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Matthias Distel alias Ikke Hüftgold über Partyschlager: "Wer glaubt, dass es so einfach ist, der hat es noch nicht versucht"

Matthias Distel alias Ikke Hüftgold
Matthias Distel alias Ikke Hüftgold Summerfield Booking GmbH

TV Wunschliste: Auf rund 2.500 Veranstaltungen pro Jahr in ganz Deutschland ist der Partyschlager sehr präsent. Im Fernsehen bekommt man davon hingehen fast nichts mit, weil eure Sparte in den großen Schlagershows nicht stattfindet - abgesehen vom jährlichen Mallorca- "Fernsehgarten", zu dem du ein eher gespaltenes Verhältnis hast. Warum?

Matthias Distel: Vorweg: Ich kenne die dortige Chefredakteurin für Musik seit vielen Jahren und mag sie wirklich sehr. Aber es ist einfach so eine zähe Sache, weil im "Fernsehgarten" nie das stattfindet, was Mallorca wirklich ausmacht. Jürgen Milski kann gerne in jedem anderen "Fernsehgarten" sein, aber im Mallorca-"Fernsehgarten" ist er fehl am Platz, weil er aus musikalischer Sicht auf Mallorca seit vielen Jahren keine Rolle mehr spielt. Junge, wilde aufstrebende Künstler mit echten Hits werden dagegen nicht eingeladen, weil sie als zu hart erachtet werden. Und wenn die großen Stars dann tatsächlich kommen, gibt es plötzlich auf dem gesamten Gelände Alkoholverbot, das für Publikum und Künstler gilt. Als würden wir uns jeden Tag nur besaufen. Das ist einfach eine Frechheit und wirft ein falsches Licht auf die Szene. Ob Mickie Krause, Peter Wackel, Mia Julia oder ich - wir sind alle hart am arbeiten und haben deshalb so viel Erfolg, weil wir uns im Griff haben.

Ein weiterer Punkt: Aufwandsentschädigung. Wir reisen mit Tänzern und allem Drum und Dran an. Und dann werden uns 750 Euro für das ganze Wochenende bezahlt, denn wir müssen samstags zu den Proben und sonntags zur Sendung da sein. Für den "Fernsehgarten" müssen wir eventuell Auftritte für 10.000 bis 15.000 Euro verschieben oder absagen. Auf das Argument Aber das ist doch Promo für euch kann ich nur erwidern: Leute, seid mir nicht böse, aber es schauen vielleicht 200.000 Menschen zu, die wegen mir einschalten, die aber sowieso meine Musik schon hören. Die anderen gucken zu, weil sie gaffen wollen und sehen möchten, wie wieder jemand in den Pool springt. Die 70-jährige Oma Müller, die sich auf den "Fernsehgarten" freut, ist nicht meine Zielgruppe. Deshalb ist das keine Promo für mich. Ich würde es trotzdem machen, aber dann seid bitte auch fair. Mir geht es gar nicht um das Geld, sondern um Wertschätzung.

In der Presse wurde der Fall vielerorts behandelt und auch wir haben damals ausführlich darüber berichtet (siehe hier, hier und hier). Im Fernsehen habe ich darüber hingegen kaum Berichte gesehen.

Matthias Distel: Unterstützung gab es natürlich von niemandem, der in irgendeiner Form vom Fernsehen abhängig war. Steffen Hallaschka war der Einzige und wollte mich zu dem Thema eigentlich zu  "stern TV" einladen. Er musste mir dann aber absagen, weil der Sender meinte: Geht nicht. Warum? Weil Imago auch für RTL gedreht hat. Die ARD wollte eine Doku über den Fall mit mir machen. Eine ranghohe Intendantin hat das allerdings untersagt. Warum? Imago dreht auch ganz viele Formate für KiKA.

ProSiebenSat.1 hat aufgrund der Geschichte ein Drehverbot mit mir ausgesprochen - bis heute. Mein Kumpel Chris Tall wollte mich eigentlich für sein neues ProSieben-Format haben und wir hatten auch schon ein Konzept ausgearbeitet. Doch dann musste er mir wegen des Drehverbots absagen. Mich stört einfach diese Eierlosigkeit der Sender. Aus Pietätsgründen hat Sat.1 damals neben "Plötzlich arm, plötzlich reich" auch  "Promis unter Palmen" eingestellt - und jetzt machen sie es nach ein paar Jahren wieder, weil die Quoten doch zu gut waren. Es geht einfach nicht ohne menschenverachtende Inhalte im deutschen Fernsehen, in denen Leute vorgeführt werden.

