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Amazon Prime Video springt auf historischen Romance-Trend auf
"My Lady Jane" erfindet Englands Geschichte neu - perfekt für "Bridgerton"-Fans.
Jonathan Prime/Prime Video
TV-Kritik/Review: "My Lady Jane": "Bridgerton"-Parodie oder origineller Genre-Mix?/Jonathan Prime/Prime Video

 "Bridgerton", aber bitte dirty: Mit  "My Lady Jane" wird eindeutig dem Trend historischer Romance-Serien beigepflichtet. Nur mit etwas weniger Stil und dafür umso mehr Provokation - doch reicht das, um sich in dem besonders von einem jungen, weiblichen Publikum beliebten Genre zu etablieren? Die britische Produktion feierte am 27. Juni 2024 Premiere bei Amazon Prime Video.

"My Lady Jane" erzählt die Geschichte von Englands Königin Jane ... nicht. Zumindest nicht wahrheitsgetreu - und das wird auch direkt zu Beginn mit einem F*ck that deutlich gemacht, nachdem ein kurzer Prolog das wahre, tragische Schicksal der englischen Monarchin erläutert. Tatsächlich trug Lady Jane Grey nur neun Tage lang die Krone, bevor sie wenig später von Königin Mary im zarten Alter von 17 Jahren hingerichtet wurde.

Mitunter ein Grund, wieso Lady Jane auch als typische "Jungfrau in Nöten" (damsel in distress) gilt. Das - verspricht zumindest der Off-Erzähler im Prolog - soll sich durch die Neuerzählung aber ändern. Oder?

Lord Guilford erfüllt viele Klischees - dennoch hält er die ein oder andere Überraschung bereit ...
Lord Guilford erfüllt viele Klischees - dennoch hält er die ein oder andere Überraschung bereit ... Jonathan Prime/Prime Video

In "My Lady Jane" wird Jane (Emily Bader) eher als "alte Jungfer", die niemand heiraten will - und die es selbst auch nicht wünscht - vorgestellt. Dennoch soll sie an Lord Guilford Dudley (Edward Bluemel) verheiratet werden, was sie mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Denn: Janes großer Traum ist es - neben Unabhängigkeit und Freiheit natürlich - , ihrem Leben der Naturheilkunde zu widmen. Das Problem: So ganz abgeneigt ist sie dem doch sehr attraktiven Guilford wohl nicht ...

Parallel spitzt sich im Königshaus ein gefährlicher Komplott zu: König Edward (Jordan Peters) droht, an einer mysteriösen Krankheit zu erliegen - die sich jedoch als Vergiftung entpuppt. Ob die neidische Halbschwester Mary (Kate O'Flynn) und die "ach-so-treue" rechte Hand des Monarchen Lord Seymour (Dominic Cooper) ihre Finger darin im Spiel haben?

Mary (l.), Lord Seymour (m.) und Lord Dudley (r.) sorgen für Chaos im Königshaus.
Mary (l.), Lord Seymour (m.) und Lord Dudley (r.) sorgen für Chaos im Königshaus. Jonathan Prime/Prime Video

Storytechnisch überzeugt "My Lady Jane" auf den ersten Blick. Die Handlungsstränge versprechen jede Menge Knistern und Konflikt. Spannend ist sicher auch, dass die Serie - anders als "Bridgerton" - ziemlich schnell ins Fantasy-Genre rutscht, als die sogenannten "Etheans" eingeführt werden (um spoilerfrei zu bleiben, wird nicht näher auf die Bedeutung eingegangen). Damit bekommt der ganze wilde Mix noch eine zusätzliche Zutat, die in dieser leichten Dosis aber sehr verträglich ist. Ohne, könnte sonst schnell der Verdacht entstehen, dass "My Lady Jane" lediglich die ungefilterte Version des Shondaversum-Hits darstellt.

Denn vom Ton bewegt sich die Serie permanent an der Grenze zwischen provokant und vulgär - was schon in der ersten Szene deutlich wird, in der Jane eine Bedienstete, die ihre Beine weit gespreizt hat, medizinisch versorgt. Zumindest wird damit klar kommuniziert: Das hier ist keine aufgehübschte, heuchlerische Welt, in die man sich mal eben so flüchten kann. Vielmehr erinnern die teils derbe Sprache und Janes Unverständnis' gegenüber ihrem Schicksal an die heutige Realität - fast, als wäre die Protagonistin im falschen Zeitalter gelandet.

