbild der Gesellschaft!
  • Romplayer schrieb am 14.08.2024, 01.09 Uhr:
    Ich bin mir nicht so sicher, ob das ein (dazu großgeschriebener) BERECHTIGTER Einwand ist.
    Zunächst einmal handelt es sich bei Gotham City um eine fiktive Stadt in einem fiktiven Land, auch wenn dieses natürlich stark an die USA angelehnt ist. Das heißt die Gesellschaft kann hier durchaus anders sein als in unserer Welt. Sieh es als Paralleluniversum - vieles ist ähnlich, aber eben nicht unbedingt identisch mit unserer Erde.
    Und zweitens gab es auch damals bereits People of Color in höheren Positionen. Da du explizit den Beruf des Anwalts ansprichst: Eine kurze Google-Suche hat mich auf Thurgood Marshall gebracht, welcher seit 1933 eine eigene Anwaltskanzlei hatte, 1940 einen Fall vor dem obersten Gerichtshof gewann und 1967 sogar selbst zum Obersten Gerichtshof berufen wurde.
  • Batman schrieb am 03.08.2024, 08.07 Uhr:
    sehr gute Serie, habe jetzt 6 Folgen geschaut, macht einfach Spaß endlich mal wieder etwas von bruce imm zu sehen, hoffe jetzt schon auf eine zweite Staffel, die Serie ist FSK 12 und nicht FSK 18 ...