Abschließend noch mal zurück zum Partyschlager: In der ZDF-Dokumentation blickst du eher pessimistisch in die Zukunft und glaubst, dass sich der Markt in den nächsten Jahren bereinigen wird. Wie kommst du drauf?

Matthias Distel: Das ist für mich eine logische Konsequenz: Wenn du auf einmal ganz oben bist und spürst, dass der Zenit erreicht ist, muss es irgendwann in die andere Richtung gehen. Durch den Hype sind die Gagen explodiert und inzwischen können sich kleine Veranstalter, die gerne eine Mallorca-Party machen wollen, die großen Acts gar nicht mehr leisten, die noch vor ein paar Jahren bezahlbar waren. Die ersten Veranstalter gehen schon in die Knie und es werden noch mehr den Bach heruntergehen. Auf Mallorca reden alle von Rekorden und krassen Zahlen, aber es werden nach außen natürlich nur die Bilder gezeigt, die gut für die Läden sind. Die Wirklichkeit ist aber: Gerade die Jugend kann sich das allmählich nicht mehr leisten, wenn eine Maß Bier dort mehr kostet als auf dem Oktoberfest. Auch in den Charts kann man beobachten, dass es schwieriger wird. In diesem Jahr war nur noch Summerfield mit vier Nummern in den Charts, aber keine Mia Julia und auch kein Julian Sommer mehr. So richtig werden wir den Knick aber erst 2025 spüren. Wir steuern aber gerade schon gegen, hinterfragen uns selbst und bauen neue Konzepte, die wieder bezahlbar sind.

Wie lange wirst du noch als Ikke Hüftgold auftreten? Als du deine große Live-Tour angekündigt hast, hast du vom "großen Finale" geschrieben. Ist das Ende der Figur Ikke Hüftgold etwa schon in Sicht?

Matthias Distel: Nein, das ist noch nicht in Sicht. Die Tour wird meine bisher größte Herausforderung mit einer Fünf-Mann-Band und einer großen Inszenierung - eben mit allem, was technisch in den Clubs möglich ist. Das ist schon etwas Besonderes, gerade im unserem Genre. Das haben bisher nur Mickie Krause und Mia Julia gemacht. Damit will ich mein letztes großes musikalisches Statement setzen. Ab 2026 will ich dann mit diesem Show-Konzept nur noch Festivals spielen, wie Dieter Thomas Kuhn, mit Live-Musikern. Außerdem plane ich schon länger den Einstieg in den Darts-Sport. Da besteht in Deutschland noch großes Potenzial. Das ist einfach so ein geiler Sport und da wird's ne große Sache von uns geben.

Von Abschied also keine Spur, da ist ja noch einiges in der Pipeline. Für all deine Projekte wünsche ich viel Erfolg und bedanke mich für das sympathische Gespräch!

Mehr zum Thema: Die dreiteilige ZDF-Dokumentation  "Partyschlager" ist in der ZDFmediathek abrufbar und wird am 7. August linear ab 20.15 Uhr am Stück auf dem Spartenkanal ZDFinfo ausgestrahlt.


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • Flapwazzle schrieb am 08.08.2024, 08.39 Uhr:
    Da ich Matthias Distel oder Ikke Hüftgold bisher nur aus wenigen Pressemitteilungen kenne, ich bisher noch nie seine Musik irgendwo gehört oder ein Video angesehen habe, war das für mich tatsächlich ein wahnsinnig spannendes Interview.
    (Layla und den ESC Song werde ich mir nun mal anhören und den mit der Pyrotechnik auch.)
    In jedem Fall wirkt Matthias Distel erfrischend aufrichtig und solche Menschen gibt es leider inzwischen immer weniger in der Branche.
  • Redaktion Glenn Riedmeier schrieb am 08.08.2024, 11.17 Uhr:
    Vielen Dank für das Feedback, das freut mich. :) Den gleichen Eindruck hatte ich von Matthias Distel im Gespräch auch.