König Edward erprobt nach dem versuchten Attentat neue Umgangsarten an seinem Hof.
König Edward erprobt nach dem versuchten Attentat neue Umgangsarten an seinem Hof. Jonathan Prime/Prime Video

Womöglich muss sich Jane deshalb am laufenden Band die typischen, frauenfeindlichen Sätze anhören, die "Bridgerton"-Fans schon gewöhnt sein müssten: Du hast keine Macht, Niemanden interessiert's, was du willst und Mädchen können nicht herrschen. Was aber sehr enttäuscht: Die Aussagen werden weder angefochten noch durch Taten widerlegt.

Jane sollte eigentlich mit dem "Jungfrau von Nöten"-Bild brechen. Stattdessen verhält sie sich nicht nur so, sondern rutscht, ganz nach dem Treibsand-Prinzip, je mehr sie sich dagegen wehrt, immer weiter hinein. Allein in den ersten zwei Episoden unternimmt die Heldin drei Fluchtversuche, in denen sie immer auf irgendeine Art und Weise von jemandem "gerettet" wird. Die Krönung: Mit dem stereotypischen, dunkelhaarigen "Love Interest" in Lederkluft, den sie natürlich nicht leiden kann, erfüllt sie die in der Zielgruppe so beliebte Trope "Fake Ehe" (oder auch forced/arranged marriage).

Erfindet "My Lady Jane" wirklich die Geschichte der englischen "Neuntagekönigin" neu?
Erfindet "My Lady Jane" wirklich die Geschichte der englischen "Neuntagekönigin" neu? Jonathan Prime/Prime Video

Deshalb überzeugt die Story auch noch auf den zweiten Blick. Zum einen sind da die einfachen, aber dadurch gerade wirksamen Wendepunkte, die überraschen. Zum anderen verleiht die Verschwörung im Königshaus "My Lady Jane" ihren ganz eigenen, trocken-bissigen Humor. In diesem Sinne sind es besonders die Nebenfiguren, die für Intrige und Spaß sorgen - sei es die durchgedrehte Schwester Mary und ihr ergebener Lord Seymour, Guilfords dümmlich-verliebter Bruder Stan (Henry Ashton) oder Janes intriganter Schwiegervater Lord Dudley (Rob Brydon). Sogar Edward kommt alles andere als der langweilige, sterbende König daher. Das liegt vor allem am Cast, in dem alle in ihren Rollen aufzugehen scheinen - bis auf die Protagonisten. Baders und Bluemels Darstellungen wirken, zumindest in den ersten Folgen, eindimensional und limitiert - was aber auch an ihren Figuren liegen könnte, die leider (noch) nicht viel Spielraum zulassen.

Rob Brydon (l. als Lord Dudley) und Henry Ashton (r. als Stan Dudley) überzeugen als skurrile Charaktere.
Rob Brydon (l. als Lord Dudley) und Henry Ashton (r. als Stan Dudley) überzeugen als skurrile Charaktere. Jonathan Prime/Prime Video

Was "Bridgerton" subtil mit Orchesterversionen bekannter Popsongs versucht, gelingt "My Lady Jane" dafür mit Rockmusik: Geschichte "sexy" zu machen. Historische Fiktion ist ein Nischengenre - es mit modernen Elementen zu versehen, macht es jugendlicher und attraktiver. Nicht zu vergessen, dass es sich bei der Serie um die Verfilmung eines Jugend-Fantasy-Romans handelt. Gepaart mit der fließenden, angenehmen Kameraführung bringen die kurzen, intensiven Szenen Tempo in die Erzählung, was die knapp einstündigen Folgen kurzweilig erscheinen lässt. Das "blätternde" Stilmittel beim Schnitt ist originell und erinnert an einen Comic, was wiederum zum Comedy-Gehalt beiträgt. Abgerundet wird das Ganze vom Off-Erzähler (Oliver Chris), der ungefiltert das ausspricht, was alle denken. Oft amüsant, ab und an aber etwas zu dominant, könnten seine Kommentare durchaus eine Parodie einer bekannten Lady Whistledown darstellen...

