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Zehnteilige Florida-Krimikomödie mit Vince Vaughn beschert Apple TV+ vergnügliche Seichtheiten
Ein Drink vor der Strandhütte: Andrew Yancy (Vince Vaughn) lässt es sich gut gehen.
AppleTV+
TV-Kritik/Review: "Carl Hiaasen's Bad Monkey": Schwadroneur im Sunshine State/AppleTV+

Die Sommerurlaubszeit neigt sich dem Ende entgegen - warum also nicht noch einen schnellen Trip nach Florida einschieben, mit Bahamas-Bonus? Zugestanden, diese Reise findet ausschließlich vor dem Fernseher statt, sorgt aber dafür, dass sich die tropische Lässigkeit eines Urlaubs im Sunshine State auch zu Hause einstellt - und den kühlen Drink dazu kann man sich ja selbst servieren. Sonderlich viel Substanz und Plot-Tiefe ist der zehnteiligen Krimikomödie nach einem Roman von Carl Hiaasen eher nicht zu attestieren, doch die unaufgeregt zwischen Blut und Blödigkeit herumwitzelnde AppleTV+-Produktion mit Vince Vaughn als Cop im ungebremsten Schwafel-Modus lässt sich ohnehin am besten ganz entspannt als unbekümmertes Sommervergnügen wegschauen, am besten im Hawaiihemd.

Die locker-satirisch aus der Hüfte geschossenen Korruptionskrimis des in Florida lebenden Schriftstellers Carl Hiaasen gelten nicht unbedingt als Hochliteratur, sind aber seit Jahrzehnten ziemlich erfolgreich. Zweimal wurden sie auch schon verfilmt, beide Male ging das krachend schief:  "Striptease" (mit Demi Moore) gilt als einer der kolossalsten Flops der Neunzigerjahre, die schwache Jugendbuchumsetzung  "Eulen" kam bei uns dann gar nicht mehr ins Kino.

Nun unternimmt Bill Lawrence, einer der versiertesten Komödienmacher des US-Fernsehens (von  "Scrubs" über  "Cougar Town" bis  "Ted Lasso" und  "Shrinking"), einen neuerlichen Anlauf mit Hiaasen-Vorlage, und das Sympathischste an  "Bad Monkey" ist, dass die Serie in keiner Minute den Anspruch erhebt, irgendetwas Wichtigeres und Tiefgründigeres sein zu wollen als lässiges Entertainment mit einem bestens aufgelegten Schauspielensemble, und das vor sonnig-tropischer Kulisse. Gewiss, am Rande geht es im übermäßig verwinkelten Plot dieser Produktion auch um Umweltschutz, Korruption und den Ausverkauf im Paradies, doch Lawrence sorgt dafür, dass das Randaspekte bleiben. Eigentlich geht es hier nämlich um tolles Wetter, schöne Frauen und coole Sprüche. Und um Voodoo. Und um einen Affen natürlich!

Der Plot folgt dem 2013 erschienenen Roman ziemlich getreulich, Hiaasen fungierte auch selbst als Berater. Vince Vaughn spielt mit großer Lust den kunstvoll abgehalfterten Polizisten Andrew Yancy, der eigentlich in der Mordkommission von Miami seinen Dienst tut, wegen eines Racheaktes am übergriffigen Ehemann seiner derzeitigen Geliebten aber suspendiert wurde. Seither will er eigentlich einfach nur am Strand vor seiner Hütte auf den Florida Keys sitzen und beim Kaltgetränk aufs Meer hinausschauen, doch zwei Dinge sorgen dafür, dass die Sand-Idylle schon im Vorspann zerrieselt: Erstens wird Yancy vom opportunistischen Sheriff (Todd Allen Durkin,  "Will Trent") zur niederen Tätigkeit eines Gastronomie-Kontrolleurs verdonnert (also zur roach patrol, wie Yancy es nennt: zur Kakerlakenpatrouille), zweitens deutet ein Vorfall im Meer vor Key West auf einen Kriminalfall hin. Ein Tourist fischt einen menschlichen Arm aus dem Golf von Mexiko. Ein Hai-Opfer? Oder hat hier jemand eine Leiche entsorgt?

Hat sie ihren Mann ermordet? Eve Stripling (Meredith Hagner) residiert mit ihrem Lover Christopher (Rob Delaney) auf den Bahamas.
Hat sie ihren Mann ermordet? Eve Stripling (Meredith Hagner) residiert mit ihrem Lover Christopher (Rob Delaney) auf den Bahamas. AppleTV+

Yancy soll besagten Arm nach Miami in die Pathologie überführen, was er vor allem genervt in Angriff nimmt, ehe dann doch sein kriminologisches Interesse übernimmt. Gemeinsam mit der attraktiven und von Yancy bald umschwärmten Rechtsmedizinerin Rosa Campesino (Natalie Martinez,  "Self/less") stellt er, trotz Suspendierung, schnell eigene Ermittlungen an, die ihn in ein Panoptikum kurioser Gestalten führen, die sich um die junge, blonde, schöne und überhaupt nicht traurige Witwe des flugs für tot erklärten Armbesitzers gruppieren: Eve Stripling (Meredith Hagner aus  "Search Party"), ihre egozentrische Model-Tochter und den dubiosen Immobilienentwickler Christopher (Rob Delaney,  "Catastrophe"), mit dem sie sich auf die Bahamas zurückzieht.

