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Unruhestifterin und ehemaliger Koma-Patient sollen Welt retten
"Hawa & Adam" wissen nicht, ob "The Girl in My Diary" irgendwann tatsächlich dem ehemaligen Koma-Patienten begegnen kann.
WDR / ARD / Jonnydepony / Network Movie / VRT / Ketnet
TV-Kritik/Review: "The Girl in My Diary" erreicht Jugendliche und jung gebliebene Oldies/WDR / ARD / Jonnydepony / Network Movie / VRT / Ketnet

Geheimnisvolle und futuristische Stoffe begeistern nicht zuletzt Jugendliche und junge Erwachsene. Kein Wunder also, dass der KiKA eine Seuche und die Flucht ins Weltall aufgreift. Ein rätselhaftes Mädchen führt  "The Girl in My Diary" und einen ehemaligen Koma-Patienten zusammen. Ein Tagebuch mit überirdischen Kräften verbindet die Unruhestifter. Laut dem belgischen Originaltitel sollen "Hawa & Adam" die Gesellschaft retten. Die Heranwachsenden kennen diesen Auftrag nicht. Ab dem 5. Juli sind die 13 Episoden auf kika.de, im KiKA-Player und in der ARD Mediathek zu sehen. Ab dem 10. Juli laufen je zwei 26-minütige Folgen mittwochs um 20.10 Uhr im KiKA. Auch Eltern und jung gebliebene Oldies können die Dramen genießen. Allerdings sind manche Zusammenhänge etwas einfach gestrickt. Dennoch erstaunt das Einfühlungsvermögen von Regisseur Mathias Brouns und seinem Team.

Teenager Adam erwacht nach drei Jahren

Nervensäge Mody (Vince Smets) weckt seine Schwester mit einer Tröte. Heute ist ein wichtiger Tag für Hawa, ist aus dem Hintergrund zu hören. Die Kommentare erreichen lediglich die Zuschauerinnen und Zuschauer. Stammt der zuckersüße und leicht verzerrte Klang von dieser Welt? In einem Krankenhaus erwacht der 17-jährige Bursche Adam (Jonathan Michiels) aus der Starre. Ihm erscheint unsere Sprecherin mit rotem Haar, auffälliger Schminke und einem grauen Cape. Später drückt sie ihm ein Notizbuch in die Hände. Alle Antworten kannst du darin finden, lautet der mitgelieferte Orakelspruch, der Adam vollends verwirrt. Er verpasst den Augenblick, in dem die Gestalt verschwindet.

Mutter Marleen (Janne Desmet) und Vater Stef Pius (Joris Hessels) stammeln ein paar Worte über die Auswirkungen eines Wespenstichs. Nur mühsam erkennt Adam seine gereifte Schwester Sam (Kate Baeckelmans). Aus ihr platzt es heraus, dass drei Jahre seit dem verhängnisvollen Tag vergangen seien. Ein Blick in den Spiegel bestätigt, dass der Dauerschlaf die Glieder in die Länge gezogen und einen Bartschatten auf das Gesicht gezaubert hat. Erst gestern warf der 14-Jährige zusammen mit Jakob (Aaron Blommaert) ein paar Körbe, oder nicht? Ätzend, dass der beste Freund nicht auf Besuch in die Klinik kommen darf. Dann muss eben ein Anruf per Handy genügen: Abgelehnt! Der Arzt Doktor Lukas (Yves Degryse) verlangt Ruhe, um das Gehirn des Insektenopfers zu schonen.

Verärgerte Schülerin Hawa soll Tagebuch schreiben

Nach einem Umzug stellt sich Hawa (Ayana Doucouré) in der Schulklasse vor. Kim (Charlotte Sieben) macht die Neue schräg von der Seite an. Die Fußballspielerin merkt, dass Hawa lügt und ausweicht. Sie hasst das attraktive Girl, zumal es Klamotten aus Tierhaar trägt. Bald entsteht eine Rangelei zwischen der Veganerin und der Rivalin. Darauf droht die Direktorin keinesfalls mit einem Rausschmiss. In dieser Bildungseinrichtung gehören offensichtlich regelmäßige Gespräche zu den Pflichten.

