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Schräge Amazon-Comedy um zwei Singles in der Krise mit gut aufgelegtem Ensemble
Bastian Pastewka und Anke Engelke haben sich "Perfekt verpasst"
Amazon Prime Video
TV-Kritik/Review: "Perfekt verpasst": Die Chemie stimmt zwischen Engelke und Pastewka/Amazon Prime Video

"Straight outta Marburg" steht in der letzten Folge auf dem Rücken des Sweatshirts von Maria Lampe (Anke Engelke) - in ironischer Abwandlung des berühmten Albentitels "Straight outta Compton" der Gangsta-Rapper N.W.A. Tatsächlich ist Marburg wohl eher eine beschauliche Universitätsstadt, in der die Einheimischen nicht allzu viel von der urbanen Abgebrühtheit von Metropolenbewohnern haben. Insbesondere in der Oberstadt besteht das Milieu aus kleinen Läden und Cafés, historischen Gebäuden und einer Anwohnerschaft, die zwischen bildungsbürgerlich und etwas spießig angesiedelt werden kann. In diesem Umfeld bewegen sich auch Maria Lampe und Ralf Hartmann (Bastian Pastewka), die Hauptfiguren von  "Perfekt verpasst". Dass sie sich dabei lange nie begegnen, ist der zentrale Running Gag.

Die achtteilige romantische Comedyserie bei Amazon Prime resultiert aus dem Wunsch der beiden HauptdarstellerInnen, endlich mal wieder zusammen zu spielen. Seit sie in den 1990ern zum Ensemble der legendären  "Wochenshow" von Sat.1 gehörten, sind sie befreundet und gelten als ein Traumpaar der deutschen Fernsehunterhaltung (etwa als satirisch überhöhtes Volksmusik-Moderationsduo  "Wolfgang und Anneliese"). Nun also endlich eine gemeinsame Serie als Singles, die nicht zueinander finden, obwohl sie perfekt zusammenpassen würden. Aus der Vorstellung von Engelke und Pastewka als Liebespärchen entsteht schon von Anfang an ein gewisser Reiz, wenn man ihre gemeinsame Vorgeschichte kennt.

Vor das Kennenlernen haben die DrehbuchautorInnen um Sebastian Colley ( "How to Sell Drugs Online (Fast)") aber so ziemlich alle Hindernisse gestellt, die normalerweise das Genre Boulevardkomödie hergibt. Und so dauert es bis zur vierten Episode, bis sich die Beiden überhaupt begegnen und unterhalten. Allerdings sind sie da gerade auf halluzinogenen Pilzen und erinnern sich hinterher an fast nichts mehr, vor allem nicht an das Gesicht ihres Gegenübers. Maria und Ralf sind Anfang 50, haben beide einen Laden in der Oberstadt (Maria eine Buchhandlung mit schönen Regalkategorien wie "erfolgreich und gut", "erfolglos, aber trotzdem gut" und "erfolgreich, aber schlecht", Ralf ein Sportgeschäft), sind beide Single und mit ihrem Leben eher unzufrieden. Ralf ist nach etwa 25 Ehejahren frisch geschieden ("aber wir haben das nicht groß gefeiert"), die zwei (fast) erwachsenen Töchter bleiben bei Mutter Heike (Caro Scrimali) im Eigenheim und über die plötzliche Einsamkeit in der neuen kleinen Wohnung helfen die drei besten Jugendfreunde auch nur so halb gut hinweg.

Unbeholfen, aber sympathisch: Sporthändler und frischer Single Ralf (Bastian Pastewka)
Unbeholfen, aber sympathisch: Sporthändler und frischer Single Ralf (Bastian Pastewka) Amazon MGM Studios

Maria wiederum hat eine rein sexuelle Affäre mit ihrem Ex-Freund Max (Serkan Kaya), der ihr vor Jahren von ihrer besten Freundin Nikki (Fritzi Haberlandt) ausgespannt wurde. Die wiederum nimmt nach langer Funkstille jetzt wieder Kontakt auf, weil sie und Max heiraten wollen - wovon der Maria nichts gesagt hat. Außerdem hat die nie verwunden, dass eine andere Freundin, Johanna (Henny Reents), ihr vor Jahren eine Buchidee geklaut hat und damit zur Bestsellerautorin in Serie wurde - während Maria immer noch nur davon träumt, einmal einen eigenen Roman zu schreiben. Während nun also Ralf und Maria ihren alltäglichen Problemen nachgehen, laufen sie ständig knapp aneinander vorbei. Dabei ist Ralfs Kumpel Jochen (Peter Jordan) seit Monaten heimlich mit Marias Vater Wilhelm (Michael Wittenborn) zusammen und versucht sogar, die Beiden zu verkuppeln. Nur landet Ralf dann natürlich in der falschen Buchhandlung, nämlich der esoterischen von Nikki.

Unterdessen schreiben sich die beiden "Königskinder" zumindest zunehmend flirtige Nachrichten auf Ralfs dreckigem Auto, das der tagelang an der gleichen Ecke parken lässt (und zwar so schlecht, dass Maria zunächst mehrmals mit ihrem Rad dagegen gefahren ist). Dabei spielen Katzenpflaster und Hundeliebe eine gewisse Rolle, wobei sowohl sie als auch er mit Hunden eher schlechte Erfahrungen machen. Schließlich kommt es in Folge 7 zur von den Zusehenden lange erwarteten (Zufalls-)Begegnung (in Köln), wobei beide immer noch nicht ahnen, wen sie vor sich haben. Und die Missverständnisse sind auch nach diesem Abend noch lange nicht zu Ende.