Dort, auf der ca. 250 Kilometer östlich von Miami gelegenen Insel Andros, findet sich der zweite Schauplatz von "Bad Monkey" - und übrigens auch der titelgebende Affe. Das trainierte Haubenkapuzineräffchen Driggs (gespielt von der 30-jährigen Leinwandveteranin Crystal the Monkey, die sich schon durch die  "Nachts im Museum"-Filme kletterte) ist von den Dreharbeiten "des letzten Johnny-Depp-Films, den sie hier draußen gedreht haben" übriggeblieben und gehört nun dem freundlichen Fischer Neville (Ronald Peet), neben dessen idyllischem Strandhäuschen ein gigantisches Luxus-Resort entstehen soll. Um das zu verhindern, lässt sich der arglose junge Mann mit der ortsansässigen Magierin ein, der sogenannten "Dragon Queen" (Jodie Turner-Smith aus  "Queen & Slim"), die dem korrupten Geschehen auf der Insel mit Obeah entgegenwirken soll, der westindischen Variante von Voodoo. Die Dragon Queen will den Bahamas unbedingt entkommen, und von ihrer unbändigen Energie zeigt sich Neville ziemlich überfordert.

Dass die Bahamas-Story mit der Florida-Story verbunden ist, weiß man als Zuschauer (wegen Eve und Christopher) schon ganz früh, dennoch macht die Serie einen Running Gag daraus, dass der Off-Erzähler immer wieder auf diese Verbundenheit zu sprechen kommt. Dieser ist übrigens selbst ein Running Gag: Mit vom Rum geschmirgelter Reibeisenstimme wird die ganze Geschichte vom weißhaarig-wettergegerbten Kapitän jenes Ausflugsboots erzählt, von dem aus der Tourist anfangs den abgerissenen Arm erangelte. Mit dem eigentlichen Plot hat dieser Käpt'n sonst kaum etwas zu tun, aber die lässig-augenzwinkernde Art des Veterans, dem man nichts mehr vormachen kann, bringt die Haltung der gesamten Serie ziemlich genau auf den Punkt.

Mit Affe, aber bald mutmaßlich ohne Wohnsitz: Fischer Neville (Ronald Peet) sorgt sich um seine Heimat.
Mit Affe, aber bald mutmaßlich ohne Wohnsitz: Fischer Neville (Ronald Peet) sorgt sich um seine Heimat. AppleTV+

Denn eins wird schnell klar: Um den Krimiplot geht es hier nur am Rande, um so etwas Banales wie Thriller-Spannung schon gleich gar nicht. Wer hier warum mit irgendwem anderen zu tun hat, ist nicht so wichtig, schließlich geht es hier vorrangig darum, Andrew Yancy mit einer ganzen Armada sonderbarer Figuren reihum in Kontakt treten zu lassen und zu gucken, was dabei alles Absurdes, Albernes, Slapstickhaftes oder auch mal erotisch Prickelndes passieren kann.

Vince Vaughn, dessen große Komödien-Hits wie  "The Break-Up" oder  "Die Hochzeits-Crasher" nun auch schon fast zwanzig Jahre alt sind, ist hier ganz in seinem Element. Es ist eine Paraderolle für den 1,95-Meter-Mann, der zuletzt mit der Forderung, Grundschullehrer zu bewaffnen, für Stirnrunzeln sorgte und sich gern als libertärer Outlaw inszeniert. Unablässig quasselt er sich durch die Szenen, gibt lustvoll den sympathischen Trottel im Freizeithemd, dem bei aller Urlaubslaune die kriminalistische Neugier einfach nicht abhandenkommen will. Die Schnellfeuer-Repliken, mit denen er jeden Dialog vorantreibt, scheinen fast der Restekiste des unlängst verstorbenen Synchrongenies Rainer Brandt entnommen worden zu sein. Allerdings dominieren sie das Geschehen so sehr, dass es in den oft einstündigen Episoden schon auch zu Abnutzungserscheinungen kommt: Yancy, denkt man dann, trink lieber deinen Drink, guck aufs Meer und halt mal kurz den Mund. Dann wiederum, das muss man zugestehen, gibt's genügend Sprüche, die auch so manchen Film mit Bruce Willis oder Bud Spencer hätten beehren können. Schon klar: Dieser Tropicalia-Witzkrimi ist eine ziemliche Männerserie.

