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Zweite Staffel tut sich mit großem Figuren-Ensemble schwer
Annatar alias Sauron (Charlie Vickers) spielt ein durchtriebenes Spiel.
Prime Video
TV-Kritik/Review: "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht": Tausend Gesichter des Bösen/Prime Video

Und sie hatte Recht. Egal, wo sie auch auftauchte, immer wieder betonte die Elbin Galadriel (Morfydd Clark) in der ersten Staffel der Fantasy-Großproduktion  "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht", dass das Böse in Mittelerde noch lange nicht besiegt sei, dass man sich ihm stellen müsse. Allein es dauerte, bis sie ausreichend Unterstützer für ihren beinahe fanatisch vorangetriebenen Kreuzzug gewinnen konnte. Dummerweise ließ sie sich bei aller Weitsicht in einem entscheidenden Punkt jedoch täuschen. Ausgerechnet ihr Mitstreiter Halbrand (Charlie Vickers) entpuppte sich in der Finalfolge als Sauron, die große Bedrohung selbst. Eine Fehldeutung, die Galadriel in der nun startenden zweiten Runde zu schaffen macht und die sie so beantwortet, wie wir sie kennengelernt haben: mit wilder Entschlossenheit.

Um Sauron zu Fall zu bringen, zögert sie nicht, einen der drei am Ende der letzten Staffel geschmiedeten mächtigen Elbenringe einzusetzen, was sie auf Konfrontationskurs mit ihrem alten Freund Elrond (Robert Aramayo) bringt. Ihm sind die unter Saurons tatkräftiger Mithilfe erschaffenen Schmuckstücke suspekt. Immerhin könnten sie von ihrem Feind "vergiftet" worden und Teil seines perfiden Eroberungsplanes sein. Die Prequel-Serie begibt sich damit auf Terrain, das uns aus Peter Jacksons "Der Herr der Ringe"-Filmen nach J.R.R. Tolkien bestens vertraut ist. Die Gefahr, die von den Ringen ausgeht, und der Nutzen in den richtigen Händen - darüber wird von nun an ausführlich diskutiert.

Der Fokus der zweiten Staffel liegt in der Auftaktepisode nicht nur auf den Elben, die mithilfe der drei Ringe ihr Reich Lindon retten und ihre Zeit auf Mittelerde verlängern können. Auch Sauron bekommt reichlich Platz, wobei die Macher rund um das Showrunner-Duo Patrick McKay und J. D. Payne, das allen Unkenrufen zum Trotz nicht ausgetauscht wurde, mit einem kleinen Verwirrspiel starten.

Am Anfang steht ein sich erst mit der Zeit als solcher herauskristallisierender Rückblick, in dem Sauron in anderer Gestalt (gespielt von Jack Lowden) und Ork-Vater Adar (Sam Hazeldine ersetzt den in der ersten Staffel gecasteten Joseph Mawle) um die Vorherrschaft ringen. Mit dem zunächst besseren Ende für Letzteren. Sauron wird abgestochen und stößt vor seinem Zerfall einen Kältestrahl aus, der die Landschaft in eine Eiswüste verwandelt. Sein dunkles Blut sickert in den Boden ein, das irgendwann in Form einer amorphen Masse zu neuem Leben erwacht und den Berg wieder verlässt. Der schwarze Blob walzt voran, verleibt sich andere Kreaturen ein, bis er auf eine Kutsche trifft, sie überfällt und die Form Halbrands annimmt. "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" kommt hier im Gewand eines Horrorfilms daher, baut eine grimmige Stimmung auf, spart die blutigen Details des Körperraubs jedoch aus.

Ork-Vater Adar (Sam Hazeldine) fürchtet eine Rückkehr Saurons.
Ork-Vater Adar (Sam Hazeldine) fürchtet eine Rückkehr Saurons. Prime Video

In der Gegenwart der zweiten Staffel dient sich Halbrand alias Sauron dem arglosen Adar an und wickelt den Elbenschmied Celebrimbor (Charles Edwards), in abermals neuer Gestalt auftretend, um den Finger. Als angeblicher göttlicher Bote Annatar schlägt er den kunstvollen Handwerker breit, weitere Ringe der Macht zu kreieren. Was auffällt: Zuvor und auch hier gelingt es Halbrand, mit wenigen Worten und Einflüsterungen sein Gegenüber zu manipulieren und seinen Willen durchzusetzen. Geht sein Intrigenspiel etwas zu leicht von der Hand? Es fühlt sich zumindest ein wenig so an.