Wer an "Bridgerton" schätzt, dass Geschichte neu erfunden, erzählt und erlebbar wird, aber auf das überhöfliche, heuchlerische Tamtam verzichten kann, ist bei "My Lady Jane" gut aufgehoben. So ganz hält die scheinbar feministische Neuerzählung zu Beginn jedoch (noch) nicht ihr Versprechen, Jane Grey aus der "Jungfrau in Nöten"-Schublade zu befreien. Womöglich erscheint die Serie daher ab und an wie eine Parodie ebendieser Formate, die zwanghaft und dadurch vergeblich mit Klischees brechen wollen. Auf jeden Fall bietet sich "My Lady Jane" als lockere Unterhaltung an, die es mit der Wahrheit, der Welt und sich selbst nicht ganz so genau nimmt.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "My Lady Jane".

Meine Wertung: 3.5/5

Die erste Staffel von "My Lady Jane" umfasst acht Folgen und ist seit dem 27. Juni bei Amazon Prime Video verfügbar. Showrunnerin ist Gemma Burgess. Zum Cast zählen Emily Bader, Edward Bluemel, Anna Chancellor, Katherine O'Flynn, Rob Brydon, Dominic Cooper und Jordan Peters. Die Serie beruht auf dem gleichnamigen Young-Adult-Fantasy-Roman aus dem Jahr 2016 der Autorinnen Cynthia Hand, Brodi Ashton und Jodi Meadows.


 

Über die Autorin

  • R.L. Bonin
Originalität - das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.

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Leserkommentare

  • addicted4series schrieb am 30.06.2024, 04.14 Uhr:
    Habe bis jetzt so ziemlich alle Costume history series durch.
    Diese total fiktionale "was wäre wenn"-Serie ist jedoch das Langweiligste & zugleich substanzloseste, aus der Luft gegriffendste, was man sich nur vorstellen kann!!! 
    Bei den Polyester-Klamotten fängt es an, bei Geschlechtskrankheiten, welche die Leute OHNE DIE ERFINDUNG ANTIBIOTIKA schadlos überstehen, hört es auf. Und alles dazwischen - entbehrt auch jeglicher Grundlage (egal welche Thematik). Diese Serie hätte als History-Klamauk bzw. als Costume CARRY ON angekündigt werden sollen... gleich auch mit künstlichen Lachern untermalt. Denn... die jüngere Generation liest keine Geschichtsbücher mehr & nehmen alles für "voll"/wahr, was ins Internet gestellt wird. Ansonsten hätten Fake-news nicht Hochkonjuktur. Dass diese Serie "Zukunft" hat, kann ich mir nicht vorstellen...
  • Caro75 schrieb am 29.06.2024, 19.54 Uhr:
    Es ist keine Dokumentation. Hier geht es um Unterhaltung, nicht um Geschichtsunterricht! Es ist eine Mischung aus historischem Drama, Fantasy und RomCom. Mein Fazit: wer nicht zu den Puristen gehört, wird gut unterhalten. Ich fand es witzig, fresch, modern und unterhaltsam.
  • User 1265079 schrieb am 30.06.2024, 10.34 Uhr:
    So ging es mir auch. Es ist die erste Serie seit längerer Zeit, die ich in 3 Tagen durch hatte.
    Gefällt mir die erste Folge, will ich weiter gucken. Die 2. Staffel wurde bereits angekündigt...
    Man war am Ende jeder Episode immer neugierig, wie es weiter geht...Selbst die Musik war geil...Das Staffelende habe ich sogar während des Deutschlandspiels gesehen! Ab Morgen werde ich Prodigy und The Acolyte suchten...
  • Marcus Cyron schrieb am 28.06.2024, 13.03 Uhr:
    "bevor sie wenig später von Königin Mary im zarten Alter von 17 Jahren hingerichtet wurde." - ne. Mary ließ sie hinrichten. Und auch Edward IV. war deutlich jünger (und blasser) als in der Serie, starb er doch gerade einmal im Alter von 16. Wie ich derartige Geschichtsverfälschungen verabscheue.
  • Vritra schrieb am 29.06.2024, 01.49 Uhr:
    Ich bin gestern neugierig gewesen. Nach 20 Minuten stand mein Urteil fest: Dreck!
  • Susilein schrieb am 28.06.2024, 19.16 Uhr:
    Danke, genau diese Dinge sind mir auch aufgefallen und oft genug verleiden sie mir dann das Anschauen. Aber ich gucke mal rein und lass mich überraschen.