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Luan Gummich: "Die 'Jungen Ärzte' haben mein Leben völlig auf den Kopf gestellt!"

von Ralf Döbele
(26.10.2023)

Die erste Fernsehrolle: Im Schwitzkasten von
Die erste Fernsehrolle: Im Schwitzkasten von  Schimanski (Götz George) in der Folge "Loverboy" Das Erste/Screenshot

Bevor du die Rolle als Mikko bekommen hast - stimmt es, dass du sogar mit dem Gedanken gespielt hattest, die Schauspielerei an den Nagel zu hängen?

Luan Gummich: Ich hab tatsächlich 2010 mit der Schauspielausbildung angefangen und ab da hab ich auch Theater gespielt. Ich hatte dann auch ab und zu einen Drehtag, aber ich konnte nie wirklich davon leben. Bis 2018 hab ich immer noch nebenbei gearbeitet, in einem Club, auf dem Bau, in einer Kneipe in Köln, ich hab alles Mögliche gemacht. Auch als ich bereits in Münster am Theater angestellt war. Um 2.00 Uhr morgens im Supermarkt die Regale einräumen, dann gehst du zur Probe, abends die Vorstellung und danach noch die Arbeit in der Kneipe ...

Man muss sich ja nur in großen Städten umsehen, in Berlin und Köln, in einem Club oder einer Bar, da ist gefühlt jeder Zweite Schauspieler oder Künstler, denn die meisten können nicht davon leben. Ich hatte damals am Theater darum gekämpft, mehr Gehalt zu bekommen, ich bekam 100 Euro pro Vorstellung und ich glaube, ich wollte 150. Da konnte man sich nicht einigen, also hieß es: Adios! Wir haben hier jemand Billigeren!

Danach war ich dann bei meinen Eltern, habe echt gezweifelt und mich gefragt, was ich vielleicht sonst noch machen könnte. Ich hatte immer das Glück - meine Eltern konnten mich jetzt finanziell nicht großartig unterstützen, aber sie waren immer emotional eine große Stütze für mich. Mein Vater war stets der Rationale und meine Mutter die Emotionale. Meine Mutter war überzeugt: Du musst weitermachen, Schauspiel ist in deinem Blut! Mein Vater war eher der Rationale und meinte nach einem langen Gespräch: Was gibt's denn für Alternativen?

Vor der Schauspielerei hatte ich in einem Kinderheim Zivildienst gemacht, hab dort viel mit sozialschwachen Familien gearbeitet. Ich war auch in Brasilien und in Peru bei einem Kumpel, der dort in einem Kinderheim gearbeitet hat. Dadurch war auch soziale Arbeit das, was mich am meisten interessiert hat. Aber schließlich meinte auch mein Vater: Es ist so toll, dich auf der Bühne zu sehen, hör bitte nicht auf!

Im September 2018 lief die erste Folge der
Im September 2018 lief die erste Folge der  "Jungen Ärzte" mit Luan Gummich (l.) in der ARDDas Erste/Jens-Ulrich Koch

Luan Gummich: Ende 2017 war dann das große Casting bei den "Jungen Ärzten" für die zwei neuen Hauptrollen. Deutschlandweit konnte sich jeder dort bewerben. Ich hab das gemacht und es ging so Schritt für Schritt. Und ehe ich mich versah, war ich in der letzten Runde. Ich hab dann versucht, mir keine Hoffnungen zu machen, denn ich war bereits bei so vielen Castings gewesen. Hingehen, abschließen und nicht hoffen. Denn das Schlimmste ist, wenn man denkt, man könnte es bekommen und dann ist es doch wieder eine Enttäuschung.

Damals wollte ich von Köln nach Berlin ziehen, denn ich wollte unbedingt einmal in die ganz große Stadt. Mein Dorf in Köln liebe ich ja auch immer noch und ich laufe immer noch mit meiner FC-Köln-Unterhose rum, aber ich wollte auch etwas von der Welt sehen. Dann hab ich wirklich im Auto auf dem Weg nach Berlin den Anruf bekommen von meiner Agentur: Ja, Luan, tut mir leid, aber - ja, du musst jetzt wirklich nach Berlin ziehen, du bist leider Arzt geworden!

Was hast du dann gemacht?

Luan Gummich: Dann hab ich erstmal angehalten, bin ausgestiegen, hab rumgeschrien, hab geheult, weil es natürlich für mich - also für jemanden wie mich, der aus ganz anderen Verhältnissen kommt und wirklich hart arbeiten musste für das Geld -, für mich war die Tatsache, ein sicheres Einkommen zu haben ... Das hat mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt! Dafür bin ich immer noch extrem dankbar. Ich versuche, mich auch immer wieder dran zu erinnern, wie es vorher war, dass man eben nicht auf diesem Thron sitzt und es als selbstverständlich ansieht. Das ist es einfach nicht.

Einen wichtigen Anteil daran, dass dein Leben derart auf den Kopf gestellt wurde, hatte auch Simone Bär, die leider im Januar verstorben ist, die aber davor jahrelang "Die jungen Ärzte" und auch zahlreiche andere deutsche Top-Serien wie  "Babylon Berlin" gecastet hat. Stimmt es, dass sie sich sehr dafür eingesetzt hat, dass du Mikko wirst?