Mit den eingangs skizzierten Handlungslinien ist es allerdings noch längst nicht getan. Immer neue Figuren betreten die Szenerie, immer neue Subplots tun sich auf. Handlanger, Schergen und Anwälte marschieren auf, taffe Ladys und naive Lieseln flanieren durch die Story. Dazwischen finden sich immer wieder Showcases für eine ganze Riege liebgewonnener Darsteller, von L. Scott Caldwell (Rose aus  "Lost") als Oma der Dragon Queen über  "For All Mankind"-Star Krys Marshall bis zu "Scrubs"-Legende Zach Braff, der einen herrlich öligen kriminellen Doktor spielen darf. Ihn hat Bill Lawrence ebenso aus seinen alten Serien mit an Bord gebracht wie zum Beispiel Bob Clendenin ("Cougar Town"), der den Wasserflugzeugpiloten der Stripling-Bande verkörpert. Rosas Schwester Mel (Gizel Jimenez aus  "Dexter: New Blood") bekommt es mit einer narzisstischen Fernsehwetterfee (Lauren Buglioli aus  "Florida Man") zu tun, während Yancy einen schnöseligen Makler bekämpft, der neben seiner Hütte ein hässliches Haus an den solventen Mann bringen möchte ( "Saturday Night Live"-Komiker Alex Moffat ist sich dabei für keinen Slapstick zu schade), oder Touri-Restaurants schließt, in deren Küchen sich Ratten durchs vermodernde Gemüse wühlen und Kondome in der Suppe schwimmen. Wenn gerade sonst niemand verfügbar ist, quatscht Yancy eben seinen bewundernswert gelassen bleibenden Kollegen Rogelio (John Ortiz) voll, und gegen Mitte der Staffel taucht dann auch noch Kino-Haudegen Scott Glenn ( "Jagd auf Roter Oktober") auf, um Yancys Vater zu spielen.

Von den Behörden gesucht: Bonnie Witt (Michelle Monaghan) gibt nicht nur Yancy einige Rätsel auf.
Von den Behörden gesucht: Bonnie Witt (Michelle Monaghan) gibt nicht nur Yancy einige Rätsel auf. AppleTV+

Sind wir damit endlich durch? Nein, denn da ist noch Michelle Monaghan ( "Kiss Kiss, Bang Bang") als Yancys aktuelle Geliebte Bonnie Witt, die von ihm stets als seine "zukünftige Ex-Freundin" bezeichnet wird, weil sich nie so ganz abschätzen lässt, wie lange sie überhaupt noch vor Ort ist. Monaghan ist in der Rolle dieser immer leicht neben der Spur wirkenden Femme Fatale das absolute Highlight der Serie: Weil sie in einem anderen US-Staat einen minderjährigen Schüler (Alex MacNicoll aus  "The Society") verführt hat, sind die Behörden hinter ihr her, bald ganz konkret in Form der Agentin Johnna Russell (Ashley Nicole Black).

Dieser Handlungsstrang hat mit der eigentlichen Hauptgeschichte allerdings ebenso wenig zu tun wie vieles andere hier oder gar der (überhaupt nicht böse) Affe, aber die Serie tut zum Glück auch nie so, dass das eigentlich so sein müsste. Alle paar Minuten zappen die Autoren mal hierhin, mal dorthin, immer ist was los und langweilig wird es nie. Fast immer glitzert dazu das Meer unter tropischer Sonne, irgendjemand mampft Shrimps, jemand anderes schenkt den Rum nach: Tiefschürfen können gerne andere, hier regiert Quatsch unter Palmen. "Bad Monkey" ist ein Guilty Pleasure für den Spätsommer, in seiner Selbstgenügsamkeit je nach Erwartungshaltung sympathisch oder sehr enttäuschend. Prestigepreise wird das Ganze eher nicht gewinnen, aber ich persönlich gestehe gern: Das gucke ich noch zu Ende.

Edit: Inzwischen habe ich die restlichen Episoden gesehen und kann den Ersteindruck bestätigen. "Bad Monkey" bleibt bis zum Schluss ein herrlich unbekümmert vor sich hinmäanderndes Krimikomödienspektakel. Die Auflösung des "Falls" zeigt sich genauso angenehm dusselig wie der Rest. Weil das Ganze dabei ununterbrochen unterhaltsam bleibt und gute Laune macht, setzen wir die Wertung von 3,5 auf 4 hoch. Ehre, wem Ehre gebührt!

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten fünf (von zehn) Episoden von "Bad Monkey".

Meine Wertung: 4/5

Die ersten zwei Folgen von "Carl Hiaasen's Bad Monkey" werden am 14. August bei Apple TV+ veröffentlicht, danach geht es im wöchentlichen Rhythmus weiter.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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