Jedenfalls verlangt Frau Salomon (Femke Heijens) von der verärgerten Schülerin, über ihre Gefühle und Einfälle in einem Tagebuch zu schreiben. Eigentlich keine schlechte Idee, wenn schöne Ausgaben weniger kosten würden. Die Mitarbeiterin einer Papierwarenhandlung verhindert, dass Hawa das notwendige Tagebuch klaut. Die Verdächtige stürmt aus dem Laden auf die Straße, wo sie über ein Mädchen mit rotem Haar, auffälliger Schminke und einem grauen Cape stolpert. Zum Glück verschenkt die ungeschickte Passantin erneut eine gebundene Kladde mit leeren Seiten - warum auch immer.

Adam (Jonathan Michiels, l.) hofft auf Hilfe und Freundschaft von Hawa (Ayana Doucouré, 2. v. l.), Titus (Wesley Ngoto) und Bilo (Margaux Cauliez).
Adam (Jonathan Michiels, l.) hofft auf Hilfe und Freundschaft von Hawa (Ayana Doucouré, 2. v. l.), Titus (Wesley Ngoto) und Bilo (Margaux Cauliez). NDR / Maarten De Bouw

Wunderwerk überträgt Botschaften wie eine Art Messenger

Für ihren nächsten Termin bei Frau Salomon motzt Hawa per Stift über Kim. Adam erstellt hingegen eine Liste lebenswichtiger Dinge für seinen Zwangsaufenthalt: Handy, Chips, Comics, Nougat-Creme.... Die beiden Halbwüchsigen legen jeweils ihr Buch beiseite, um zu schlafen. So verpassen sie den Augenblick, als das Symbol auf dem Umschlag leuchtet. Mody beobachtet hingegen das Ereignis, weil er schnüffelt. Hawa schreit ihn an, warum er ihre Aufzeichnungen durch Quatsch über Nutella ersetzt habe. Der Austausch des Textes erregt ebenso Adam: Jemand war in meinem Zimmer! Hawa droht ein Kampf. Doch Bilo (Margaux Cauliez) geht dazwischen, denn du kannst dich nicht immer prügeln.

Frau Salomon missversteht die Warnung von Adam: Finger weg von meinem Buch! Halt dich aus meinem Leben raus. Jetzt glaubt Hawa, dass Kim in ihren Vermerken herumgeschmiert hat. Immerhin knüpft sie freundschaftliche Bande mit Bilo und Titus (Wesley Ngoto). Hawa und Adam begreifen langsam, dass sie Botschaften an die andere Person übertragen. Offenbar dient eine antike Technologie oder ein anderes Wunderwerk als eine Art Messenger zwischen zwei Personen. Sie bestärken sich gegenseitig, sodass Adam ein Geheimnis im Krankenhaus aufspürt und schließlich flüchtet. Hawa experimentiert mit Freundschaften, verliert allerdings das Vertrauen zu Adam. Dabei sind die Tagebuch-Gefährten aufeinander angewiesen, obwohl ein weiteres Phänomen die verunsicherten Teenager trennt. Ferner scheinen ihre Altersgefährten reihenweise zu sterben. Freilich widersprechen sich die Informationen über die Gefahr.

Ein geheimnisvolles Mädchen im Cape (Amber Metdepenningen) kennt das Tagebuch besonders gut.
Ein geheimnisvolles Mädchen im Cape (Amber Metdepenningen) kennt das Tagebuch besonders gut. Jonnydepony

Adam legt Maßband an und legt Krücken ab

Ängste und Verwirrungen der wilden Übergangsjahre tragen die fantastische Geschichte. Generationskonflikte toben. Die lange Auszeit zwingt Adam, viele Stufen der Pubertät zu überspringen. Hawa verändert sich ebenfalls radikal. Nun bewähren sich ihre bisherigen Erfahrungen etwa mit der kranken Mutter Aissa Simons (Maya Albert) und ihrem in der Fremde schuftenden Vater Joris Simons (Geert van Rampelberg). Sie eckt überall an und ist mal von zu Hause abgehauen. Die glaubwürdigen Eindrücke amüsieren. So überprüft Adam in einem stillen Moment, wie sein Körper gewachsen ist. Ob der Junge sein Maßband an einem bestimmten Körperteil anlegt, ist nicht zu sehen. Er trainiert hart, um den Rollstuhl und dann die Krücken abzulegen. Beim Duschen verweigert er die Hilfe seiner aufdringlichen Mutter, die verständnislos protestiert: Was denkst du wohl, wer dich in den letzten drei Jahren gewaschen hat?