Schwerer wiegt allerdings, dass die von Sauron ausgehende, in den Gesprächen der Elben ständig betonte Gefahr keine echte Dringlichkeit auslöst. Boten, die Celebrimbor davor warnen sollen, dass Sauron als Halbrand in Erscheinung tritt, finden auf dem Weg von Lindon in die Schmiedestadt Eregion einen gewaltsamen Tod. Und man fragt sich nach einer gewissen Zeit, ob sie nicht längst wieder am Hof des Elbenkönigs Gil-galad (Benjamin Walker) zurückerwartet werden müssten. Niemand scheint sie zu vermissen. Gleichwohl besteht die Sorge, dass Sauron Celebrimbor aufsuchen könnte. Weshalb sich der Herrscher von Lindon bereit erklärt, eine kleine Truppe, der Galadriel und Elrond angehören, nach Eregion zu schicken. Ihr Aufbruch lässt dann aber seltsamerweise auf sich warten. In der dritten Folge, in der es eigentlich losgehen müsste, tauchen Galadriel und ihre Mitstreiter gar nicht auf.

Genau hier liegt eines der zentralen Probleme der zweiten Staffel. Die Fülle der im ersten Durchgang eingeführten Figuren wird plötzlich zu einer Art Bumerang. Denn nun fällt es den kreativ Verantwortlichen sichtlich schwer, allen Charakteren spannende Aufgaben zu geben. Die Zwerge rund um den von seinem Vater (Peter Mullan) verstoßenen Prinzen Durin (Owain Arthur) schauen erst im zweiten Kapitel vorbei. Die Menschen aus Númenor und den Südlanden sowie der Waldelb Arondir (Ismael Cruz Córdova) lassen sich sogar bis zur dritten Episode Zeit, geraten fast schon in Vergessenheit. Reichlich skurril ist der Auftritt Arondirs, der die Szenerie in Superheldenmanier entert. Haben wir es hier mit einer Kreuzung aus Spider-Man und Hawkeye zu tun?

Annatar alias Sauron (Charlie Vickers, l.) gewinnt das Vertrauen Celebrimbors (Charles Edwards).
Annatar alias Sauron (Charlie Vickers, l.) gewinnt das Vertrauen Celebrimbors (Charles Edwards). Prime Video

Durch den speziellen Aufbau der ersten drei für diese Kritik gesichteten Folgen - einige Personen stehen im Fokus, andere sind gänzlich abwesend - zersplittert die Serie, mutet wie ein Flickenteppich an. Die Erschaffung weiterer Ringe und Saurons Ränkespiele ins Zentrum zu rücken, ist sicher sinnvoll. Einige Stränge, zum Beispiel die Reise der Harfüßin Nori (Markella Kavenagh), ihrer Freundin Poppy (Megan Richards) und des nach wie vor namenlosen, mit seinen Kräften hadernden Zauberers (Daniel Weyman), bei dem es sich um Gandalf handeln könnte, wirken aber mehr wie ein Anhängsel, entwickeln noch keine Dynamik, selbst wenn wir hier einen anderen, offenbar bösen Magier (Ciarán Hinds) kennenlernen, der verdächtig nach dem aus der Filmtrilogie bekannten Saruman aussieht. Zu blass bleibt bislang der mit einer tragischen Vorgeschichte ausgestattete Isildur (Maxim Baldry), der im Kampf gegen Sauron noch eine tragende Rolle spielen wird.