Luan Gummich: Ja, scheinbar war das so. Ich habe von dem damaligen Produzenten im Nachhinein gefahren, dass Simone Bär wohl sehr für mich gekämpft hat. Ich weiß noch, das erste Mal beim Casting bei ihr in Berlin, habe ich bereits zusammen mit Jane Chirwa gespielt, da diese Konstellation mit Mikko und Vivi bereits geplant war. Wir spielten die Szene ... Ich hab davor viel Theater gemacht und hab es vielleicht ein bisschen größer gespielt, als es notwendig gewesen wäre (lacht). Da hat mich dann Simone Bär direkt gestoppt und meinte: Du Luan, wir machen hier kein Kasperle-Theater, das ist kein Boulevard-Ding, ist schon was Ernstes! Da ist mir das Herz so in die Hose gerutscht, weil sie einfach so direkt war. Und dann haben wir es auch nochmal gespielt und das fand sie dann gut. Sie war niemand, der etwas schöngeredet oder schlechtgeredet hat, sondern sie war einfach ehrlich und direkt. Man hat gemerkt, sie ist voll und ganz überzeugt von dem, was sie macht. Sie hat auch noch jede Folge der "jungen Ärzte" geguckt, wie ich später von ihrer Assistentin erfuhr. Das ist natürlich ein tolles Gefühl.

Dr. Rantala (Luan Gummich, l.) trifft in der Sachsenklinik auch auf den störrischen Dr. Hoffmann (
Dr. Rantala (Luan Gummich, l.) trifft in der Sachsenklinik auch auf den störrischen Dr. Hoffmann (Julian Weigend, 2. v. l.) mdr/Saxonia Media/Sebastian Kiss

Du hattest in diesem Jahr auch zum ersten Mal Gelegenheit, als Mikko die Mutterserie  "In aller Freundschaft" in Leipzig mit einem Gastauftritt zu besuchen. Wie war es, in der Sachsenklinik zu drehen?

Luan Gummich: Es hat super viel Spaß gemacht und ich hab mich auch mit Julian Weigend, der Dr. Kai Hoffmann spielt, sehr gut verstanden. Wir spielten 2014 bereits gemeinsam in der allerletzten "Schimanski"-Folge mit Götz George mit, das war damals meine erste Fernsehrolle. Das Wiedersehen in Leipzig war toll. Als wir mal wieder zwischen den Szenen Witze gerissen und Klaus Kinski und Arnold Schwarzenegger nachgemacht haben, rief die Regisseurin irgendwann: Ihr kleinen Kinder, jetzt hört mal auf Blödsinn zu machen! (lacht) Es war toll. Leipzig ist nochmal ein bisschen was anderes, die Serie hat nicht diesen Flair von "in Ausbildung", sondern ist manchmal auch deutlich düsterer. Es wäre toll, wenn Mikko hin und wieder nach Leipzig kommen und sich öfter mit Dr. Hoffmann anlegen könnte. Es würde mich jedenfalls sehr freuen, da nochmal drehen zu können und es ist auch irgendwie schön, zwischendurch auch mal aus dem eigenen Wohnzimmer herauszukommen.

Die letzte Frage ist vielleicht auch etwas klischeehaft, aber ich muss sie einfach stellen. Bist du handwerklich genauso begabt wie Mikko?

Luan Gummich: (lacht laut) Ich bin handwerklich sowas von unbegabt, eine komplette Nullnummer. Ich kann nicht mal ein Bild aufhängen! Das Einzige, was ich kann, ist schleppen. Als ich auf dem Bau gearbeitet habe, werde ich nie vergessen, da bekam ich von einem Bauarbeiter in breitestem kölschen Akzent die Ansage: Ey, Luan, schneid mal mit der Kreissäge zwei 10er und zwei 14er! Und ich verstand nur Bahnhof, sie haben mir einfach die Kreissäge in die Hand gedrückt. Bis dann jemand gefragt hat: Was machst du eigentlich? - Ich bin Schauspieler - Ja, gut, dann schlepp einfach Zement vom Erdgeschoss in den fünften Stock! (lacht) Ich kann halt gar nichts, ich kann halt schleppen. Alles Handwerkliche ist ganz ganz schlimm.

Luan, ich danke dir für das kurzweilige und äußerst unterhaltsame Gespräch!

Die aktuellen Folgen der neunten Staffel von "In aller Freunschaft - Die jungen Ärzte" laufen immer donnerstags um 18.50 Uhr im Ersten. Auch zahlreichen tägliche Wiederholungen gibt es derzeit in den Dritten Programmen, darunter im MDR, NDR, WDR und rbb.


 

Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von "Der Denver-Clan", "Star Trek" und "Aktenzeichen XY…ungelöst". Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie "Friday Night Lights" oder "The West Wing" genauso wie die Prime Time Soaps "Melrose Place" und "Falcon Crest", die Comedys "I Love Lucy" und "M*A*S*H" oder das "Law & Order"-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie "Derrick" oder "Bella Block" finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für TV Wunschliste tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

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