Hawa glaubt an großes Versprechen

Hawa und Adam nutzen ihre Ausrüstung spontan, also anders als die älteren Herrschaften. So probieren sie einfach, ein Foto per Tagebuch zu übermitteln. Wenn die Idee nicht funktioniert, versuchen sie etwas Anderes. Hawa und Adam folgen starken Gefühlen und Konzepten. Folgerichtig versprechen sie einander, sich immer und unter allen Umständen die Wahrheit zu sagen. Dieses ungeheure Vorhaben scheitert leider. Andere Heranwachsende taumeln gleichfalls in der Pubertät. So hält Kim ihren Mitmenschen Moralvorträge zum Fleischgenuss. Sie vergisst jegliche Rücksicht, um ihre Ziele zu erreichen und etwa eine Party zu planen. Eine Mitschülerin pflegt feste Regeln beim Toilettengang. Wie in anderen Teenager-Serien bestimmen kleine und große Dramen den Alltag. Indes wirken sie hier glaubwürdig.

In einer seltsamen Klinik knüpfen Hawa (Ayana Doucouré) und Adam (Jonathan Michiels) Kontakt - vorerst virtuell mittels eines Tagebuchs.
In einer seltsamen Klinik knüpfen Hawa (Ayana Doucouré) und Adam (Jonathan Michiels) Kontakt - vorerst virtuell mittels eines Tagebuchs. WDR / Maarten De Bouw

Adam und Eva wagen Neuanfang

Hervorzuheben ist der Titel, unter dem die belgisch-deutsche Co-Produktion besonders in Flamen bekannt geworden ist: "Hawa & Adam" verweist auf die Stammeltern der Menschheit. Eva im Paradies wird in unzähligen religiösen Überlieferungen Hawa genannt. Zum Beispiel biblische Traditionen aus dem Mittelalter und daneben islamische Texte verwenden diese Bezeichnung. Der Gedanke liegt nahe, dass Hawa und Adam gleichsam einen Neuanfang starten sollen - für sich, aber obendrein für die Gemeinschaft. Diese Doppeldeutigkeit geht bei der deutschen Version "The Girl in My Diary" verloren.

Pubertäres Privatleben und futuristisches Weltgeschehen gewinnen

Die Macher der Serie nehmen die Nöte und Bedürfnisse der Charaktere ernst. Gleichsam verweisen sie auf aktuelle Probleme wie Epidemien. Sie zweifeln an einfachen Lösungsvorschlägen wie der Auswanderung auf eine Raumstation. Soweit die Inhalte und Darstellungen nach drei Folgen zu beurteilen sind, wird Schwarz-Weiß-Denken vermieden. Unterschiedliche Denk-und Verhaltensweisen werden im Privatleben der Figuren und im Weltgeschehen ernst genommen. Indes fallen einige Schlüsselrollen negativ auf: Die Bedeutung von Kim ist früh zu ahnen. Damit verfliegt ein Teil der Spannung. Für das jüngere Publikum funktionieren sogar einfache Beziehungen und Aktionen von Hawa und Adam. Kritische Zuschauerinnen und Zuschauer ab 16 Jahren erwarten vieldeutige Verhaltensweisen. Da ließe sich etwas nachbessern.

Trotz solcher Abstriche ist "The Girl in My Diary" als gelungen zu beurteilen. Autor und Produzent Philippe De Schepper sowie Produzentin Helen Perqui überzeugen mit ihren Leistungen wie zuvor in  "Arcadia" (TV Wunschliste berichtete). Autor Pieter De Graeve und Regisseur Mathias Brouns empfehlen sich für aufwändige Projekte. Den jungen Nachwuchstalenten unter den Darstellerinnen und Darstellern ist eine beachtliche Karriere zu wünschen.

Dieser Text beruht auf Sichtung von drei der 13 Folgen "The Girl in My Diary".

Meine Wertung: 3.5/5

Ab dem 5. Juli laufen die 13 Episoden von "The Girl in My Diary" - auf kika.de, im KiKA-Player und in der ARD Mediathek. Ab dem 10. Juli zeigt KiKA je zwei 26-minütige Folgen mittwochs um 20.10 Uhr.


 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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