Wuchtige Bilder und gelungene Spezialeffekte darf man erneut erwarten. Ein bisschen drängt sich aber schon der Eindruck auf, dass nach dem Umzug der Produktion von Neuseeland nach Großbritannien majestätische Panorama-Aufnahmen spärlicher zum Einsatz kommen. Actiontechnisch ist es nach den ersten drei Folgen noch überschaubar. Eine am Ende des Einstiegskapitels gezeigte Vorschau auf die gesamte Staffel deutet jedoch an, dass uns diverse Spektakelabschnitte bevorstehen. Der exzessive Gebrauch von Zeitlupen wird zum Glück etwas zurückgefahren. Dickes Pathos erlaubt sich "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" allerdings nach wie vor - besonders dann, wenn die Elben über das richtige Vorgehen beratschlagen. Schien die erste Runde noch vermehrt politische und soziale Gegebenheiten - Flucht und Vertreibung, Isolationsbestrebungen und Misstrauen gegenüber anderen Völkern - zu spiegeln, geht es nun offenbar mehr in Richtung eines epischen Kampfes zwischen Gut und Böse. Dass manche der zahlreichen Figuren dabei zu kleinen Rädchen verkommen, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei von insgesamt acht Folgen der zweiten Staffel von "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht".

Meine Wertung: 3/5

Die ersten drei Episoden der zweiten Staffel von "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" sind seit dem 29. August bei Prime Video verfügbar. Die Veröffentlichung der restlichen Kapitel erfolgt im wöchentlichen Rhythmus.


 

Über den Autor

  • Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.
Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance

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Leserkommentare

  • Sumsemann schrieb am 31.08.2024, 21.28 Uhr:
    Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Heutzutage muss alles immer husch husch gehen. Kein Interesse mehr an einem langsamen Handlungsbogen, der sich in einem fulminanten Schlussakkord entlädt.
    Eigentlich bin ich immer froh eine negative Rezension eines so genannten Kritikers zu lesen, dann ist nämlich die Serie bzw Film meist genial.
  • addicted4series schrieb am 31.08.2024, 01.23 Uhr:
    Warum lässt man in solchen Zwischenetappen-Berichten immer so dermaßen deutlich durchblicken, dass praktisch alles zu "verteufeln" ist, weil es nicht aus der Feder des einzig wahren "Meisters" (Tolkien od. Jackson) stammt? 
    Und nein, die einzelnen Staffeln dieser Serie haben sicherlich KEINERLEI AUFBAU-PROBLEME - es fallen nur viele aussagekräftige Szenen der "Schneiderschere" zum Opfer, damit das bisherige Sendeformat weder unterwandert noch gesprengt wird. 42-45 Minuten Einheiten & zusätzliche Episoden hätten hier leicht Abhilfe schaffen können. Stoff wäre sicherlich für 13 Episoden pro Staffel genug dagewesen - 
    Und Viele interpretieren fälschlicherweise in einen weiter gesponnenen Fantasystoff Dritter, basierend auf voran gegangene Werke (Bücher, Filme) schnell eine reale Antipathie bzw. Widersprüchlichkeit hinein - und machen damit nur allzu deutlich, dass eine sachliche Kritik jedeglich eine VOLLE Ablehnung oder Zustimmung zulassen würde. 
    Den goldenen Mittelweg (
  • Blobstar schrieb am 30.08.2024, 12.52 Uhr:
    "Durch den speziellen Aufbau der ersten drei für diese Kritik gesichteten Folgen – einige Personen stehen im Fokus, andere sind gänzlich abwesend" - das ist doch in Wahrheit etwas Gutes. Die Alternative wäre, in jeder Episode Szenen aus jedem Plot reinzustopfen, und das würde derselbe Herr dann überfüllt nennen. So gibt es einen klaren Fokus auf einen stringenten Hauptplot, der sich durch alles zieht, und die übrigen werden angenehmerweise nach und nach wieder eingeführt. Und da diese alle ja nicht kurz vor einem Höhepunkt unterbrochen waren, gibt es auch kaum einen Grund zu denken, wir hätten sie tatsächlich alle von Anfang an dieser Staffel gebraucht. Nicht nachzuvollziehen, warum das ein Kritikpunkt ist, nicht jeden in jeder Episode zu haben, wenn es einfach nicht nötig ist.