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Anime-Serie über Kampf gegen Maschinen zwischen blutiger Action und Nachdenklichkeit
Ein aus dem Jahr 2022 kommender Killerroboter verbreitet im Tokio des Jahres 1997 Angst und Schrecken
Netflix
TV-Kritik/Review: "Terminator Zero": Der Mensch, ein Krebsgeschwür?/Netflix

Was, wenn die Maschinen eines Tages die Kontrolle übernehmen und sich gegen ihre Erschaffer richten? Diese im Science-Fiction-Genre seit den Anfängen umhergeisternde Angstvorstellung verdichtete James Cameron zusammen mit Ko-Drehbuchautorin Gale Anne Hurd in seinem längst zum Klassiker gewordenen Actionfilm  "Der Terminator", der 1984 in die Kinos kam. Die Grundidee: Im Jahr 2029 herrschen Roboter über die nach einem Atomkrieg völlig zerstörte Erde und befinden sich im Kampf gegen die letzten überlebenden Menschen, angeführt von einem gewissen John Connor. Um dessen möglichen Sieg zu verhindern, schickt die künstliche Intelligenz namens Skynet einen Killer-Cyborg zurück ins Jahr 1984. Sein Auftrag: Johns Mutter Sarah Connor zu töten, bevor diese den späteren Widerstandskämpfer zur Welt bringen kann. Aus diesem Szenario entsprang ein einträgliches Franchise, das neben fünf weiteren Leinwandwerken auch die Fernsehserie  "Terminator: Sarah Connor Chronicles" und diverse Videospiele hervorgebracht hat. Der letzte Filmbeitrag  "Terminator: Dark Fate" stammt aus dem Jahr 2019 und schnitt an den Kinokassen enttäuschend ab, obwohl mit Arnold Schwarzenegger als Maschinenwesen und Linda Hamilton als Sarah Connor die Hauptdarsteller des Originals wieder gemeinsam vor der Kamera agierten. Während James Cameron seither immer mal wieder laut über ein Reboot der Reihe nachdenkt, gab Netflix eine achtteilige Anime-Produktion in Auftrag, die als Koproduktion des japanischen Studios Production I.G und der US-amerikanischen Schmiede Skydance entstand.

Das Grundkonzept der Filme - die Zeitreise aus einer düsteren Zukunft in die Vergangenheit zwecks Abänderung bestimmter Verläufe - kommt auch in  "Terminator Zero" zum Einsatz. Allerdings gibt es dann doch einige aufregende Neuerungen. Die erste und offensichtlichste: Die von Mattson Tomlin ( "Project Power") kreierte Serie spielt vorwiegend im Tokio des Jahres 1997. Zudem gibt es dieses Mal mit Kokoro (deutsche Sprecherin: Lisa May-Mitsching) eine zweite Künstliche Intelligenz, die der Wissenschaftler Malcolm Lee (Johannes Berenz) entwickelt hat, um, wie heißt es so schön, Feuer mit Feuer zu bekämpfen.

Ist es in  "Terminator 2" Sarah Connor, die von unheimlichen Träumen an einen Weltenbrand heimgesucht wird, verfolgen hier den Forscher wiederkehrende Bilder eines nuklearen Holocausts, der durch eine Bewusstwerdung Skynets am 29. August 1997 von den USA ausgehen wird. Malcolm ist sich sicher, dass es zur Katastrophe kommt und schließt sich Stunden vor dem ominösen Datum in seinem Hochsicherheitslabor ein, um im Austausch mit Kokoro zu entscheiden, ob er seine Schöpfung tatsächlich aktivieren soll. Seine Hoffnung besteht darin, dass sie die von Skynet losgeschickten Atomraketen wieder abschaltet und die KI aus den Vereinigten Staaten in die Schranken weist. Aber was, wenn Kokoro ihm und den Menschen gar nicht helfen will?

Malcolm und Kokoro sind in ein Gespräch vertieft.
Malcolm und Kokoro sind in ein Gespräch vertieft. Netflix

Parallel erreicht ein von Skynet entsandter Terminator (Bernd Egger, der Arnold Schwarzenegger seit 2019 synchronisiert), ein Killerroboter, aus dem Jahr 2022 Malcolms Gegenwart mit der Aufgabe, die Inbetriebnahme Kokoros zu verhindern. Um an den in einem EMP-geschützten Komplex sitzenden Wissenschaftler heranzukommen, versucht die mörderische Maschine, dessen Kinder Kenta (Vincent Borko), Hiro (Derya Akyol) und Reika (Milena Luisa Rybiczka) zu fassen zu kriegen. Ihnen zur Seite stehen allerdings Malcolms Bedienstete Misaki (Jennifer Weiß) und die wild entschlossene Eiko (Özge Kayalar), eine Widerstandskämpferin aus dem Jahr 2022, die dem Terminator hinterhergeschickt wurde.

