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TV-Kritik/Review: "Terminator Zero": Der Mensch, ein Krebsgeschwür?
(29.08.2024)
Was, wenn die Maschinen eines Tages die Kontrolle übernehmen und sich gegen ihre Erschaffer richten? Diese im Science-Fiction-Genre seit den Anfängen umhergeisternde Angstvorstellung verdichtete James Cameron zusammen mit Ko-Drehbuchautorin Gale Anne Hurd in seinem längst zum Klassiker gewordenen Actionfilm
Das Grundkonzept der Filme - die Zeitreise aus einer düsteren Zukunft in die Vergangenheit zwecks Abänderung bestimmter Verläufe - kommt auch in
Parallel erreicht ein von Skynet entsandter Terminator (Bernd Egger, der Arnold Schwarzenegger seit 2019 synchronisiert), ein Killerroboter, aus dem Jahr 2022 Malcolms Gegenwart mit der Aufgabe, die Inbetriebnahme Kokoros zu verhindern. Um an den in einem EMP-geschützten Komplex sitzenden Wissenschaftler heranzukommen, versucht die mörderische Maschine, dessen Kinder Kenta (Vincent Borko), Hiro (Derya Akyol) und Reika (Milena Luisa Rybiczka) zu fassen zu kriegen. Ihnen zur Seite stehen allerdings Malcolms Bedienstete Misaki (Jennifer Weiß) und die wild entschlossene Eiko (Özge Kayalar), eine Widerstandskämpferin aus dem Jahr 2022, die dem Terminator hinterhergeschickt wurde.
Dass "Terminator Zero" keine Gefangenen macht, lassen schon die Auftaktfolgen erahnen. Serienerfinder Mattson Tomlin und Regisseur Masashi Kudô entfesseln einige deftige Actionsequenzen und sparen darin nicht mit Gewalteruptionen. Blutfontänen spritzen durch Luft, Brustkörbe werden eingedrückt, Menschen in Großaufnahme erwürgt und Schädel aufgeschossen. Wenngleich die animierten Bilder den Schrecken sicher etwas abfedern, ist die Netflix-Produktion nichts für zartbesaitete Gemüter. Auch wegen der finsteren Grundstimmung, die durch dichte Wolken, ständig prasselnden Regen und harte Schatten hervorgerufen wird. Nicht nur die dystopische Zukunft des Jahres 2022 verströmt etwas Beklemmendes. Auch die Handlungsebene von 1997 wirkt wenig einladend und hoffnungsvoll. Ein Eindruck, den die bedrohlich-treibende Musikuntermalung verstärkt, in die gelegentlich das "Terminator"-Leitmotiv in abgewandelter Form eingearbeitet ist.
Apropos eingearbeitet: Reminiszenzen an die Filmreihe, besonders das Ursprungswerk und dessen Nachfolger, finden sich immer wieder. Sei es der Angriff des Terminators auf ein Polizeirevier, der Hinweis auf einen sich anbahnenden Sturm oder die Anmerkung, dass Frauen Leben erschaffen würden, während Männer in der Geschichte oft Tod und Verwüstung möglich gemacht hätten. Fans der Kinoarbeiten kommen durchaus auf ihre Kosten. Neben wuchtige Actionpassagen treten regelmäßig aber auch erstaunlich entschleunigte, ins Philosophische ausgreifende Momente. Augenblicke, in denen "Terminator Zero", natürlich nicht als erste Science-Fiction-Produktion, an großen moralischen Fragen kratzt.
Ist es die Menschheit überhaupt wert, gerettet zu werden? Hat sie sich den Planeten nicht rücksichtslos unterworfen, ihre eigene Schöpfungskraft in den Dienst gewaltiger Zerstörung gestellt? Sind die Schlüsse, zu denen Skynet kam, nicht vielleicht die richtigen? Wäre eine Erde ohne uns womöglich ein besserer Ort? All dies kommt im Zwiegespräch zwischen Malcolm und der oft als dreigestaltige Präsenz visualisierten Kokoro zur Sprache. Die KI verlangt Antworten, will Beweise sehen, dass sich Menschen wirklich ändern können, und bringt Lee ganz schön ins Schwitzen. Ihr Austausch sorgt für allerhand berauschende Bilder, etwa Projektionen an den Wänden des Labors, die vom drohenden Untergang künden.
"Terminator Zero" erzählt auch die Geschichte einer dysfunktionalen Familie, in der sich der Vater geradezu obsessiv in seiner Arbeit vergräbt, anstatt für seine Kinder da zu sein. Immerhin haben sie im Jahr 1994 ihre Mutter verloren. Pikanterweise entscheidet sich Malcolm selbst nach dem Auftauchen des Terminators, nicht seiner Tochter und seinen beiden Söhnen beizustehen, sondern im Labor mit Kokoro zu diskutieren. Was zunächst etwas unglaubwürdig und völlig herzlos anmutet, hat dann doch eine ambivalente Färbung. Schließlich hofft Malcolm, die Menschheit mit seiner KI vor Skynet retten zu können. Erfordert eine solche Aussicht womöglich ein großes persönliches Opfer?
Im Verlauf der acht Episoden wartet die Serie mit einigen Überraschungen auf, wobei manche, zum Beispiel im Falle Misakis, schon recht deutlich angeteasert werden. Etwas viele Enthüllungen hält die letzte Folge bereit, die zwar Spannung und Dringlichkeit entwickelt, sich mit ihren zahlreichen Ideen allerdings ein Beinchen stellt. Für das, was hier passiert und ans Tageslicht kommt, reichen 28 Minuten - so lang sind die meisten Kapitel - beim besten Willen nicht aus. Weniger gehetzt, wäre der emotionale Nachhall sicher größer. Kritisieren lässt sich auch, dass manche Handlungselemente, etwa eine mysteriöse Prophetin aus dem Jahr 2022, bis zum Schluss zu diffus bleiben. Mit ihrem Schauplatzwechsel und ihrem Oszillieren zwischen blutgetränktem Spektakel und Nachdenklichkeit verpasst die Animeserie dem "Terminator"-Kosmos gleichwohl eine Frischzellenkur, die beweist, dass das Konzept noch nicht totgelaufen ist.
Dieser Text basiert auf der Sichtung aller acht Folgen der Serie "Terminator Zero".
Die Serie "Terminator Zero" ist ab dem 29. August bei Netflix verfügbar.
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