Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen TV-Termin-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

Matthias Distel alias Ikke Hüftgold über Partyschlager: "Wer glaubt, dass es so einfach ist, der hat es noch nicht versucht"

Matthias Distel alias Ikke Hüftgold
Matthias Distel alias Ikke Hüftgold Summerfield Booking GmbH

TV Wunschliste: Es gibt viele Fans von Partyschlager, aber mindestens genau so viele, die diese Musik ganz schrecklich finden und darauf regelrecht allergisch reagieren. Warum polarisiert Partyschlager so sehr?

Matthias Distel: Wenn man nichts damit zu tun hat, hört sich das alles erst mal dumm oder asozial an. Manche verstehen vielleicht auch nicht die Selbstironie und den Humor dahinter, weil sie einen anderen Humor haben. Ich hab zum Beispiel keinen Vertrag mit dieser ganzen Rapmusik und deren Texten. Und da reden wir ja wirklich von frauen- und menschenverachtenden Zeilen. Da sind meine Grenzen erreicht. Wenn wir im Partyschlager über Sex oder Körperteile singen, wird das satirisch verarbeitet oder verniedlicht. Das feiern Frauen genauso wie Männer. Ich habe mehr Frauen im "Dicke Titten Kartoffelsalat"-T-Shirt gesehen als Männer. Es gab sogar Frauen-Handballvereine, die den Song als Vereinshymne auserkoren haben. Ich sehe mich als Satiremusiker, auch wenn mir das von den "ganz gescheiten Leuten" abgesprochen wird. Der Text von "Ich schwanke noch" ist zum Beispiel sehr satirisch und clever. Es gibt in Deutschland nicht viele, die das wirklich beherrschen, was wir machen. So dumm kann es also nicht sein. Wir sind nicht die Idioten, als die wir gerne in Boulevardmedien dargestellt werden. Mir ist aber letztendlich egal, was andere denken. Ich mache es trotzdem [lacht].

Ich habe eine eigene Theorie dazu und die hat mit der deutschen Mentalität zu tun. Der Deutsche an sich gilt nicht wirklich als fröhlich und gut gelaunt, deshalb reagieren viele so allergisch darauf, wenn sie ungewollt mit guter Laune und Partymusik konfrontiert werden. Bei Musik mutieren viele plötzlich zum anspruchsvollen Kritiker und lehnen Songs ab, die keine Botschaft oder tieferen Sinn haben.

Matthias Distel: Ja, das kommt auch noch dazu. Aber wer mal im Bierkönig oder der Latino Bar war, ein paar Bier getrunken hat und lauter gut gelaunte Leute um sich herum hatte, die alle per Du sind und mal fünfe gerade sein lassen, merkt, wie ansteckend das ist. Es sind schon viele Leute am Ballermann bekehrt worden, die nie etwas damit zu tun haben wollten [lacht].

In der ZDF-Doku ist von einem erbitterten Konkurrenzkampf unter den Partyschlager-Künstlern die Rede. Dabei tretet ihr ja teilweise am gleichen Tag auf ein und demselben Event auf. Wie geht ihr dann miteinander um?

Matthias Distel: In unserem Job geht es leider immer auch um Geld und Aufmerksamkeit. Dadurch, dass ich einer der erfolgreichsten bin und immer durchziehe, bin ich in der Szene auch einer der meistgehassten Menschen. Aber ich bin Mittelstürmer, das heißt ich gehe auf das Event, sage Hallo und freue mich, alle zu sehen. Mia Julia und Lorenz Büffel wurden von uns entdeckt und zu den Stars aufgebaut, die sie heute sind. Sie wurden immer erfolgreicher, bis sich auch andere um sie gerissen haben. Dann sind sie schließlich nacheinander zu anderen Plattenfirmen gewechselt und die Wege haben sich getrennt. Es war für beide eine große Leidenszeit, von uns wegzugehen. Lorenz haben wir während Corona aufgrund von Existenzängsten verloren. Leider ist auch unsere Freundschaft daran zerbrochen. Das geht so weit, dass er kürzlich versucht hat, mich bei einer Veranstaltung des Platzes verweisen zu lassen, weil er mir nicht begegnen wollte.

Das ist schade, denn eigentlich würde man sich wünschen, dass alle Künstler zumindest kollegial miteinander umgehen können. Die Weggänge wurden aber mit Isi Glück erfolgreich kompensiert, die inzwischen neben dir das Aushängeschild von Summerfield Records ist.