Dass "Terminator Zero" keine Gefangenen macht, lassen schon die Auftaktfolgen erahnen. Serienerfinder Mattson Tomlin und Regisseur Masashi Kudô entfesseln einige deftige Actionsequenzen und sparen darin nicht mit Gewalteruptionen. Blutfontänen spritzen durch Luft, Brustkörbe werden eingedrückt, Menschen in Großaufnahme erwürgt und Schädel aufgeschossen. Wenngleich die animierten Bilder den Schrecken sicher etwas abfedern, ist die Netflix-Produktion nichts für zartbesaitete Gemüter. Auch wegen der finsteren Grundstimmung, die durch dichte Wolken, ständig prasselnden Regen und harte Schatten hervorgerufen wird. Nicht nur die dystopische Zukunft des Jahres 2022 verströmt etwas Beklemmendes. Auch die Handlungsebene von 1997 wirkt wenig einladend und hoffnungsvoll. Ein Eindruck, den die bedrohlich-treibende Musikuntermalung verstärkt, in die gelegentlich das "Terminator"-Leitmotiv in abgewandelter Form eingearbeitet ist.

Apropos eingearbeitet: Reminiszenzen an die Filmreihe, besonders das Ursprungswerk und dessen Nachfolger, finden sich immer wieder. Sei es der Angriff des Terminators auf ein Polizeirevier, der Hinweis auf einen sich anbahnenden Sturm oder die Anmerkung, dass Frauen Leben erschaffen würden, während Männer in der Geschichte oft Tod und Verwüstung möglich gemacht hätten. Fans der Kinoarbeiten kommen durchaus auf ihre Kosten. Neben wuchtige Actionpassagen treten regelmäßig aber auch erstaunlich entschleunigte, ins Philosophische ausgreifende Momente. Augenblicke, in denen "Terminator Zero", natürlich nicht als erste Science-Fiction-Produktion, an großen moralischen Fragen kratzt.

Widerstandskämpferin Eiko ist nicht gerade zimperlich.
Widerstandskämpferin Eiko ist nicht gerade zimperlich. Netflix

Ist es die Menschheit überhaupt wert, gerettet zu werden? Hat sie sich den Planeten nicht rücksichtslos unterworfen, ihre eigene Schöpfungskraft in den Dienst gewaltiger Zerstörung gestellt? Sind die Schlüsse, zu denen Skynet kam, nicht vielleicht die richtigen? Wäre eine Erde ohne uns womöglich ein besserer Ort? All dies kommt im Zwiegespräch zwischen Malcolm und der oft als dreigestaltige Präsenz visualisierten Kokoro zur Sprache. Die KI verlangt Antworten, will Beweise sehen, dass sich Menschen wirklich ändern können, und bringt Lee ganz schön ins Schwitzen. Ihr Austausch sorgt für allerhand berauschende Bilder, etwa Projektionen an den Wänden des Labors, die vom drohenden Untergang künden.

"Terminator Zero" erzählt auch die Geschichte einer dysfunktionalen Familie, in der sich der Vater geradezu obsessiv in seiner Arbeit vergräbt, anstatt für seine Kinder da zu sein. Immerhin haben sie im Jahr 1994 ihre Mutter verloren. Pikanterweise entscheidet sich Malcolm selbst nach dem Auftauchen des Terminators, nicht seiner Tochter und seinen beiden Söhnen beizustehen, sondern im Labor mit Kokoro zu diskutieren. Was zunächst etwas unglaubwürdig und völlig herzlos anmutet, hat dann doch eine ambivalente Färbung. Schließlich hofft Malcolm, die Menschheit mit seiner KI vor Skynet retten zu können. Erfordert eine solche Aussicht womöglich ein großes persönliches Opfer?

Im Verlauf der acht Episoden wartet die Serie mit einigen Überraschungen auf, wobei manche, zum Beispiel im Falle Misakis, schon recht deutlich angeteasert werden. Etwas viele Enthüllungen hält die letzte Folge bereit, die zwar Spannung und Dringlichkeit entwickelt, sich mit ihren zahlreichen Ideen allerdings ein Beinchen stellt. Für das, was hier passiert und ans Tageslicht kommt, reichen 28 Minuten - so lang sind die meisten Kapitel - beim besten Willen nicht aus. Weniger gehetzt, wäre der emotionale Nachhall sicher größer. Kritisieren lässt sich auch, dass manche Handlungselemente, etwa eine mysteriöse Prophetin aus dem Jahr 2022, bis zum Schluss zu diffus bleiben. Mit ihrem Schauplatzwechsel und ihrem Oszillieren zwischen blutgetränktem Spektakel und Nachdenklichkeit verpasst die Animeserie dem "Terminator"-Kosmos gleichwohl eine Frischzellenkur, die beweist, dass das Konzept noch nicht totgelaufen ist.

Dieser Text basiert auf der Sichtung aller acht Folgen der Serie "Terminator Zero".

Meine Wertung: 3.5/5

Die Serie "Terminator Zero" ist ab dem 29. August bei Netflix verfügbar.


 

Über den Autor

  • Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.
Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance

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