Eigen, aber engagiert: Buchhändlerin und Single Maria (Anke Engelke)
Eigen, aber engagiert: Buchhändlerin und Single Maria (Anke Engelke) Amazon MGM Studios

Die Chemie zwischen Engelke und Pastewka stimmt - und das ist für eine romantische Komödie schon mal das Wichtigste. Umso interessanter, dass die auch funktioniert, obwohl sie bis eben auf die siebte Folge kaum gemeinsame Screentime haben (wenn man von Splitscreens einmal absieht). Aber viele kleine Hinweise machen von Anfang an klar, dass sich ihre Figuren wunderbar verstehen müssten: beide ein bisschen eigen, mit einem seltsamen Sinn für Humor, aber eben auch klaren Wertvorstellungen und kulturellen Vorlieben. Insbesondere bei Anke Engelke wird man (jedenfalls nach jahrelangem Hören ihres Podcasts Wie war der Tag, Liebling?) das Gefühl nicht los, dass ihr diese Rolle auch ein bisschen auf den Leib geschrieben ist.

Schauspielerisch muss man schon feststellen, dass das Niveau etwas ungleich ist: Während es Engelke geschafft hat, sich von der Moderatorin und Komikerin zur ernstzunehmenden Schauspielerin weiterzuentwickeln, bleibt Pastewka in seinen darstellerischen Mitteln doch sehr beschränkt. Ob hier oder in  "Morgen hör ich auf": Er bleibt irgendwie immer Pastewka - dabei aber durchaus sympathisch und zur Identifikation einladend. Unterstützt werden die Haupt- von einem Ensemble hervorragender NebendarstellerInnen: ob (die immer gute) Fritzi Haberlandt als verhuschte Esoterikbuchhändlerin, Jordan und Wittenborn als schwules Paar mit spätem Coming-Out oder Lea Freund als unkonventionelle Tochter.

Späte Begegnung: Ralf und Maria aka "Steve" und "Anita" treffen sich an der Kölner Hotelbar
Späte Begegnung: Ralf und Maria aka "Steve" und "Anita" treffen sich an der Kölner Hotelbar Amazon MGM Studios

Die Gags zünden mal besser und mal schlechter - Deutsche und Comedyserien sind ja immer eine etwas schwierige Kombination. Hier hat man das Gefühl, die AutorInnen mussten sich erstmal eingrooven und einen eigenen Tonfall finden. Das gelingt nach etwas mauem Start mit zunehmender Laufzeit immer besser. Dann sitzen auch die kleinen Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb ("Dann stellt uns Sebastian Fitzek seine drei neuen Romane für unser nächstes Halbjahresprogramm vor.") oder aufs Gefälle zwischen Groß- und Kleinstadt ("Köln ist eben eine Stadt, wo einem alles passieren kann - wie in New York.").

Zwischendurch droht die Serie vielleicht, sich etwas zu sehr in Nebenhandlungen zu verlieren. Auch wirken einige Drehbuchverrenkungen überkonstruiert, wenn schon sicher geglaubte Aufeinandertreffen von Ralf und Maria immer wieder in letzter Sekunde scheitern. Wenn man bereit ist, darüber hinwegzusehen, bekommt man ein gut aufgelegtes Ensemble, reichlich schräge Pointen und eine doch irgendwie anrührende Geschichte. Spätestens wenn Maria und Ralf dann endlich zusammen Totos "Africa" in der Hotelbar singen, sollte einem warm ums Herz werden.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Staffel "Perfekt verpasst".

Meine Wertung: 4/5

Alle acht etwa halbstündigen Episoden stehen ab dem 15. August bei Amazon Prime Video zum Abruf bereit.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Freigeist Fee schrieb am 29.08.2024, 17.19 Uhr:
    Aber halt nur über Amazon Prime..... deutsche Serie mit deutschen Comedians/Schauspielern und dann nur bei Amazon Prime 🤔 echt jetzt?!?! Sind sich Engelke und Pastewka zu fein geworden für den gwöhnlichen Pöbel auf öffentliche rechtliche oder privaten Sendern? Neiiiiin, Bezahlfernsehen soll es sein. Die können mir mal an die Füße fassen. Ich geb nicht mein ganzes Geld für all diese verschiedenen Bezahlfernsehen aus!!! Joyn, RTL +, Netflix, Amazon, Sky, etc., etc. mit ihren eigenen Produktionen von Filmen und Serien. Pffffff
  • Peter_D schrieb am 21.08.2024, 16.37 Uhr:
    Wir sehen es genau anders herum. Pastewka war für uns ne Bank. Enkelke einfach nur langweilig. Wir sind dann nach Folge drei auch ausgestiegen. Aber ist halt Geschmackssache...
  • Batman schrieb am 17.08.2024, 10.28 Uhr:
    wirklich perfekte Unterhaltung, hat sehr viel Spaß gemacht es zu schauen, bei mir 10 von von 5 Sternen, bin mal gespannt ob es eine zweite Staffel gibt ...
  • fca1907 schrieb am 16.08.2024, 18.37 Uhr:
    hab gestern alle folgen angeschaut MEGA!!!!!! Bitte unbedingt ne 2 staffel. Echt Super
  • vw761 schrieb am 16.08.2024, 16.42 Uhr:
    Habe bis E4 gesehen. Kann ich soweit bestätigen, was oben rezensiert wurde...
    Gute Serie, auch in den Nebendarstellern sehr gut besetzt. Man merkt die Spielfreude des Ensembles...