Matthias Distel: Isi arbeitet unfassbar professionell und hat wirklich Spaß dabei - und das ganz ohne Skandale. Sie ist aktuell inzwischen sogar nach Streamingzahlen die weibliche Nummer 1, dank Hits wie "Delfin" und "Oberteil". Mit Isi wird noch ganz, ganz viel kommen, weil sie Potenzial in alle Richtungen hat. Sie kann Roter Teppich genau so gut wie Theke.

Wir müssen über "Layla" sprechen, daran kommen wir nicht vorbei. Vor zwei Jahren gab es den "Skandal", von dem ihr letztendlich richtig profitiert habt. Wie erklärst du dir, dass es diese Riesenaufregung um den Song gab - obwohl es zig andere Mallorca-Hits mit noch derberen Texten gibt?

Matthias Distel: Am Anfang hat die Nummer eigentlich niemanden interessiert und auf Mallorca nur so halbwegs funktioniert. Dann hat aber die Presse diesen Song entdeckt und eine politische Debatte darüber gestartet, die eine Lawine ausgelöst hat. Ich habe dann als Kopf der Produktionsfirma in allen möglichen Polit-Magazinen Interviews dazu gegeben. Das hat wirklich absurde Ausmaße angenommen. Bei ntv wurde nach dem Bericht über einen Bombenanschlag Ikke Hüftgold zugeschaltet, um über "Layla" zu diskutieren. Obwohl es viel größere gesellschaftspolitische Krisen gab und gibt, als sich über so 'nen Scheiß Gedanken zu machen.

Von der handwerklichen Machart ist der Song super, aber er ist weder besonders provokant noch besonders schlüpfrig. Trotzdem wurde damit irgendwie der Zeitgeist getroffen. Die Nummer war neun Wochen lang auf Platz 1 der Charts und hat als Zugpferd die Branche noch einmal auf den Kopf gestellt. Denn auf einmal waren wir chartrelevant und sind dann auch mit fünf, sechs weiteren Songs in die Charts gedonnert. "Layla" hat siebenstellige Einnahmen allein über die Musik selbst generiert. Das gab es die letzten 20 Jahre im Partyschlager nicht. Für DJ Robin, Schürze und Summerfield war das natürlich Jackpot.

Auch angesichts der Tatsache, dass es inzwischen kaum noch Schlagersongs gelingt, überhaupt in die Single-Charts einzusteigen.

Matthias Distel: Was die Charts angeht, ist das System sowieso völlig verrückt worden. Es werden Single-CDs, die keiner mehr hört oder in einen Player legt, mit einem T-Shirt gebundlet und so verkauft. Man kauft eigentlich ein T-Shirt und bekommt eine beiliegende CD dazu. Vom Verkaufswert zählt aber das T-Shirt in die Chartswertung rein. Bei Alben gibt es solche Bundles ja schon länger. Auch ich habe das gemacht und bin Anfang des Jahres mit meinem Album, das ich frecherweise "Nummer Eins" genannt habe, als erster Ballermann-Künstler dann auch auf Platz 1 geschossen. Das hat nur deshalb so gut funktioniert, weil wir uns viele Gedanken darüber gemacht haben und die CD mit Tickets für meine Tour gebundlet habe. Und jetzt machen das auch andere wie Andrea Berg oder Mia Julia.

Auf der nächsten Seite spricht Matthias Distel über sein gespaltenes Verhältnis zum  "ZDF-Fernsehgarten" und die Folgen des von ihm aufgedeckten TV-Skandals um  "Plötzlich arm, plötzlich reich".


Beitrag melden

  •  

Leserkommentare

  • Flapwazzle schrieb am 08.08.2024, 08.39 Uhr:
    Da ich Matthias Distel oder Ikke Hüftgold bisher nur aus wenigen Pressemitteilungen kenne, ich bisher noch nie seine Musik irgendwo gehört oder ein Video angesehen habe, war das für mich tatsächlich ein wahnsinnig spannendes Interview.
    (Layla und den ESC Song werde ich mir nun mal anhören und den mit der Pyrotechnik auch.)
    In jedem Fall wirkt Matthias Distel erfrischend aufrichtig und solche Menschen gibt es leider inzwischen immer weniger in der Branche.
  • Redaktion Glenn Riedmeier schrieb am 08.08.2024, 11.17 Uhr:
    Vielen Dank für das Feedback, das freut mich. :) Den gleichen Eindruck hatte ich von Matthias Distel im Gespräch auch.